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Gaddafi triumphiert, seine Gegner zittern

17. März 2011

Die Aufständischen in Libyen drohen ihre letzten Bastionen zu verlieren. Gadddafi aber gibt in Interviews bereits wieder den selbstgerechten Machthaber und verhöhnt den Westen.

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Zwei libysche Aufständische mit einem Flugabwehrgeschütz (Foto: AP)
Die Lage der Aufständischen wird immer kritischerBild: AP

In Libyen müssen die Gegner von Machthaber Muammar el Gaddafi immer mehr Rückschläge einstecken. Die Regierungstruppen rückten nach Berichten des Staatsfernsehens auch auf die Rebellenhochburg Bengasi vor. Die Soldaten stünden "vor den Toren von Bengasi", triumphierte der Sender "El Libya" am Donnerstagnachmittag (17.03.2011). Die Aufständischen teilten mit, dass Bengasi aus der Luft angegriffen worden sei, und hier vor allem der internationale Flughafen. Ein Flugzeug sei von den Gaddafi-Gegnern aber abgeschossen worden.

Kein gutes Zeichen - aus Sicht der Aufständischen - ist auch, dass das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) seine Hilfsteams von Bengasi nach Tobruk verlegt hat. Das bestätigte die Organisation in Genf. Grund sei die unsichere Lage. In der Stadt sei jetzt noch die Schwesterorganisation Roter Halbmond tätig. Das IKRK habe dem Roten Halbmond Lebensmittel und andere lebenswichtige Dinge für bis zu 15.000 Menschen übergeben. Die IKRK-Teams umfassen knapp 100 Helfer, von denen einige auch an den Grenzen zu Libyen Flüchtlinge betreuen.

"Misrata von Rebellen säubern"

Gaddafi-treue Soldaten mit einem Panzer (Foto: AP)
Auf der Siegerstraße: Die Gaddafi-treuen TruppenBild: AP

Die Gaddafi-treuen Truppen errangen laut Staatsfernsehen auch die Kontrolle über die bislang von Rebellen gehaltene Stadt Misrata. Die drittgrößte Stadt Libyens werde nun von Rebellen "gesäubert", hieß es. Misrata hat rund eine halbe Million Einwohner und liegt etwa 200 Kilometer östlich der Hauptstadt Tripolis.

Zudem hatte das Fernsehen die Einnahme der Stadt Adschdabija im Osten Libyens durch Regierungseinheiten verkündet. Doch erklärten Vertreter der Opposition, die von ihr noch gehaltene Stadt mit aller Macht verteidigen zu wollen. Augenzeugen zufolge wurde die Stadt von drei Seiten belagert, zudem seien über mehrere Stunden Angriffe aus der Luft erfolgt. Fernsehbilder zeigten Spuren heftiger Kämpfe entlang wichtiger Zufahrtsstraßen nach Adschdabija. Nach Angaben von Ärzten sind bei den seit Dienstag anhaltenden Kämpfen mindestens 30 Menschen getötet worden. Gaddafis Truppen wurden unterdessen umfangreich mit Nachschub versorgt. Lastwagenkolonnen brachten neue Munition, Raketen und sonstige Vorräte.

Reichlich Nachschub für Gaddafis Truppen

Muammar el Gaddafi in einem Hotel in Tripolis (Foto: AP)
Er scheint die arabische Revolution zu überstehen: Muammar el GaddafiBild: ap

Wegen der Kämpfe in Libyen stieg erstmals auch die Zahl der libyschen Flüchtlinge stark an, wie EU-Krisenreaktionskommissarin Kristalina Georgieva in Brüssel mitteilte. Nachdem bislang fast ausschließlich Arbeitsmigranten oder Flüchtlinge aus anderen afrikanischen Staaten Libyen verlassen hätten, versuchten in den letzten 24 Stunden immer mehr libysche Familien, über die Grenzen nach Ägypten oder Tunesien zu gelangen. "Es handelt sich um Frauen, Kinder, Ältere, die sich in Sicherheit bringen wollen", sagte die EU-Kommissarin.

Gaddafi selbst fühlt sich offenbar wieder sehr stark und lässt den Machthaber alter Prägung heraushängen. "Falls der Westen zu mir kommt und sich für seine Fehler entschuldigt, können wir die guten Beziehungen und die Zusammenarbeit im Erdölgeschäft wieder aufnehmen", sagte Gaddafi in einem Interview, das der englischsprachige TV-Sender Russia Today ausstrahlte. Zu der "Entschuldigung" gehöre auch die Aufhebung der jüngsten UN-Sanktionen gegen Libyen "Priorität bei der Zusammenarbeit werden für uns aber Russland, China und Indien als Partner haben. Wir trauen dem Westen nicht mehr", so Gaddafi weiter.

Druck der USA hinter verschlossenen Türen

Der Weltsicherheitsrat während einer Sitzung (Foto: dpa)
Der Weltsicherheitsrat berät weiter über eine FlugverbotszoneBild: picture alliance/landov

Angesichts der jüngsten Entwicklungen erhöhten auch die USA den Druck auf die Vereinten Nationen. Wie aus Diplomatenkreisen bekannt wurde, forderten die USA bei Verhandlungen hinter verschlossenen Türen die UN dazu auf, einem militärischen Eingreifen zuzustimmen. Um den Vormarsch der Gaddafi-Einheiten zu stoppen, seien Angriffe aus der Luft, zu Land und vom Meer aus notwendig. Den Angaben zufolge will die US-Regierung aber nicht ohne UN-Mandat handeln und nur mit einer breiten internationalen Unterstützung, insbesondere aus anderen arabischen Ländern. Eigene Bodentruppen wolle US-Präsident Barack Obama nicht nach Libyen entsenden.

Das Verteidigungsministerium in Tripolis drohte daraufhin unverhohlen mit Vergeltungsschlägen im Mittelmeerraum. Sollte Libyen von ausländischen Truppen angegriffen werden, würden sowohl zivile als auch militärische Ziele ins Visier genommen, hieß es.

Autor: Stephan Stickelmann (afp,dapd, dpa, rtr)

Redaktion: Dirk Eckert