1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Größte Sorgfalt in Syrien und im Irak

Sturm Peter Kommentarbild App PROVISORISCH
Peter Sturm
30. März 2017

Auch ein schlimmer Zwischenfall wie der Tod vieler Zivilisten bei einem Luftangriff in Syrien kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der militärische Kampf gegen den IS weiter notwendig ist, meint Peter Sturm.

https://p.dw.com/p/2aJka
Syrien Al Mansoura Angebliche Ruine Schule nach Koalition Luftangriff
Diese Schule in Syrien soll durch die Anti-IS-Koalition zerstört worden sein. Die Echtheit des Bildes ist nicht überprüfbar.Bild: airwars.org/Mansoura in its People’s Eyes

Der Bürgerkrieg in Syrien befindet sich schon im siebten Jahr. Ein Ende ist nicht abzusehen. In diesen Jahren sind so ziemlich alle Scheußlichkeiten vorgekommen, die in einem solchen Konflikt beinahe zwangsläufig sind. Von vielen hätte die Welt nie erfahren, wenn es die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte nicht gäbe. Aus dieser - meist zuverlässigen - Quelle stammt jetzt auch die Mitteilung, bei einem Luftangriff auf ein Schulgebäude im Norden Syriens seien mehr als 30 Zivilisten getötet worden. In Deutschland erregt die Meldung vor allem deshalb Aufmerksamkeit, weil Aufklärungsflugzeuge der Bundeswehr zur Zielauswahl beigetragen haben sollen.

Sturm Peter Frankenberger Frankfurter Allgemeine Zeitung
Peter Sturm ist Redakteur der Frankfurter Allgemeinen ZeitungBild: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Erinnerungen an Kundus 2009

Der Vorfall erinnert an einen in Afghanistan vor knapp acht Jahren, als ein Bundeswehroffizier amerikanische Kampfflugzeuge zu zwei Tankwagen dirigierte, die von Taliban gekapert waren. Bei diesem Angriff wurden dann Dutzende Zivilisten getötet, die sich an den Autos mit Brennstoff versorgen wollten. Auch dieser Angriff führte zu erregten Diskussionen, die den Offizier sogar vor Gericht brachten.

Das alles ist schlimm und muss gründlich untersucht werden. Niemand kann behaupten, dass die Bundeswehr und ihre Verbündeten beim Kampf gegen den "Islamischen Staat" - deshalb nämlich ist die Bundeswehr im Nahen Osten engagiert - gezielt Zivilisten ins Visier nehmen. Wenn sie nicht die größte denkbare Rücksicht nähmen, wäre zum Beispiel die Rückeroberung Mossuls vom IS mit ziemlicher Sicherheit schon weiter fortgeschritten. Dass auf der anderen Seite der IS zivile Opfer zumindest billigend in Kauf nimmt, das sie den "heiligen Kriegern" sogar willkommen sind, ist aber auch Teil der Wahrheit.

Populär war das Engagement der Bundeswehr noch nie

Größte Sorgfalt beim Finden militärischer Ziele in Syrien und im Irak ist also zwingend. Aber auch aus einem schlimmen Zwischenfall wie dem in Nordsyrien sollte man nicht den Schluss ziehen, ein Ende des Einsatzes sei der richtige Weg. Populär war das Engagement der Bundeswehr in der Region ebenso wie in Afghanistan in Deutschland nie. Und ganz sicher sind nicht alle Ziele erreicht worden. Die Theorie, der internationale Terrorismus sei erst durch das westliche Eingreifen in Afghanistan und anderswo entstanden, ist durch nichts belegt. Niemand hat Spaß am Krieg. Aber es gibt Situationen, in denen es ganz ohne Militär nicht geht.

Sie können unterhalb dieses Artikels einen Kommentar abgeben. Wir freuen uns auf Ihre Meinungsäußerung!