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Gebremstes Wachstum

28. Juni 2002

- Tschechiens Wirtschaft wartet auf Impulse von außen

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Prag, 27.6.2002, PRAGER ZEITUNG, deutsch

Ernüchterung macht sich in Tschechien breit. Die Statistik straft die überschwänglich optimistischen Prognosen Lügen. Tschechiens Wirtschaft wächst von Quartal zu Quartal langsamer. Das Tschechische Statistische Amt vermeldet für das erste Quartal dieses Jahres ein Wachstum von 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Wie das Amt weiter mitteilt, beläuft sich der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gegenüber dem ersten Quartal 2001 damit auf 2,5 Prozent. Im Vorquartal hatte die Jahreswachstumsrate revidiert 2,7 Prozent betragen. Die Zunahme des BIP liegt deutlich unter den Erwartungen der Experten, die ein Wachstum zwischen drei und 3,4 Prozent vorhergesagt hatten.

Die Analysten der Volksbank CZ vermerken dazu, dass dies das schwächste Wachstumstempo seit dem vierten Quartal 1999 ist. Positiv heben die Experten hervor, dass die Investitionen in Maschinen und Einrichtungen - entgegen dem weltweiten Trend - um 7,6 Milliarden Kronen (1 Euro = ca. 29,6 Kronen - MD) gestiegen seien. Auch die privaten Haushalte hatten wieder kräftig ins Portemonnaie gegriffen.

Der Analyst der HVB Bank verweist wiederum auf die enge Verzahnung der einheimischen Wirtschaft mit der internationalen Entwicklung. Die weltweite Rezession habe auch Tschechiens exportabhängige Wirtschaft beeinflusst. Die internationale Nachfrage habe nachgelassen.

Erwartungen knüpfen sich an einen Start der Nachfrage in der Europäischen Union. Die anhaltend starke Krone bremst jedoch die Nachfrage gerade aus dem EU-Raum. Das zweite Quartal werde deshalb, so Marie Bohata, Chefin des Statistischen Amtes, ähnlich abschneiden wie das erste. "Ein Wachstum von 2,4 Prozent ist möglich", urteilt die Chefin des Statistischen Amtes nüchtern.

Im Vergleich mit den anderen EU-Kandidaten schneidet Tschechien wenig zufriedenstellend ab. Die Slowakei erreichte einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gegenüber dem ersten Quartal 2001 von 3,9 Prozent, Ungarn immer noch 2,9 Prozent. Polen steckt in einer Rezession und konnte lediglich ein Wachstum von 0,9 Prozent erreichen.

Der Euro-Krone Markt war in dieser Woche ruhig - trotz der Veröffentlichung verschiedener Rahmendaten. Das Ergebnis der Parlamentswahlen hatte dabei wenig Einfluss auf die tschechische Währung. Mit dem Sieg der Sozialdemokraten wird von einer Fortsetzung der bisherigen Wirtschaftspolitik ausgegangen. Leicht beeindruckt vom geringer als erwarteten BIP, schloss die Krone bei 30,30. Im Vergleich zum Dollar erreichte die Krone ihren höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren, indem sie die Marke von 32,00 überschritt. Am Ende der Woche wurde sie bei 31,40 gehandelt. (...) (fp)