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Fukushima-Betreiber bittet Staat um Geld

10. Mai 2011

Zwei Monate nach der Katastrophe im Atomkomplex im japanischen Fukushima hat die Betreiberfirma Tepco staatliche Hilfe beantragt. Mit dem Geld will der Konzern die von dem Reaktorunfall Betroffenen zügig entschädigen.

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Atomkomplex Fukushima (Foto: AP)
Nach der Fukushima-Havarie ist Tepco in NotBild: dapd
Banri Kaieda (Foto: AP)
Industrieminister Banri KaiedaBild: AP/Kyodo News

Tepco-Präsident Masataka Shimizu habe bei Industrieminister Banri Kaieda offiziell um Unterstützung angesucht, teilte ein Sprecher des Unternehmens am Dienstag (10.05.2011) mit. Shimizu erklärte, die Kassen des Konzerns seien leer. Denn Tokio Electric Power (Tepco) rechne im laufenden Jahr mit Mehrkosten von rund 8,75 Milliarden Euro, um die ausgefallene Stromproduktion auszugleichen. Seit der Havarie in Fukushima müsse Tepco verstärkt auf Öl-Kraftwerke ausweichen.

Industrieminister Banri Kaieda ermahnte Tepco, die vom Staat erbetene Summe so klein wie möglich zu halten. Gleichzeitig forderte er den Konzern auf, die Kosten der Katastrophe nicht über eine Erhöhung der Strompreise wieder hereinzuholen.

Weniger Gehalt für Manager

Ein Arbeiter läuft durch einen Gang im Reaktor (Foto: AP)
Arbeiter installieren eine neue Kühlanlage in FukushimaBild: AP

Shimizu will die Managergehälter bei Tepco außerdem auf Druck der Regierung stärker als bisher geplant kürzen. Die Konzernspitze hatte zunächst angekündigt, die Bezüge der Vorstandsmitglieder um die Hälfte zu kappen, Managern ein Viertel und allen anderen Mitarbeitern ein Fünftel weniger Gehalt zu zahlen. Shimizu selbst verzichte bis auf Weiteres auf sein Gehalt. Der Tepco-Chef kündigte zudem energische Umstrukurierungen an. Er wolle unter anderem weitere Anlagevermögen des Konzerns abstoßen.

Die Atomanlage in Fukushima war bei dem Erdbeben und dem anschließenden Tsunami am 11. März schwer beschädigt worden und liegt seitdem still. In mehreren Reaktoren kam es wegen der Unterbrechung des Kühlkreislaufs zu Kernschmelzen, Explosionen und der Freisetzung von Radioaktivität. Die japanische Regierung errichtete im Umkreis von 20 Kilometern um die Anlage eine Sperrzone. Zehntausende Menschen mussten ihre Häuser in dem Gebiet verlassen.

Bewohner dürfen erstmals zurück ins Sperrgebiet

Nachdem am Wochenende bereits Arbeiter in den Block 1 des Atomkraftwerks gelassen wurden, um ein neues Kühlsystem aufzubauen, durften am Dienstag erstmals Bewohner der Sperrzone um Fukushima kurzzeitig in ihre Häuser zurückkehren. 92 Flüchtlinge wurden mit einem Bus der Regierung für zwei Stunden in das Dorf Kawauchi gebracht. Mit weißen Schutzanzügen, Brillen und Handschuhen bekleidet und mit einer 70 mal 70 Zentimeter großen Plastiktasche ausgestattet konnten die Bewohner ihre Häuser betreten, um Habseligkeiten wie Fotos oder Unterlagen mitzunehmen.

Ein Bewohner der Sperrzone um Fukushima durchsucht in Schutzkleidung sein Haus, um Habseligkeiten mitzunehmen (Foto: AP)
Ehemalige Bewohner der Sperrzone durften kurz in ihre HäuserBild: AP/Kyodo News

Die Gegend war zunächst zur Evakuierungszone erklärt worden. Da immer wieder Menschen auf eigene Faust zurückkehrten, erklärte die Regierung die Zone im April schließlich zum Sperrgebiet. Bewohner dürfen nun nur noch mit staatlicher Genehmigung und unter Auflagen in ihre früheren Häuser zurück. Sie werden außerdem anschließend auf radioaktive Strahlen untersucht und müssen unterschreiben, dass sie die Sperrzone auf eigene Verantwortung betreten.

Energiewende in Japan

Als Konsequenz aus der Atomkatastrophe von Fukushima hat der japanische Ministerpräsident Naoto Kan unterdessen angekündigt, die bisherige Energiepolitik zu überdenken. Neben Atomenergie und fossilen Brennstoffen solle verstärkt auch in erneuerbare Energien und Stromsparkonzepte investiert werden. Ziel sei es, den Energiebedarf Japans im Jahr 2030 zur Hälfte aus Atomenergie und zu 20 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken.

Autor: Gönna Ketels (afp, dpa, rtr)
Redaktion: Marion Linnenbrink