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Gegenwind für Facebook & Co.

12. Februar 2018

Erstmals hat einer der größten Werbekunden weltweit den Schwergewichten aus dem Silicon Valley gedroht. Und zwar mit dem Entzug von Werbe-Millionen. Facebook hat zudem Probleme, junge User zu begeistern.

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Facebook Headquarter Zentrale Kalifornien Menlo Park
Bild: picture-alliance/dpa

Der britisch-niederländische Konsumgüterhersteller Unilever will seinen Werbeetat bei digitalen Plattformen wie Facebook und Google auf den Prüfstand stellen. Marketing-Chef Keith Weed sagte am Montag auf einer Konferenz in Kalifornien laut Redetext, man werde künftig nur noch Reklame machen, wo Kinderschutz gewährleistet sei und keine "Spaltung" der Gesellschaft vorangetrieben werde. "Als zuverlässiger Anzeigenkunde will Unilever nicht auf Plattformen Werbung machen, die keinen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten", sagte der Manager des Herstellers von Dove-Seife und Ben&Jerry's-Eis. Zudem werde man das Thema geschlechtsspezifische Stereotypen angehen.

Unilever selbst war voriges Jahr stark in die Kritik geraten wegen einer Dove-Werbung auf Facebook, die vielen als rassistisch galt. Das Unternehmen hatte sich daraufhin entschuldigt. Weed sagte, Konsumenten sei der Mehrwert für Werbekunden weitgehend egal. "Aber es geht sie sehr wohl etwas an, wenn sie ihre Marken sehen, die neben Anzeigen platziert sind, die Terror finanzieren oder die Ausbeutung von Kindern."

Facebook verliert weiter an Popularität bei jungen Usern

Unterdessen sorgt eine aktuelle Studie für weitere Negativschlagzeilen: Das Marktforschungsunternehmen eMarketer schätzte am Montag, in diesem Jahr werde in den USA die Zahl der Facebook-Nutzer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren erstmals zurückgehen, und zwar um 5,8 Prozent. Bei den Zwölf- bis 17-Jährigen werde erstmals weniger als die Hälfte Facebook nutzen, hier betrage der Rückgang 5,6 Prozent. Großer Profiteur ist Snapchat, das mehrere Übernahmeversuche durch Facebook abgewehrt hat und Anfang 2017 an die Börse ging.

Die für Facebook negative Entwicklung werde sich auch 2019 und 2020 fortsetzen, prognostiziert eMarketer. Steigende Nutzerzahlen in der Altersgruppe der Zwölf- bis 24-Jährigen sagen die Marktforscher dagegen für den Messaging-Dienst Snapchat und den Online-Bilderdienst Instagram voraus: Snapchat werde in diesem Jahr 1,9 Millionen neue Nutzer unter 25 Jahren dazugewinnen, Instagram 1,6 Millionen.

Symbolbild - Snapchat
Ginge es nach Facebook, wäre Konkurrent Snapchat mittlerweile Teil des Zuckerberg-ImperiumsBild: picture-alliance/MAXPPP/L. Tanguy

Facebook hat fast 170 Millionen Nutzer in den USA und ist damit das mit Abstand beliebteste soziale Netzwerk. Instagram - eine Tochter von Facebook - werde in diesem Jahr aber bereits mehr als 104 Millionen Nutzer haben, Snapchat 86,5 Millionen Nutzer, schätzt eMarketer.

Der Messaging-Dienst Snapchat, beliebt auch wegen der sich selbst löschenden Nachrichten, versucht derzeit, auch ältere Nutzer anzusprechen. Das könnte dem Unternehmen gelingen, "da es derzeit eine einfachere Nutzung einführt", wie Debra Aho Williamson von eMarketer erklärte. Die große Frage sei, ob die Jungen Snapchat immer noch cool finden, wenn mehr und mehr Eltern und Großeltern dort aktiv sind. "Das ist das Dilemma, in dem Facebook schon steckt."

tko/hg (rtr, afp)