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Gegen die Schatten der Vergangenheit

Dirk Kaufmann24. Juni 2012

Um den letzten freien Platz im Halbfinale der Euro 2012 kämpfen England und Italien. Beide Teams spielen nicht nur gegen den Gegner auf dem Platz, sondern auch gegen die Vergangenheit.

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England's Wayne Rooney (C) celebrates after scoring against Ukraine during their Group D Euro 2012 soccer match at the Donbass Arena in Donetsk, June 19, 2012. REUTERS/Michael Buholzer (UKRAINE - Tags: SPORT SOCCER TPX IMAGES OF THE DAY)
UEFA EURO 2012 England Ukraine Wayne Rooney Tor KopfballBild: Reuters

Das letzte Viertelfinalspiel der Euro 2012 in Kiew (Anstoß um 20:45 Uhr MESZ) bestreiten zwei Mannschaften, die jeweils auf ihre Art unter den Schatten der Vergangenheit leiden. Bei den Italienern ist es wieder einmal ein Korruptionsskandal. Da aber die beiden letzten Weltmeistertitel (1982 und 2006) ebenfalls von Spielern errungen wurden, für die sich die Staatsanwaltschaft interessierte, scheint das den Optimismus der abergläubischen Tifosi nur zu bestärken. Unter Druck spielen die Italiener jedenfalls immer konzentriert und die Abwehr vor dem routinierten Torhüter Gianluigi Buffon ist sowieso nur schwer zu überwinden.

Das Team von Trainer Cesare Prandelli hat bislang alle überrascht: Vom typisch italienischen Defensivfußball ist nichts mehr übrig geblieben. Die Männer um Superstar Andrea Pirlo von Juventus Turin spielen taktisch sehr variabel und meistens schnell nach vorn. Dabei sind sie allerdings von zwei Stürmern abhängig, die zu selten zeigen, was sie wirklich können. Mario Balotelli und Antonio Cassano lassen zu viele Chancen aus und machen eher neben als auf dem Platz Schlagzeilen. Von Balotelli hält der Trainer trotzdem viel: "Tief in seinem Herzen ist Mario ein Goldjunge."

ItaliensTrainer Cesare Prandelli mit Spaniens Coach Vicente del Bosque am Spielfeldrand Foto: REUTERS/Tony Gentile (POLAND - Tags: SPORT SOCCER)
Cesare Prandelli hat der Squadra Azzurra einen neuen Stil verpasst: Offensiv und mit FantasieBild: Reuters

Endlich wieder mit Torwart

England hat sich als Sieger der Gruppe D gegen Co-Gastgeber Ukraine, Schweden und Frankreich durchgesetzt. In den ersten beiden Spielen hatten sie noch auf ihren Besten, auf Wayne Rooney, verzichten müssen. Gegen Italien wird es auf den hochbegabten, aber oft unbeherrschten Star von Manchester United ankommen, denn seine Mitspieler, von Nachwuchshoffung Danny Welbeck und Keeper Joe Hart abgesehen, bieten selten mehr als fußballerische Hausmannskost.

Joe Hart ist die Überraschung bei den "Three Lions", die nach einem Schweden und einem Italiener mit Roy Hodgson wieder ein Engländer trainiert. Jahrzehnte lang hatten die Engländer nur mäßige bis schlechte Torhüter, die von der heimischen Presse oft schlimm verhöhnt worden sind. Hart von Meister Manchester City ist fangsicher und sprungstark. Außerdem kann er fußballerisch mithalten, so dass ihn seine Mitspieler auch in kritischen Situationen anspielen können.

Wayne Rooney, Kopfballduell gegen Ukrainer Kacheridi Foto: Foto:Matthias Schrader/AP/dapd
Wayne Rooney: Mit Kunsthaar gegen die Glatze, mit Kraft gegen einen ukrainischen WidersacherBild: dapd

Auch für ein Elfmeterschießen gerüstet

Die Engländer spielen am Sonntag (24.06.2012) auch gegen ihre wenig ruhmreiche Vergangenheit. Sie haben mit der WM 1966 im eigenen Land bislang erst ein Turnier gewonnen. Ansonsten ist das Auftreten englischer Mannschaften eine tragische Geschichte des Scheiterns an unterschätzten Gegnern und den eigenen Nerven.

Noch nie hat England gegen einen sogenannten großen Gegner in einem Turnier ein Ausscheidungsspiel gewonnen. Trainer Roy Hodgson will diese dunkle Serie endlich beenden. "Wie alle Engländer träume ich vom Halbfinale. Wenn wir in einigen Jahren aufhören, wollen wir das mit einer Medaille um den Hals tun." Torhüter Hart geht dabei mit gutem Beispiel voran und hat Elfmeter geübt - als Keeper und als Schütze.