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Mexiko ist zweitgefährlichstes Land für Journalisten

21. April 2009

Mit Einschüchterungen, Bedrohung und sogar Ermordung wird in Mexiko versucht Journalisten mundtot zu machen. Welche Gefahren auf die Medienvertreter erklärt Anja Viohl von "Reporter ohne Grenzen" im Interview.

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2008 wurden in Mexiko 30 Reporter und Journalisten ermordet
Protest-Aktion gegen Zensur und Einschüchterung der Medien in Mexiko im Mai 2007 Foto: APBild: AP

DW: Morde, Anschläge, Einschüchterungsversuche: Bedrohungen von Journalisten sind in Mexiko an der Tagesordnung. Wie wirkt sich dieses Klima der Angst denn auf die Arbeit der Journalisten aus?

Viohl: Die Journalisten leben in einer sehr prekären Situation. Sie sind Bedrohungen und Repressionen ausgesetzt. Gerade Journalisten, die über Drogenhandel berichten und investigativ die kriminellen Strukturen dahinter aufdecken gehen das Risiko ein, Angriffe oder Drohungen ausgesetzt oder sogar ermordet zu werden. Eine Folge davon ist Selbstzensur. Denn wer mehrmals Drohungen erhalten hat, überlegt sich schon, ob er das Thema weiterbehandeln soll oder sogar seinen Job weiter ausüben soll.

Besonders gefährlich ist die Situation in der mexikanische Stadt, Ciudad Juarez, im Norden. Da hat es im vergangenen Jahr eine regelrechte Fluchtwelle von Journalisten gegeben. Der Konflikt hat sich zwischen den Drogenkartellen und der Regierung zugespitzt.

Viele Journalisten flüchten aus der Region und einige sogar über die Grenze nach Nordamerika. Und dort erwartet sie auch Repressionen. Ein Beispiel ist der Journalist Emilio Gutierrez Soto, der geflüchtet ist, nachdem er mehrere Drohungen erhalten. Und dann haben auch noch rund 50 bewaffnete Männer sein Haus durchsucht. Daraufhin ist er geflohen mit seinem Sohn. Er hat die Grenze nach Texas überquert und wurde dann prompt von den Beamten der US-amerikanischen Einwanderungsbehörde verhaftet.

Die Lage ist prekär. Auf der Rangliste von „Reporter ohne Grenzen“ aus dem Jahr 2008 steht Mexiko auf dem 140. Platz von insgesamt 173 Staaten weltweit. Seit dem Jahr 2000 sind mindestens 46 Menschen ums Leben gekommen. Und Mexiko ist auch weltweit das Land mit der größten Zahl verschwundener Journalisten. Seit 2003 werden mindestens acht Reporter vermisst.

Protestaktion von "Reporter ohne Grenzen"
Immer wieder macht "Reporter ohne Grenzen" auf fehlende Pressefreiheit aufmerksam wie hier im Mai 2008 in Berlin Foto: APBild: AP

DW: In vielen Ländern in denen es um die Frage der Pressefreiheit geht, sind es staatliche Organe, die die Meinungsäußerungen der Presse einschränken. Wie stellt sich das in Mexiko dar?

Viohl: Die größte Gefahr geht von den bewaffneten Gruppen und den Drogenhändlern aus. Sie schüchtern gezielt Reporter ein, entführen sie oder ermorden sie sogar. Man muss aber auch sagen, dass diese Angriffe gegen Journalisten unserer Meinung nach auch immer noch nicht ausreichend durch Justiz und Behörden geahndet werden.

Ein Grund kann natürlich auch sein, dass einige Vertreter von Politik Behörden oder sogar Justiz von den Rauschgiftkartellen korrumpiert werden. Die wenigsten Morde werden aufgeklärt. Die wenigsten Journalisten unterstehen einem ausreichenden Schutz. Wenn sie Drohungen erhalten haben müssten sie eigentlich unter Polizeischutz gestellt werden. Das ist in vielen Bundesstaaten noch nicht ausreichend gewährleistet. Es gibt zwar zum Beispiel einen speziellen Staatsanwalt, der mit Angriffen auf Medien befasst ist. Unserer Meinung nach spielt er aber die Gefahren für Journalisten herunter. (…) Und auch uns wird diesem Staatsanwalt vorgeworfen von , die Lage zu dramatisieren.

Interview: Mirjam Gehrke

Redaktion: Stephanie Gebert