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Gbagbo in Den Haag eingetroffen

30. November 2011

Der gestürzte Präsident der Elfenbeinküste ist an den Internationalen Strafgerichtshof überstellt worden. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.

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Ehemaliger Präsident der Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo (Foto: picture-alliance / landov)
Laurent Gbagbo soll für seine Gewalttaten büßenBild: picture alliance / landov

Das Flugzeug des früheren ivorischen Staatschefs Laurent Gbagbo landete am frühen Mittwochmorgen (30.11.2011) auf dem Airport Rotterdam-Den Haag in den Niederlanden. Von dort wurde der 66-Jährige in den Gefängniskomplex des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag gebracht.

Das Gericht hatte am Dienstag einen Haftbefehl gegen Gbagbo ausgestellt. Er muss sich wegen schwerer Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten.

Menschenrechtler warnen vor Siegerjustiz

Derzeitiger Präsident der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara (Foto: picture alliance / dpa)
Auch seine Soldaten sind nicht schuldlos: Staatschef Alassane OuattaraBild: picture alliance / dpa

Nach einer umstrittenen Wahl im vergangenen Jahr hatte sich der damalige Präsident Gbagbo geweigert, das Amt an den international als Sieger anerkannten Oppositionsführer Ouattara abzugeben. Die anschließende Gewalt im Land kostete rund 3000 Menschen das Leben. Im April wurde Gbagbo schließlich nach zehn Jahren Präsidentschaft gestürzt. Er stand seitdem in Korhogo unter Hausarrest.

Menschenrechtsaktivisten begrüßten den Haftbefehl gegen Gbagbo, warnten jedoch auch vor einer Siegerjustiz, die sich lediglich gegen ihn und seine Anhänger richte. Während der monatelangen bewaffneten Auseinandersetzungen nach der Wahl Ende 2010 hätten sowohl die Truppen Gbagbos als auch die Anhänger des Wahlsiegers Ouattara Verbrechen begangen. Die Opfer der Truppen von Präsident Ouattara verdienten ebenfalls Gerechtigkeit.

Gbagbo-Anhänger sagen Wahlteilnahme ab

Mensch vor zerstörtem Haus (Foto: picture alliance / dpa)
Verwüstung und tausende Tote waren die Bilanz der Kämpfe nach der WahlBild: picture alliance/dpa

In der Elfenbeinküste sind in anderthalb Wochen Parlamentswahlen geplant. Mehrere Gbagbo-treue Parteien kündigten ihren Rückzug von der Wahl an und gaben zur Begründung an, die Überstellung Gbagbos laufe dem Versöhnungsprozess im Land zuwider.

Gbagbo ist der erste ehemalige Staatschef, der vom Internationalen Strafgerichtshof in Gewahrsam genommen wird. Gegen den sudanesischen Präsidenten Omar al-Baschir liegt zwar eine Klage in Den Haag vor, doch der Staatschef konnte sich seiner Festnahme bislang entziehen.

Dem liberianischen Expräsidenten Charles Taylor und dem früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic war vor Sondertribunalen der Prozess gemacht worden.

Autor: Thomas Grimmer (dapd, afp, dpa)
Redaktion: Walter Lausch