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Gefangen unter Palmen

Konstantin Klein 21. Januar 2002

Wohin mit kriegsgefangenen Taliban-Kämpfern, wenn man sich im eigenen Land nicht mehr sicher fühlt? Man fliegt die Taliban zu einer US-Marinebasis auf Kuba. Ausgerechnet Kuba. DW-Korrespondent Konstantin Klein erklärt.

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Ganz Kuba ist von den Kommunisten besetzt. Ganz Kuba? Nein. Eine gar nicht mal so kleine Marinebasis voller unbeugsamer GIs leistet Widerstand...

So finge die Geschichte des Marinestützpunktes Guantanamo an, stünde sie in einem Comic-Buch. Die Wirklichkeit ist nüchterner. Seit 99 Jahren haben die Vereinigten Staaten die Basis am Südostzipfel der Insel gepachtet - für den jährlichen Preis von $ 2000,00 in Gold, wie es im Pachtvertrag hieß -, also sehr viel länger, als "El Comandante" Fidel inzwischen den Sozialismus unter Palmen ausprobiert.

Seit 1959 lebt Castros Kuba mit den Amerikanern auf einer Insel - und genau so lange trennen Meilen von Stacheldraht, Minenfelder und Wachttürme die feindlichen Nachbarn. 1964 griff Castro zu einem Trick, der auch bei Streitigkeiten unter Kleingärtnern beliebt ist: Er drehte der Basis die Wasserversorgung ab. Aber anders als der Nachbar in der Siedlung verfügt die US-Navy über große Tanker und brachte Trinkwasser nach Guantanamo, bis dort eine Meerwasserentsalzungsanlage stand.

Heute tun die Amerikaner, als sei nichts gewesen. Die offizielle Geschichte der Basis endet mit der Umbenennung des Stützpunktes im Jahre 1952. Und "so lange sie wollen" (so festgelegt im erneuerten Pachtvertrag von 1934), nutzen die USA den Stützpunkt als ihr Fleckchen Erde auf Kuba, als Flüchtlingslager, beispielsweise während der Haiti-Krise 1991, und jetzt als Gefangenenlager.

Gefangen unter Palmen: Die Taliban werden zunächst unter freiem Himmel nächtigen - schließlich ist man in der Karibik. Für mögliche Militärtribunale eignet sich der Ort jedenfalls perfekt: strengst bewacht (von beiden Seiten des Zaunes) und weit weg von neugierigen Zivilisten.