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Gauck: Ende der NS-Herrschaft gemeinsam feiern

5. Mai 2012

Als erster Deutscher und als erstes ausländisches Staatsoberhaupt hat Bundespräsident Gauck in den Niederlanden zum Tag der Befreiung von den Nazis gesprochen. Dabei gedachte er der NS-Opfer im Nachbarland.

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Bundespräsident Joachim Gauck spricht in Breda in ein Mikrofon (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Bei dem Festakt in der Stadt Breda betonte Gauck: "Gerade weil wir Deutsche uns der Last und der Schuld der Geschichte gestellt haben, gilt für uns, gilt auch für mich: Wir feiern gemeinsam mit allen die Befreiung vom nationalsozialistischen Joch."

Dank für Vertrauen in Deutschland

Gauck wies daraufhin, dass er im Jahr 1940 geboren wurde, "dem Jahr, in dem die Niederlande Opfer der deutschen Großmachtpolitik und des deutschen Rassenwahns wurden". Es sei für einen Deutschen wie ihn daher nicht selbstverständlich, dass er diese Ansprache halten dürfe. Das ihm und Deutschland entgegengebrachte Vertrauen sei "ein Geschenk, das wir nicht vergessen werden", versprach der Bundespräsident.

Gauck erinnerte an die Juden, die auch in den Niederlanden der Ausrottungspolitik Hitlerdeutschlands zum Opfer gefallen sind. Von Sommer 1942 an hatten die Nazis mehr als 100.000 der etwa 140.000 in den Niederlanden lebenden Juden in die Vernichtungslager deportiert. Nur 5000 überlebten. Gauck wies daraufhin, dass unter den Opfern auch viele Deutsche waren, die vor den Nazis in das Nachbarland geflohen waren, wie das jüdische Mädchen Anne Frank, dessen nach dem Krieg veröffentlichtes Tagebuch weltbekannt wurde.

Vorbild Widerstandskämpfer

Der Bundespräsident gedachte auch der hunderttausenden Niederländer, die zum Arbeitseinsatz nach Deutschland deportiert wurden, und würdigte die Widerstandskämpfer, deren Vorbild noch heute wichtig sei. "Denn wir lernen aus den Zeiten von Krieg und Verfolgung, wozu die Spezies Mensch fähig ist. Im Bösen, aber auch im Guten", betonte das deutsche Staatsoberhaupt.

Im Rahmen des niederländischen Gedenktages werden Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt am Abend in Amsterdam mit König Beatrix ein Konzert besuchen. Zum Abschluss des Tages steht eine gemeinsame Bootsfahrt auf dem Programm.

Deutsche Kapitulation am 5. Mai

Die Niederlande feiern den Tag der Befreiung von der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten alljährlich in Erinnerung an den 5. Mai 1945, als Vertreter der deutschen Wehrmacht in Wageningen bei Arnheim die Kapitulationsurkunde für das Gebiet der Niederlande unterzeichnet hatten.

Deutsche Wehrmachtsoldaten in den Niederlanden Foto: "picture alliance/akg-images")
Deutsche Wehrmachtsoldaten in den NiederlandenBild: picture alliance/akg-images

Im Rahmen ihrer Westoffensive im Zweiten Weltkrieg hatten die deutschen Truppen das neutrale Nachbarland im Mai 1940 überfallen. Angesichts der deutschen Übermacht kapitulierten die niederländischen Streitkräfte nach wenigen Tagen. Die damalige Königin Wilhelmina floh mit der Regierung ins Exil nach London.

Das von Adolf Hitler zum Reichskommissar des besetzten Landes ernannte SS-Mitglied Arthur Seyß-Inquart verfolgte eine brutale Ausbeutungs- und Unterdrückungspolitik. 1946 wurde er im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess zum Tode verurteilt und hingerichtet.

wl/ml (dpa,afp,dapd,rtr)