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Gedenkfeiern für MH17-Abschuss-Opfer

17. Juli 2015

Jahrestag der Trauer: Am 17. Juli 2014 endete Flug MH17 über der Ostukraine. Bohrende Fragen überschatten das Gedenken: Wer schoss die Passagiermaschine ab? Ein neues Handy-Video sorgt für Aufsehen.

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In Verbundenheit: Familienangehörige am Mahnmal für die MH17-Opfer in Canberra/Australien (Foto: AP)
In Verbundenheit: Familienangehörige am Mahnmal für die MH17-Opfer in Canberra/AustralienBild: picture-alliance/AP Photo/D. Gray

Eine "große Zahl von Objekten" habe das Flugzeug "mit hoher Geschwindigkeit" von außen durchdrungen - so neutral formuliert der vorläufige Ermittlungsbericht aus den Niederlanden das Ereignis, das am 17. Juli 2014 Flug MH17 ein jähes Ende setzte. Im Klartext bedeutet dies: Die Passagiermaschine mit 298 Menschen an Bord wurde abgeschossen. Keiner der Insassen überlebte.

Am Jahrestag des Ereignisses kommen Trauer und Empörung zusammen. Die Niederlande, die die meisten Opfer zu beklagen haben, ehren an diesem Freitag die Toten. Zur Gedenkfeier der Angehörigen kamen auch Ministerpräsident Mark Rutte sowie Botschafter anderer Länder, die ebenfalls Staatsbürger bei dem Unglück verloren haben. Rutte sagte, er denke "noch jeden Tag an die Katastrophe".

"Vorsätzlich abgeschossen"

In Australien, woher 38 Insassen der Maschine stammten, enthüllte Premier Tony Abbot ein Mahnmal, das an den Absturz erinnert. Anwesenden Familienmitgliedern standen Tränen in den Augen. Vor der Zeremonie sagte Abbott dem Sender ABC, das Flugzeug sei "vorsätzlich" von Rebellen abgeschossen worden, die mit russischer Unterstützung gehandelt hätten.

Auch für den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko steht fest, "die Hochtechnologiewaffe, mit der das Flugzeug abgeschossen wurde", habe "nur aus Russland in die Hände der Terroristen gelangen" können. Dies sei allein auf "direkten Befehl" der höchsten politischen und militärischen Führung des Nachbarstaates möglich gewesen, so Poroschenko.

Uniformierte tragen Blumengestecke auf einer Gedenkfeier zum Jahrestag des Abschusses der Boeing 777 (Foto: dpa)
Australien ehrt die Toten: Gedenkfeier zum Jahrestag des Abschusses der Boeing 777Bild: picture-alliance/dpa/L. Coch

Bohrende Fragen überschatten weiter die Trauer: Wer trägt die Schuld für die Katastrophe? Wie genau ist es dazu gekommen? Noch immer werden neue Details veröffentlicht. Ein australisches Medienhaus hat anlässlich des Jahrestages ein Video präsentiert, das prorussische Separatisten kurz nach dem Absturz an der Unglücksstelle zeigen soll.

"Wer hat ihnen erlaubt, durch den Korridor zu fliegen?"

In dem kurzen Film, der offenbar mit einem Mobiltelefon aufgezeichnet wurde, sind brennende Wrackteile sowie Koffer zu sehen. Mehrere Männer, anscheinend Kämpfer der Separatisten, öffnen Rucksäcke, ziehen Kleidung heraus und nehmen elektronische Geräte in Augenschein.

Dabei sollen auch Telefonate zu hören sein, in denen geschildert wird, es handele sich um ein ziviles Flugzeug, und die Toten seien Ausländer. "Wer hat ihnen erlaubt, durch diesen Luftkorridor zu fliegen?", fragt einer laut Übersetzung. Australiens Außenministerin Julie Bishop sagte: "Es ist widerlich, das anzuschauen." Allerdings könne sie das Material nicht verifizieren.

"298 Unschuldigen muss Gerechtigkeit widerfahren"

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier verlangt eine "lückenlose Aufklärung" der Katastrophe. Diejenigen, die "direkt oder indirekt" verantwortlich seien, müssten dafür zur Rechenschaft gezogen werden, erklärte Steinmeier. Unter den Opfern waren auch vier Deutsche.

Ähnlich wie Steinmeier äußerte sich die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini. Die Europäische Union unterstütze die Bemühungen, einen bindenden und glaubwürdigen Rahmen zur Strafverfolgung zu schaffen, sagte Mogherini.

Mehrere Staaten fordern ein Tribunal der Vereinten Nationen, das die Hintergründe des Absturzes erhellen soll. Wie zuvor schon die Niederlande unterstützt inzwischen auch Großbritannien einen solchen Vorstoß Malaysias, wo die betroffene Airline ihren Sitz hat. Den "298 Unschuldigen, die ihr Leben verloren", müsse Gerechtigkeit widerfahren, sagte Außenminister Philip Hammond.

Karte Flug MH17

"Verfrüht und kontraproduktiv"

Russlands Präsident Wladimir Putin hingegen hatte sich in einem Telefonat mit dem niederländischen Premier Rutte am Donnerstag massiv gegen Pläne für ein UN-Tribunal gewandt. Der Vorschlag sei "verfrüht und kontraproduktiv", teilte der Kreml mit. So bildet sich auch im Verlauf der Ermittlungen die Spaltung zwischen Moskau und dem Westen angesichts des Ukraine-Konflikts ab.

Die Boeing 777 war am 17. Juli auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur, als sie über dem umkämpften Gebiet der Ostukraine abstürzte. Nach bisherigen Ermittlungen wurde die Maschine von einer Luftabwehrrakete getroffen. Während die ukrainische Regierung und der Westen prorussische Rebellen hinter dem Abschuss vermuten, sieht Moskau die Verantwortung bei Kiew.

jj/kle (dpa, afp, rtr)