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Gefahr für Microsoft

Rolf Wenkel13. März 2003

Ein Pinguin erobert die Welt. Der Pinguin ist das Maskottchen des PC-Betriebssystems Linux. Es erobert im Wettbewerb mit dem Konkurrenten Microsoft einen immer größer werdenden Marktanteil.

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Wer das Betriebssystem Windows von Microsoft für teures Geld kauft und auf seinem Computer installiert, muss Lizenzbedingungen akzeptieren. Sie verbieten es dem Käufer bei hohen Strafen, das Programm zu verändern oder zu kopieren. So ist Microsoft reich und in der Computerszene zum Quasi-Monopolisten geworden.

Was bei Microsoft verboten ist, ist für Linux-Anwender fast eine Pflicht: Die Software frei zu verteilen und zu verbessern. Weltweit arbeiten daran rund 400.000 Entwickler. Sie gehören zur so genannten "Open Source Community", das bedeutet unter anderem, dass ihre Arbeit freiwillig und unbezahlt ist. Zwei völlig verschiedene Welten treffen damit aufeinander.

Steigender Marktanteil

Wenn sich Unternehmen für ein Betriebssystem entscheiden, dann spielt dabei nicht nur der Anschaffungspreis eine Rolle, sondern auch die Kosten für die Installation, den Betrieb und die Wartung. Die Gesamtkosten, das haben unabhängige Unternehmensberater herausgefunden, liegen bei Linux im Vergleich zu kommerziellen Konkurrenzprodukten deutlich niedriger. Das ist auch der Grund, weshalb Marktbeobachter voraussagen, Linux werde seinen Verbreitungsgrad innerhalb der nächsten zwei Jahre von 25 auf 35 Prozent erhöhen.

"Das prominenteste Beispiel ist wohl die Stadt Schwäbisch-Hall, die entschieden hat, auf SuSE Linux zu bauen", sagt Richard Seibt auf der Cebit in Hannover. Er ist Vorstandsvorsitzender der SuSE Linux AG in Nürnberg. Diese Firma vertreibt Linux und ihre 380 Mitarbeiter verdienen Geld damit, aus dem kostenlosen Linux ein abgerundetes Produkt zu machen, mit allem Anwenderkomfort, mit Handbüchern, Beratung und Unterstützung bei der Installation, der Nutzung und der Aktualisierung von Linux auf neuere Versionen. Die Stadtverwaltung von Schwäbisch-Hall hat entschieden, eine komplette Windows-Installation durch SeSE Linux zu ersetzen.

E-Government

Es gibt laut Seibt weitere Projekte wie das in Schwäbisch-Hall. Auch im Bundesfinanzministerium, im Bundestag und in anderen Verwaltungen spiele Linux bereits eine entscheidende Rolle. "Ich glaube, das wird uns in den nächsten Jahren begleiten. Denn die öffentliche Verwaltung in Deutschland und auch in Europa hat sich für Linux entschieden", so Seibt.

Aber nicht nur beim so genannten E-Government spielt das offene Betriebssystem eine Rolle. Auch große Konzerne der IT-Industrie investieren Millionen von Dollars in Linux-Lösungen - darunter IBM, SAP, Hewlett-Packard, Oracle und Sun Microsystems.

Wankender Riese

Weil der Quellcode von Linux öffentlich und völlig transparent ist, müssen die Unternehmen keine Sicherheitslöcher fürchten, die es Angreifern ermöglichen, Computersysteme mit Viren und anderen Hässlichkeiten zu sabotieren. Microsoft dagegen lebt davon, dass keiner diesen Quellcode kennt. Der Sofware-Riese hat mittlerweile allerdings der Volksrepublik China versprochen, den Windows-Quellcode offen zu legen. Ähnliche Vereinbarungen hat Microsoft bereits mit der NATO, mit Großbritannien und mit Russland getroffen.

"Ich denke, das zeigt, dass Microsoft in Linux bereits jetzt eine große Gefahr für das Unternehmen Microsoft sieht", sagt Seibt. Sollte der Riese tatsächlich wanken?