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"Furchtbarer Preis für den Sieg"

8. Mai 2005

Die Niederlande sind nach Lettland Bushs zweite Station auf seiner Gedenkreise zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Auf dem Soldatenfriedhof Margraten bei Maastricht erinnerte er am Sonntag an die Opfer des Krieges.

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Bild: AP
Soldatenfriedhof Margraten in den Niederlanden George Bush
Bush bei seiner Rede auf dem SoldatenfriedhofBild: AP

"Die Tyrannen auf der Welt haben eine Lektion erfahren"; sagte George W. Bush vor rund 10.000 Menschen auf dem niederländischen Soldatenfriedhof, auf dem mehr als 8000 Soldaten aus den USA und Kanada beerdigt wurden. "Tausende weiße Marmorkreuze und Davidsterne unterstreichen den furchtbaren Preis, den wir für diesen Sieg gezahlt haben", sagte der US-Präsident.

Anders als am Samstag bei seinem Besuch in der ehemaligen Sowjetrepublik Lettland ging Bush nicht auf die sowjetische Besetzung von Teilen Osteuropas nach dem Krieg ein. Nur am Rande erwähnte er aktuelle politische Herausforderungen.

Soldatenfriedhof Margraten in den Niederlanden George Bush
Bush mit der niederländischen Königin BeatrixBild: AP

Bei seinem Besuch in Lettland hatte Bush die "Welle der Demokratisierung" in Osteuropa nach dem Zerfall der Sowjetunion in den Vordergrund gestellt und die sowjetische Besetzung des Baltikums nach dem Sieg über Hitler verurteilt.

"Einmaliger Massenheroismus"

Putin hatte die sowjetischen Truppen daraufhin erneut gegen die Kritik an der Besetzung der baltischen Staaten verteidigt: "Unser Volk hat nicht nur sein eigenes Land verteidigt, es hat elf europäische Staaten befreit", sagte Putin der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Die Welt habe noch nie einen solchen "Massenheroismus" erlebt, sagte der Präsident in einer Rede zur Einweihung eines neuen Kriegsdenkmals in Moskau. In einem Interview mit dem US-amerikanischen Sender CBS empfahl Putin den USA, zunächst demokratische Defizite im eigenen Land zu beheben, ehe sie Gleiches in Russland kritisierten. In diesem Zusammenhang wies er auf seiner Ansicht nach bestehende Demokratiemängel wie die indirekte Wahl des US-Präsidenten durch ein Wahlmännergremium hin.

Treffen mit baltischen Präsidenten

Bush rief in Lettland auch dazu auf, nach vorn zu schauen. An die Adresse Putins gerichtet erklärte der US-Präsident, die Existenz von Demokratien in der Nachbarschaft liege im Interesse Russlands. "Es ist ein Segen, Demokratien an den Grenzen zu haben", sagte Bush nach einem Treffen mit den Staatsoberhäuptern aus dem Baltikum, Vaira Vike-Freiberga (Lettland), Arnold Rüütel (Estland) und Valdas Adamkus (Litauen) in Riga. Die USA hätten die Besetzung und die Unterdrückung der baltischen Staaten durch die damalige Sowjetunion nie anerkannt und akzeptiert und seien sich der schmerzvollen Geschichte des Baltikums bewusst. "Wir werden es nie vergessen", versicherte Bush. Bei allem verständlichen Zorn und bei aller Bitterkeit hofften die USA aber, "dass wir in der Lage sind, uns vorwärts zu bewegen".

George Bush mit Präsidenten von Estland Lettland und Litauen
U.S. President George W. Bush, second right, stands with Baltic leaders from left to right, Estonia's President Arnold Ruutel, Lithuania's President Valdas Adamkus and Latvia's President Vaira Vike-Freiberga after a final media conference in Riga, Saturday May 7, 2005. U.S. President Bush on Saturday saluted the leaders of fledgling democracies in three Baltic nations that endured Soviet oppression for half a century, and said they could help Russian President Vladimir Putin see the benefits of living in a free society. (AP Photo/Mindaugas Kulbis)Bild: AP

Ärger vor der Siegesparade in Moskau

Die Reise nach Lettland kurz vor der Moskauer Feier am Montag, an der Bush teilnimmt, hatte bei Putin Verärgerung ausgelöst, zumal Rüütel und Adamkus zuvor eine Einladung zur Siegesparade mit Blick auf die Geschichte ausgeschlagen hatten. Unmut herrscht im Kreml auch über Bushs Plan, gleich nach der Feier die ehemalige und jetzt unabhängige Sowjetrepublik Georgien zu besuchen. Die Verstimmung über das Reiseprogramm überschattet ein für Sonntagabend geplantes Gespräch zwischen Bush und Putin auf dessen Datscha. (ch)