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Gas und Öl aus deutschen Landen

Thomas Mösch1. März 2005

In Deutschland Öl und Gas zu fördern lohnt sich immer weniger, weil die Ausbeutung der schwindenden Vorräte teuer ist. Im Ausland können die deutschen Firmen dafür zulegen.

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Gas: Ein Fünftel kommt aus DeutschlandBild: dpa Zentralbild

Die deutschen Erdöl- und Erdgasproduzenten blicken auf das Jahr 2004 mit gemischten Gefühlen zurück. Zum einen sind sie stolz darauf, dass sie wieder neue, effektivere Techniken zum Einsatz bringen konnten. Und sie konnten die Erdgasproduktion im Ausland um fast zwölf Prozent steigern. Die Auslandsförderung sei aber nur eine Seite der Medaille, sagt der Vorsitzende des Branchenverbandes und Deutschland-Chef von ExxonMobil, Gernot Kalkoffen. In Deutschland selbst holten die Mitglieder des Verbandes gut sieben Prozent weniger als 2003 aus der Erde: "Unsere Produktion ist etwas zurückgegangen, weil wir in Deutschland immer mehr damit kämpfen, die Erschöpfung der Felder zu kompensieren", erläutert Kalkoffen. "Zum anderen sind die Gaspreise nicht so gestiegen wie die Ölpreise."

Immerhin ein Fünftel

Immerhin ein Fünftel des in Deutschland verbrauchten Erdgases kommt aus Deutschland selbst - etwa 14,5 Milliarden Kubikmeter. Doch während die Gaspreise für die deutschen Endverbraucher stark gestiegen sind, zogen die Preise für die Produzenten nur langsam an. Die Entwicklung in Deutschland ist gedämpft durch die stärkere Bewertung des Euros und die zunehmende Abkoppelung des Gaspreises vom Öl, so dass es aus Produzentensicht in Deutschland keine Erhöhung der Erdgaspreise gab.

Verbands-Chef Kalkoffen erklärt, dass das Gas in erster Linie dem Preis für Schwerölprodukte wie Heizöl folge. Die Preise für diese seien aber deutlich weniger gestiegen als die für hochwertige Öle wie die Sorte Brent, aus denen Benzin hergestellt wird.

Immer aufwändiger

Unterdessen müssen die in Deutschland tätigen Öl- und Gasförderer immer mehr investieren, um die Mengen ungefähr auf dem bisherigen Niveau zu halten. Die zunehmende Erschöpfung der Erdgas- und Erdölfelder in Deutschland stellt eine besondere Herausforderung dar. Denn es wird immer schwieriger und aufwändiger, neue Erdgas- und Erdölfelder zu finden. Das wirkt sich auf die Kosten aus. Kleine Felder und große Bohrtiefen bedeuten rückläufige Förderergebnisse und steigende Anforderungen an die Instandhaltung der Produktionsanlagen. Die Unternehmen müssen effektivere und damit teurere Techniken entwickeln, um zum Beispiel Gas-Lagerstätten zu erschließen, die in sehr dichtem Gestein liegen, so genanntes "Tight Gas". Potenziale sieht Kalkoffen in Deutschland sowohl bei der Tight-Gas-Gewinnung als auch bei der Ausbeutung der Öl-Vorräte in der deutschen Nordsee.

In der Nordsee konkurrieren die Öl- und Gasförderer allerdings mit den Betreibern von Windenergie-Parks um Flächen, die nicht aus Umweltschutzgründen vor wirtschaftlicher Tätigkeit geschützt sind. Noch sei unklar, welche Auswirkung es habe, dass die Bundesregierung große Teile der deutschen Nordsee als Schutzgebiete an die Europäische Union gemeldet habe, betonte Kalkoffen.

Der deutsche Anteil sinkt

Da die Möglichkeiten in Deutschland begrenzt sind, investieren die Unternehmen weiter im Ausland. Beim Erdgas legten die Deutschen Öl- und Gasförderer 2004 weltweit deutlich zu. Zwar fördern sie immer noch drei Viertel ihrer Produktion in Deutschland, doch dieser Anteil sinkt. Erdgasförderung im Ausland durch deutsche Unternehmen ist im Wesentlichen in Amerika, in Südamerika, aber auch in der Nordsee und in Nordafrika zu finden. Neben den bisherigen Schwerpunktländern rücken auch Russland und andere GUS-Länder ins Visier der deutschen Erdgasindustrie.

Beim Erdöl kommen schon mehr als vier Fünftel der von deutschen Firmen geförderten Menge aus dem Ausland. Schwerpunktland ist Libyen. Allerdings sank die Erdölförderung deutscher Unternehmen im Ausland erneut leicht. "Das sind kurzfristige Entwicklungen, kleine Schwankungen von Jahr zu Jahr", betont Kalkoffen. "Das haben wir immer gehabt in der Vergangenheit. Das bedeutet aber nicht, dass der langfristige Trend nicht auch weiterhin in die Richtung geht, dass wir mehr Öl im Ausland produzieren werden als in Deutschland."