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Gedenken an Beginn des Zweiten Weltkriegs

1. September 2009

Am 1. September 1939 überfällt Nazi-Deutschland Polen. Der brutalste und folgenschwerste Krieg in der Geschichte der Menschheit beginnt. 70 Jahre danach wird in Danzig der Ereignisse gedacht.

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Geschützfeuer aus dem deutschen Kriegsschiff (Foto: 1939)
Das deutsche Kriegsschiff "Schleswig- Holstein" beschießt am Morgen des 01.09.1939 die Westerplatte bei DanzigBild: picture-alliance / akg

Polen, Deutschland, Frankreich und Russland haben an diesem Dienstag (01.09.2009) gemeinsam in Danzig an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren erinnert. Rund 60 Millionen Menschen sind damals bis zum Kriegsende 1945 getötet worden.

Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk begrüßte am Nachmittag auf der Westerplatte bei Danzig zahlreiche Spitzenpolitiker, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel und den russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin. Bei der anschließenden Hauptgedenkveranstaltung mit Staatsgästen aus 20 Ländern sprachen neben Tusk und Merkel unter anderem auch Polens Präsident Lech Kaczynski und der schwedische Regierungschef Fredrik Reinfeldt als EU-Präsident.

Merkel unterstrich in ihrer Rede die deutsche Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg. Sie sagte, das nationalsozialistische Deutschland habe unermessliches Leid über Polen und viele Völker Europas gebracht. Sie verneige sich vor den 60 Millionen Opfern. Die Kanzlerin fügte hinzu, es sei ein Wunder, dass sich Europa von einem Kontinent des Schreckens in einen Kontinent der Freiheit und des Friedens verwandelt habe.

Polen ehrt Kriegsveteranen

Die Gedenkfeier begann bereits in der Nacht: Von 04.45 Uhr an ehrten Mitglieder der polnischen Führung, Diplomaten und Kriegsveteranen auf der Halbinsel Westerplatte bei Danzig (Gdansk) die damaligen Verteidiger. Gemeinsam gedachten sie des siebentägigen Abwehrkampfes von rund 180 Polen gegen 3500 deutsche Soldaten. Unter den Teilnehmern der Gedenkveranstaltung war auch Polens Präsident Lech Kaczynski. Im Morgengrauen des 1. September 1939 hatte das deutsche Kriegsschiff "Schleswig-Holstein" ein zur Festung ausgebautes polnisches Munitionsdepot auf der Westerplatte beschossen.

Warnung vor Geschichtsverfälschung

Kaczynski vor Soldaten (Foto: AP)
Polens Präsident Kaczynski: 'Kampf der Schwachen gegen die Starken'Bild: AP

Der polnische Ministerpräsident Tusk warnte, die Geschichte dürfe nicht vergessen oder verfälscht werden. "Ohne aufrichtiges Gedenken werden weder Europa noch Polen oder die Welt jemals in Sicherheit leben können", mahnte Tusk. Zugleich versicherte er, sein Land wolle die Erinnerung an den deutschen Überfall von 1939 sowie den Einmarsch der Sowjetunion etwas später nicht gegen andere verwenden. Er sprach sich nochmals für ein "gemeinsames Gedenken" aller Kriegsteilnehmer aus. Dies könne eine bessere Friedensgarantie sein als "Panzer, Gewehre und Militärregimente". Der Regierungschef erinnerte auch an die "Millionen Kriegsopfer aus allen Nationen".

Tusk mit Wachsoldaten und polnischen Fahnen (Foto: AP)
Ministerpräsident Tusk bei der Gedenkfeier zum Ausbruch des Zweiten WeltkriegsBild: AP

Der polnische Präsident Lech Kaczynski würdigte alle Soldaten, "die im Zweiten Weltkrieg gegen Nazi-Deutschland und den bolschewistischen Totalitarismus gekämpft haben". Die Westerplatte sei ein Symbol des "heroischen Kampfes der Schwachen gegen die Starken". Er beschuldigte die Sowjetunion der Aggression gegen sein Land im September 1939. In dem Jahr habe Polen am 17. September einen "Messerstich in den Rücken" erhalten. Er verwies auf den Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939 als Ursache des sowjetischen Vorgehens. In dem Pakt hatten sich beide Seiten auf die gewaltsame Aufteilung Osteuropas und somit auch Polens verständigt. Am 17. September 1939 marschierte die Rote Armee in Polen ein.

Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin bezeichnete den Hitler-Stalin-Pakt als "unmoralisch". In einem Beitrag für die polnische Zeitung "Gazeta Wyborcza" warf Putin zugleich Frankreich und Großbritannien vor, damals ebenfalls Vereinbarungen mit den deutschen Nationalsozialisten unter Adolf Hitler getroffen zu haben. Der Beitrag Putins wurde von Beobachtern als Versuch gewertet, die Beziehungen zwischen Moskau und Warschau zu entspannen.(hp/rri/gri/dpa/afp/ap)