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Gefährlicher Atomschrott

9. Juli 2002

Russland soll mit internationaler Hilfe von alten Atommüllbeständen aus den Zeiten des Kalten Krieges befreit werden. In Brüssel stellten Vertreter Russlands und der Europäische Union ihre Säuberungspläne vor.

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Gefährlicher Müll: ein altes Atom-U-Boot in RusslandBild: AP

1,8 Milliarden Euro nehmen die EU, Russland und weitere Ostsee-Staaten in die Hand, um radioaktive Abfälle zu beseitigen. 110 Millionen Euro sollen sofort bereitgestellt werden, damit besonders dringende Vorhaben realisiert werden können. Vor allem die Reinigung der Umwelt in Osteuropa, insbesondere rund um die Ostsee und die Barentssee, soll damit damit vorangetrieben werden.

Weiteres Geld wird dem Beschluss der beiteiligten Staaten zufolge in die sogenannte "Nordeuropäische Umwelt-Partnerschaft" (NDEP) fließen. Dieses Programm soll die dringlichsten Umweltprobleme in Angriff nehmen. Zusätzlich zur Reinigung der Ostsee und der Barentssee will die Initiative ein Drittel des Budgets in die Beseitigung des Atommülls in Russland investieren. Dieser schlummernde Schrott aus Zeiten des Kalten Krieges lagert meistens in ungeschützten und undichten Behältern.

Chris Patten, EU-Kommissar für Auswärtige Beziehungen, warnte in Brüssel vor den Gefahren infolge der unzureichenden Lagerung des Atommülls. Künftige Generationen würden uns nicht vergeben, wenn wir jetzt scheitern, sagte Patten.

Gefahr durch "schmutzige Bomben"

Das Engagement der NDEP erhielt nach den Terroranschlägen am 11. September neue Bedeutung. Westliche Regierungen sind besorgt, dass Terror-Gruppen das zumeist ungenügend geschützte Atommüll für sogenannte "schmutzige Bomben" missbrauchen könnten. Dies sind herkömmliche Sprengsätze, die Terroristen mit radkioaktivem Material anreichern könnten, um damit besonders verheerende Terrorangriffe zu verüben.

Die Kola Halbinsel östlich von Finnland, zwischen der Barent und dem Weißen Meer gelegen, bereitet der EU besondere Sorgen. Dort liegt das weltweit größte Lager von radioaktiven Abfällen. Allein an der Andreeva Küste, 45 Kilometer von der norwegischen Grenze entfernt, stehen Container mit 21.000 alten Brennelementen. Die radioaktive Strahlung ist in dieser Region bereits so hoch wie in Tschernobyl, wo 1986 ein Atomkraftwerk explodierte. (pt)