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Es kommt auf den Panzer an

30. November 2017

Wenn eine Schildkröte auf den Rücken fällt, ist das eine denkbar missliche Lage. Es gibt aber Arten der Galápagos-Riesenschildkröte, die schneller wieder auf die Beine kommen als andere. 

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Galapagos-Riesenschildkröte
Bild: picture alliance/dpa/B. Wüstneck

Das Leben als Riesenschildkröte könnte so entspannt sein. Dumm nur, wenn man auf den Rücken fällt. Ein internationales Forscherteam hat nun herausgefunden: Wie misslich die Lage der umgedrehten Schildkröten wirklich ist, bestimmt die Form des Panzers.

Demnach ist die Galápagos-Riesenschildkröte mit kuppelförmigem Panzer diejenige, die weniger Energie beim Umdrehen braucht als ihre Verwandten mit sattelförmigem Panzer. Diese hingegen seien benachteiligt, wenn es darum geht, wieder auf die Beine zu kommen, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift "Scientific Reports".

Zappeln gegen Kopfstand

Auch die Bewegung beim Aufrichten unterscheidet sich laut Studie je nach Panzerform: Wenn Riesenschildkröten mit einem kuppelförmigen Panzer auf den Rücken gefallen sind, wackeln sie so lange mit Kopf und Füßen, bis sie genügend Schwung zum Umdrehen haben. Ihre Artgenossen mit sattelförmigem Panzer hingegen drücken ihren Kopf vertikal auf den Boden und ruckeln dann mit den Füßen.

Um den Energieaufwand beim Aufrichten messen zu können, erstellte das Team um die Biologin Ylenia Chiari Panzermodelle in 3D. Außerdem ermittelten die Forscher den Massenmittelpunkt zweier lebender Riesenschildkröten. Anschließend berechneten sie am Computer, wie viel Kraft die Tiere brauchen, um sich vom Rücken auf die Beine zu drehen.

Auf den Galapagosinseln leben elf Unterarten der Riesenschildkröte, deren Panzerformen sich grob in kuppel- und sattelförmige aufteilen lassen. Die Tiere bewohnen unterschiedliche Habitate: Während Riesenschildkröten mit sattelförmigen Panzer eher in trockeneren und tiefer gelegenen Gebieten des Archipels zu finden sind, leben jene mit kuppelförmigen Panzern in deutlich feuchteren, kälteren und höheren Regionen.

Mitgedacht von Mutter Natur?

Bislang war man davon ausgegangen, dass die verschiedenen Panzerformen eine Anpassung an unterschiedliche Futterquellen darstellen. Riesenschildkröten mit sattelförmigem Schutzschild sind dank einer Panzerwölbung in der Lage, ihren Kopf deutlich höher an Pflanzen heranzuführen. Die neuen Studienergebnisse könnten jedoch zeigen, dass auch die Fähigkeit, sich wieder aufzurichten, für die evolutionäre Entwicklung der Panzerformen von Bedeutung gewesen ist.

Die Galápagos-Riesenschildkröten wurden in den vergangenen Jahrhunderten von Walfängern als Nahrung gefangen und lebend mit an Bord genommen. Die kuppelförmige Riesenschildkröte (Chelonoidis elephantopus) galt über 150 Jahre als ausgestorben, erst 2015 konnten wieder einzelne Exemplare entdeckt werden. Der Galapagos-Archipel, 1000 Kilometer westlich von Ecuador, gehört zum Unesco-Weltnaturerbe.

hf/fs (dpa)