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Ganz nah am Planungsprozess dran

Lydia Heller2. Juni 2003

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau fördert wirtschaftliches Engagement deutscher Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Dabei setzt die Bank immer mehr auf Strategien der Kooperation.

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Indien gehört zu den Ländern, die von der KfW unterstützt werdenBild: John Hay

Seit den 60er Jahren schon fördert die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Entwicklungszusammenarbeit deutscher Unternehmen in so genannten Entwicklungs- und Schwellenländern. Über 50 Milliarden Euro sind seither insgesamt im Rahmen der finanziellen Zusammenarbeit in diese Regionen geflossen - rund ein Drittel aller Mittel, die überhaupt in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit eingesetzt werden.

Rentabel und nachhaltig

Derzeit arbeitet die KfW in mehr als 1300 Projekten mit über 100 Entwicklungsländern zusammen. 2002 flossen dafür rund 1,3 Milliarden Euro. Arbeitsschwerpunkte: Die Förderung der sozialen und wirtschaftlichen Infrastruktur in den Zielländern und der Ausbau des Finanzsektors. Der Erfolg der Projekte hängt dabei zunehmend davon ab, wie gut es gelingt, die Menschen in den Entwicklungsregionen in die Vorhaben einzubeziehen.

Noch Anfang der 80er Jahre war es durchaus üblich, fertig entwickelte Vorhaben den Zielregionen quasi "überzustülpen" - oft ohne viel Kenntnis der Lebensumstände und der Kultur vor Ort: Im südafrikanischen Sambia beispielsweise stellten seinerzeit Projektplaner den Frauen dort mechanische Ölpressen und Getreidemühlen zur Verfügung, um ihnen die mühevolle tägliche Handarbeit zu erleichtern. Sie investierten eine Menge Arbeit und Fördergelder - geholfen aber haben sie nicht. Denn die neuen Geräte wurden von nun an von den Männern bedient - den Frauen wurden andere körperlich schwere Tätigkeiten zugewiesen. Man wusste in Deutschland einfach nicht, dass in dieser Region Arbeit, die Technologien nutzt, immer Männerarbeit ist. Und es hatte auch niemand gefragt.

Aus Fehlern lernen

Heute ist das für die Projektmanager der KfW nicht mehr als eine Anekdote. Projekte einfach am grünen Tisch zu planen, ohne Kenntnis der kulturellen Eigenheiten und Bedürfnisse der Menschen vor Ort - so etwas gebe es heute nicht mehr, sagt Babette Stein von Kamienski, Abteilungsleiterin bei der KfW. "Heute ist es ganz wichtig, dass die Bevölkerung vor Ort von Anfang an eng in den Planungsprozess einbezogen wird." Nur dann könne gewährleistet werden, dass die Vorhaben auch von der Bevölkerung mitgetragen werden. Seit den 80 Jahren ist daher diese Form der Zusammenarbeit Grundlage der Arbeit der KfW.

Je nach Land und Projekt werden die Menschen in den Zielregionen dabei unterschiedlich stark eingebunden. So wurde Ende der 90er Jahre in Indien ein Projekt zur Gesundheitsvorsorge geplant. Von Anfang an war klar, dass nicht genug Geld vorhanden sein würde, um in jedem Dorf eine Basis-Gesundheitsstation zu bauen. "Damals", so erzählt von Kamienski, "haben wir die Dorfbewohner direkt gefragt, was sie selbst für eine solche Gesundheitsstation zu tun bereit sein würden. Und viele erklärten daraufhin, zum Beispiel Reparaturen selbst durchzuführen, Bettwäsche zu waschen oder einfach für Ordnung zu sorgen."

Auch die Regierungen profitieren

Die lokale Bevölkerung in Entwicklungsentscheidungen einzubeziehen bedeutet allerdings auch immer, dass die dortigen Regierungen einen Teil ihrer Kontrolle abgeben müssen. Aber selbst in zentral verwalteten Ländern wie dem kommunistischen China werden die Menschen inzwischen schon sehr früh an der Planung von Hilfsprojekten beteiligt. "Die lokale Administration erkennt zumeist recht schnell, dass sie selbst von dieser Herangehensweise profitiert", berichtet Josef Stadlbauer, Regionalmanager der KfW. "Erstens stabilisiert sich die soziale Lage und die Lebensgrundlagen für die örtliche Bevölkerung werden sichtbar verbessert. Und zweitens verbessert sich die Einkommenssituation, so dass zum Beispiel von den Bauern auch wieder Steuern und sonstige Abgaben gezahlt werden können", so Stadlbauer.