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Gaz de France vor Suez-Fusion mit Rekordgewinn

12. September 2006

In Frankreich setzen Gewerkschafter und Parlamentarier aus der Opposition alle Hebel in Bewegung, um eine Fusion der Energie-Konzerne GDF und Suez zu verhindern. Vor allem setzen sie auf einen Regierungswechsel.

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Frankreichs Regierung wollte es so: Premier de Villepin (2. v. r.) verkündete im Februar die FusionspläneBild: AP

Der staatliche französische Energiekonzerns Gaz de France (GDF) hat mit einem überraschend hohen Gewinn unter Gewerkschaftern den Vorwurf reinen Profitdenkens provoziert. Die Gewerkschaften vertreten die Auffassung, in dem Gewinn sei bereits die Vorwegnahme der Privatisierung von GDF zu erkennen. Westeuropas größter Gasversorger soll nach seiner Privatisierung mit dem gleichfalls privaten Konkurrenten Suez verschmolzen werden.

GDF steigerte im ersten Halbjahr 2006 seinen Überschuss um 44 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr würden jetzt gut 2,2 statt 2,0 Milliarden Euro Gewinn angepeilt, teilte GDF am Dienstag (12.9.2006) in Paris mit. Der Umsatz stieg um 37 Prozent auf 15,2 Milliarden Euro, davon 40 Prozent im Ausland.

Logo von Suez SA
Unter diesem Logo firmiert die Suez AGBild: AP

Preise ohne Grenzen

Die Gewerkschaft erwartet nach der Fusion mit Suez eine völlige Preisfreigabe auf dem Gasmarkt. Wegen der Verteuerung der Erdgasbezüge aus Russland und Algerien waren die staatlich geregelten Gaspreise in Frankreich binnen Jahresfrist bereits um 26 Prozent angehoben worden. GDF-Chef Jean-Francois Cirelli fordert jedoch noch mehr: Der Konzern habe wegen der staatlichen Preisbremse im ersten Halbjahr 331 Millionen Euro weniger eingenommen als zur Kostendeckung nötig sei. Sollte GDF ein Privat-Unternehmen werden, könnte es sich von Verbrauchern holen, was es will, fürchten die Gewerkschafter.

In der Nationalversammlung liefern sich derzeit Regierung und Opposition heftige Gefechte um das GDF-Gesetz. Dieses sieht ein Abschmelzen des Staatsanteils von 80 Prozent auf die Sperrminorität von 34 Prozent vor. Erst danach wäre eine Fusion möglich.

Hoffen auf die Wahlen im Mai

Um das Gesetz zu verhindern, haben die Linksparteien die erstaunliche Zahl von 137.629 Änderungsanträgen eingebracht. Dennoch will die Regierung die Debatte am 22. September abschließen. Die geplante Fusion wird vor allem von Ministerpräsident Dominique de Villepin vorangetrieben. Er will damit eine Übernahme von Suez durch den italienischen Konkurrenten Enel verhindern.

Die Gewerkschaften mobilisierten am Dienstag Zehntausende Demonstranten gegen das Gesetz. Ein Fünftel der GDF-Mitarbeiter und jeder siebte Mitarbeiter des Schwesterkonzerns EDF legten die Arbeit nieder. Regierungssprecher Jean-Francois Cope wurden Strom und Gas abgedreht. Nach Umfragen sind 81 Prozent der Franzosen dafür, dass der Staat die Mehrheit am Gasversorger behält. GDF argumentiert, die Fusion mit Suez sei eine "ausgezeichnete Chance für GDF, seine Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre" und schaffe die Basis für "weiteres beschleunigtes Wachstum".

Sind die Hürden für die geplante Fusion nicht bald aus dem Weg geräumt, wäre sie kaum noch vor der Präsidentschaftswahl im Mai 2007 möglich. Die mögliche Präsidentschaftskandidatin der Sozialisten, Segolene Royal, sprach nach eigenen Angaben bereits mit Italiens Regierungschef Romano Prodi über das Thema. Beide seien der Auffassung, dass eine Kooperation zwischen den Konzernen aus Frankreich und Italien zur Bildung "europäischer Champions" eine gute Alternative zur GDF-Privatisierung sei, erklärte sie. (mas)