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Fukushima: "ernster Störfall"

21. August 2013

Zweieinhalb Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima kämpfen die japanischen Behörden mit dem seither schwersten Zwischenfall an der Anlage. Die Atomaufsicht stufte das neue Leck als "ernsten Störfall" ein.

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Fukushima: Tanks mit kontaminiertem Kühlwasser (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

"Wir befinden uns in einer Situation, in der wir keine Zeit zu verlieren haben", sagte der Chef der Aufsichtsbehörde, Shunichi Tanaka, in Tokio. Es wird befürchtet, dass es noch mehr Lecks an den Auffangtanks geben könnte. Die Atomaufsicht hegt auch erhebliche Zweifel an der Fähigkeit des AKW-Betreibers Tepco, die Lage in den Griff zu bekommen. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) ist eingeschaltet. Sie erklärte, die Situation sei ernst. Die japanische Regierung bezeichnete die Vorgänge als bedauerlich und beteuerte, alles ihr Mögliche zu tun, um für eine Abdichtung der Lecks zu sorgen. China zeigte sich schockiert angesichts der instabilen Lage in Fukushima.

Fukushima: Warnung angehoben

Der Anlagenbetreiber Tepco hatte am Dienstag eingeräumt, dass etwa 300 Tonnen hochgradig verseuchtes Wasser aus einem Tank ausgelaufen seien. Das Leck ist noch immer nicht verschlossen. Der Vorfall soll nun nach dem Willen der Atomaufsicht auf der siebenstufigen internationalen Störfall-Skala Ines mit Stufe drei und damit als "ernsthafter Zwischenfall" bewertet werden. Es wäre das erste Mal seit der Kernschmelze nach dem Erdbeben vor mehr als zwei Jahren, dass Japan eine derartige Warnung ausgibt. Fukushima war der schwerste Atomunfall seit der Katastrophe im ukrainischen Tschernobyl 1986. Im Atomkraftwerk Fukushima war infolge eines Erdbebens und eines Tsunamis Mitte März 2011 das Kühlsystem ausgefallen, woraufhin es in mehreren Reaktoren zur Kernschmelze kam.

Extrem radioaktiv verseucht

Das jetzt ausgetretene Wasser ist nach Angaben der Atomaufsicht so stark verseucht, dass ein Mensch, der sich unmittelbar daneben aufhält, innerhalb einer Stunde das Fünffache der Strahlung abbekommt, die für AKW-Mitarbeiter innerhalb eines Jahres als gerade noch zulässig gilt. Nach zehn Stunden treten erste Anzeichen der Strahlenkrankheit auf wie Übelkeit und ein Rückgang der weißen Blutkörperchen.

Es ist bei weitem nicht die erste Panne, die an dem fast vollständig zerstörten Kraftwerk seit dem GAU auftrat. Tepco war wegen seines Krisenmanagements bereits in der Vergangenheit heftig in die Kritik geraten. Jüngst hatte die Firma eingeräumt, dass radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer geflossen sei. Der Chef der Atomsicherheitsbehörde übte harsche Kritik. "Ich weiß nicht, ob es ein angemessener Vergleich ist, aber es ist wie in der Geisterbahn in einem Vergnügungspark, und wie schon gesagt, es passiert ein Missgeschick nach dem anderen", sagte Tanaka.

re/wl (rtr, ap, dpa, afp)