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Garri Kasparow: "Westliche Staatschefs sind nicht bereit, sich Putins dreister politischen Expansion zu widersetzen"

27. April 2006

Russischer Oppositioneller und Vorsitzender der "Vereinigten Bürgerfront" im Interview von DW-RADIO

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"Putins Position und die Position seiner Administration hängen auch immer von der Reaktion der anderen Seite ab. Was die Beziehungen zum Westen betrifft, so ist offensichtlich, dass die westlichen Staatschefs feige und nicht bereit sind, sich Putins dreister politischen Expansion zu widersetzen." Das sagte der russische Oppositionelle und Vorsitzende der "Vereinigten Bürgerfront", Garri Kasparow, in einem Interview des Russischen Programms von DW-RADIO. Putin spüre diese Schwäche "und versucht natürlich, immer neue Aufmarschgebiete zu erschließen".

Auch nach Schröder sei es zu keinen realen Veränderungen in den deutsch-russischen Beziehungen gekommen, so der Ex-Schachweltmeister. Putin demonstriere wie bisher sowohl den Russen als auch der ganzen Welt, "dass die inneren Angelegenheiten Russlands und sogar die Missachtung elementarster demokratischer Regeln im Ausland sich in keiner Weise auf die Stärke der Position Russlands in der internationalen Arena auswirken". Kasparow weiter: "Wenn alles so bleibt wie bisher, dann wird der Westen noch viele Pillen schlucken müssen. Die heftigste Ohrfeige wird natürlich nach dem G8-Gipfel kommen, wenn die russische Staatsmacht ein Projekt präsentieren wird, damit Putin auf unbestimmte Zeit im Kreml bleiben kann."

Mit Blick auf Aufrufe russischer Oppositionskreise an die USA und andere westliche Länder, das nächste G8-Treffen in Sankt Petersburg zu boykottieren, sagte Kasparow: "Ich weiss, dass es keinen Sinn macht, von westlichen Politikern heute einen drastischen Kurswechsel zu verlangen. Aber deren Besuch in Sankt Petersburg muss an strenge Bedingungen geknüpft werden. Autoritären und totalitären Regimen muss man Grenzen aufzeigen. Es ist klar, dass in Russland eine Kampagne vorbereitet wird, mit dem Ziel, Putin an der Macht zu halten. Wenn westliche Politiker vor dem Gipfel dazu nicht klar und deutlich Stellung nehmen und dort nur die Energiesicherheit diskutieren werden, dann werden sich die westlichen Länder, falls Putins Plan realisiert wird, an der Errichtung der Diktatur in Russland faktisch beteiligen.“
27. April 2006
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