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Fusion der Container-Riesen

Sebastian Ertinger 23. August 2005

Neues Großunternehmen im Stahlkisten-Transport: Die TUI-Gruppe will die kanadische Reederei CP Ships übernehmen. Der Touristikkonzern möchte damit ein ohnehin verlässliches Standbein ausbauen.

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Richtig rangeklotzt: TUI-Tochter Hapag-Lloyd auf WachstumskursBild: dpa

1,7 Milliarden Euro will der Touristikkonzern TUI für die kanadische Reederei Canadian Pacific Ships (CP Ships) hinblättern. Dank dieses Zukaufs würde die TUI-Tochter Hapag-Lloyd im stark wachsenden Markt der Container-Schifffahrt zum fünftgrößten Unternehmen aufsteigen. Bisher belegt Hapag-Lloyd Platz 13, die Kanadier stehen auf Rang 16. Das Management des Übernahmekandidaten hat seinen Aktionären bereits den Verkauf empfohlen.

TUI hat das Kaufgebot auch erheblich versüßt: Der deutsche Konzern bietet eine Prämie von 24,9 Prozent auf den durchschnittlichen Schlusskurs der CP-Aktie der letzten drei Monate. Das Geld für den Großkauf will TUI mit einer Kapitalerhöhung und durch Kredite aufbringen.

Container-Dampfer statt Kreuzfahrt-Cruiser

TUI kauft kanadische Reederei CP Ships
Bald unter neuer Flagge: Das Containerschiff "Contship Aurora" der kanadischen Reederei CP Ships soll bald für Hapag-Lloyd schippernBild: dpa

Die Flotte von CP Ships zählt 82 mittelgroße Container-Dampfer. Hapag-Lloyd betreibt 57 Großfrachter. Die neue Reederei hätte also 139 Schiffe mit einer Kapazität von mehr als 400.000 20-Fuß-Standardcontainern unter ihrer Flagge. Zum Vergleich: Der ebenfalls neu fusionierte Branchenprimus Maersk Sealand und P&O Nedlloyd kommt auf eine Kapazität von 1,6 Millionen Standardcontainern. Rechnet man die Umsätze von Hapag-Lloyd und CP Ships zusammen, käme ein Gesamtumsatz von 5,7 Milliarden Euro und ein Gewinn von 588 Millionen Euro vor Steuern heraus. Die Aktionäre beider Konzerne müssen dem Projekt noch zustimmen. Auch die Kartellbehörden von Kanada, USA und Europa werden den Zusammenschluss prüfen.

Mit der Übernahme will TUI neben seinem Hauptgeschäftsfeld, dem Tourismus, ein profitableres Standbein stärken. Der Transport der Stahlkisten trägt zwar nur mit 20 Prozent zum Konzernumsatz bei, erwirtschaftet aber 47 Prozent der Gewinne. Durch den Zusammenschluss werde das neue Unternehmen "hervorragend positioniert sein, um am langfristigen Wachstum in der Container-Schifffahrt zu partizipieren", sagt TUI-Chef Michael Frenzel. Ein Sprecher des Verbands Deutscher Reeder sieht die Wachstumschancen skeptischer. "Die Frachtraten haben die Spitze erreicht", sagte er dem "Handelsblatt". "Sie dürften wegen drohender Überkapazitäten bereits im nächsten Jahr zurückgehen."

China-Boom kurbelt Seehandel an

TUI kauft kanadische Reederei CP Ships
Hapag-Lloyd und CP Ships werden zusammen eine Frachtkapazität von 400.000 Standardcontainern habenBild: dpa

"Der Container-Markt ist seit 40 Jahren nahezu ungebrochen gewachsen", sagt Berthold Volk, Professor an der Fachhochschule Oldenburg, im Gespräch mit DW-WORLD. Besonders in den letzten drei bis vier Jahren habe das rasante Wirtschaftswachstum in China dem Container-Geschäft einen weiteren Schub gegeben. Wenn der Boom im Handel mit China anhalte und keine Krisen wie die Vogelgrippe dazwischenkämen, seien weitere Zuwächse zu erwarten.

"Die Verstärkung von Hapag-Lloyd durch CP Ships macht in meinen Augen durchaus Sinn", meint Volk. Die anderen Reedereien würden ebenfalls expandieren. Bisher sei Hapag-Lloyd nur durch eigenes, organisches Wachstum vorangekommen. "Will man in der Branche ganz oben mitmischen, muss man auch durch Zukäufe expandieren", sagt der Seeverkehrs-Experte. CP Ships selbst habe Mitbewerber geschluckt und so seine Position ausgebaut. "CP ist eine Art Gemischtwarenladen aus verschiedenen eingekauften Unternehmen." Weitere Übernahmen in der Container-Branche seien nicht ausgeschlossen.

Unterschiedliche Unternehmenskulturen

Der europäisch-amerikanische Markt gilt als weitgehend konsolidiert. "Künftig muss man das Augenmerk stärker auf Asien richten", sagt Volk. Eine Fusion von amerikanisch-europäischen Reedereien mit asiatischen Konzernen sei aber eher unwahrscheinlich. "Da stehen die unterschiedlichen Unternehmenskulturen im Weg." Hinsichtlich der Betriebskultur sieht Volk keine größeren Probleme für Hapag-Lloyd und CP Ships. "Hapag-Lloyd steht aber vor der Aufgabe, die einzelnen Unternehmen des CP-Konzerns in die eigenen Strukturen einzugliedern."