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Julius-Hirsch-Preis

15. September 2009

Immer wieder versuchen Rechtsradikale, den Fußball für ihre Zwecke zu mißbrauchen. Doch viele Fans wehren sich dagegen. Drei Faninitiativen wurden jetzt vom DFB mit dem Julius-Hirsch-Preis ausgezeichnet.

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Fans des Zweitligisten TSV 1860 München (Foto: AP)
Fans von 1860 München engagieren sich gegen RechtsBild: AP
Stefan Rauch von den "Löwenfans gegen Rechts". (Foto: Arnulf Boettcher)
Stefan Rauch von den "Löwenfans gegen Rechts"Bild: DW

Sie nennen sich "Löwenfans gegen Rechts" und setzen sich seit mehr als 15 Jahren gegen Ausgrenzung und Antisemitismus ein. Die Anhänger des Fußball-Zweitligisten 1860 München agieren dabei im Internet und vor allem im Stadion, wie Mitarbeiter Stefan Rauch erläuterte: "Wir stellen uns dazwischen, wenn in unseren speziellen Fanblöcken fremdenfeindliche Sachen auftauchen." Die Initiative hat sich mit kreativen Aktionen einen bundesweiten Ruf in der Fanszene erarbeitet. So haben die "Löwenfans gegen Rechts" während der WM 2006 einen Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau mit Fans anderer Nationen organisiert.

"Sie haben mit Herzblut und Löwenmut die Einnahmeversuche der Nazis zurückgewiesen. Ich bin ein Fan der Löwenfans gegen rechts", sagte Andreas Hirsch, Enkel des Namensgebers, bei der Übergabe des mit 10. 000 Euro dotierten Julius-Hirsch-Preises. Nach den Worten von DFB-Präsident Theo Zwanziger soll die Auszeichnung Ansporn sein für eine klare Positionsbeschreibung für Demokratie und gegen Rechts. "Es geht darum, sich Minderheiten zuzuwenden, sie ein Stück aus dem schweigenden Bereich herauszuholen, und das Ganze mit dem Medium Fußball", betonte Zwanziger.

Weitere Preise für Initiativen aus Jena und Hannover

Fankurve Hannover 96. (Foto: Fanproket Hannover)
Fankurve in HannoverBild: Fanprojekt Hannover

Den zweiten Preis erhielt der Verein "Hintertorperspektive", gegründet von Anhängern des Drittligisten Carl Zeiss Jena. Ziel sei es, ein Bewusstsein zu schaffen für den Fußball als Brücke zwischen Kulturen, Generationen und Subkulturen. Sie bietet die Organisation Jugendlichen Info-Veranstaltungen zur Aufklärung über Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in Schulen und Jugendzentren an. "Hintertorperspektive" vermittelt auch sogenannte "Fanpatenschaften" für Aussiedler und Migranten. "Wir wollen unseren Teil dazu beizutragen, ein Miteinander unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht, Alter oder Hautfarbe entstehen zu lassen. Im Stadion wie im Alltag der Öffentlichkeit", heißt es auf der Internetseite des Vereins.

Auf den dritten Platz wurde das Fanprojekt Hannover gewählt. In Kooperation mit der Universität Hannover, Jugendzentren und Polizei wird derzeit ein Konzept zur Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in die Stadien erarbeitet.

Ehrenpreis für Giovanni di Lorenzo

Verleihung des Julius-Hirsch-Preises 2009 in Hannover. (Foto: Arnulf Boettcher)
Gutgelaunte PreisträgerBild: DW

Den erstmals vergebenen Ehrenpreis erhält Giovanni di Lorenzo. Der Chefredakteur der Wochenzeitung Die Zeit "bezieht in seinem journalistischen Wirken seit vielen Jahren eindeutig und kompromisslos Position gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus“, stellte Thomas Bach, Jury-Mitglied und Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) fest. Der Preis ist nach di Lorenzos Worten "vor allem für das Projekt 'Netzwerk gegen Nazis' wertvoll. Dadurch erfährt es Aufmerksamkeit und ist eine Ermunterung für alle Leute, die dafür schuften und daran teilnehmen", sagte di Lorenzo.

Die Preise werden vom DFB seit 2005 in Erinnerung an Julius Hirsch vergeben. Der jüdische Fußballspieler gab 1911 mit 19 Jahren sein Debüt in der deutschen Nationalmannschaft und wurde zu einem gefeierten Spieler. 1943 wurde er von den Nationalsozialisten nach Auschwitz deportiert und ermordet. Der Jury gehört auch die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, an: "Für mich persönlich ist der Julius Hirsch-Preis besonders wichtig, weil ich immer wieder feststellen muß, dass heutzutage junge Menschen überhaupt keine Kenntnis haben, dass es Juden gab, die auch im Sport Enormes geleistet haben. Und das war der Julius Hirsch in damaligen Zeiten", sagte Knobloch.

Autor: Arnulf Boettcher
Redaktion: Joachim Falkenhagen