1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Geglückter Auftakt am Kap

15. Juni 2009

Ein Jahr vor der Weltmeisterschaft schnuppert Südafrika WM-Luft. Beim Confederations Cup müssen die Organisatoren beweisen, dass sie ein Turnier auf die Beine stellen können. Der Auftakt verlief bereits nach Maß.

https://p.dw.com/p/IAMH
Südafrikanische Fans im Ellis Park von Johannesburg beim Auftaktspiel des Confederation Cup Südafrika gegen Irak am 14.06.2009. Foto: Ulrich Reimann/DW, Aufnahme vom 14.06.2009
Die südafrikanische Fans im Ellis Park von Johannesburg feiernBild: DW

"Unser Vertrauen gilt heute Afrika, vor allem Südafrika." Es waren die richtigen Worte von FIFA-Präsident Sepp Blatter, um das angekratzte Selbstvertrauen der WM-Gastgeber etwas aufzubauen.

FIFA-Präsident Joseph Blatter bei der Eröffnungsfeier des Confederations Cup in Johannesburg / Südafrika am 14.06.2009
Blatters Rede sorgte für BegeisterungBild: DW

Der ohrenbetäubende Lärm von zehntausenden Vuvuselas, dem traditionellen Blasinstrument der afrikanischen Fußballfans, war als Dankeschön an Blatter zu verstehen, der trotz Kritik, Planungsunsicherheit und vieler Verzögerungen beim Baufortschritt der Stadien und der Verbesserung der Infrastruktur immer an Südafrika als Gastgeber der Fußball-WM 2010 geglaubt hat. 48.000 Zuschauer im Johannesburger Ellis Park sorgten gleich zum Auftakt für eine stimmungsvolle Kulisse bei diesem Turnier. Unübersehbar war aber, dass etliche tausend Plätze im Stadion leer blieben. Große Firmen hatten Kartenkontingente für ihre Mitarbeiter und Kunden gekauft, viele blieben aber zuhause und ersparten sich so ein trostloses 0:0 zwischen Südafrika und dem Irak.

Volunteers unterstützen Zuschauer und Journalisten

Irakische und südafrikanische Fans im Ellis Park von Johannesburg beim Auftaktspiel des Confederation Cup Südafrika gegen Irak am 14.06.2009. Foto: Ulrich Reimann/DW, Aufnahme vom 14.06.2009
Auch irakische Fans waren im StadionBild: DW

Viele der 4000 freiwilligen Helfer aus ganz Südafrika hatten beim Auftaktspiel ihre Premiere. Blauer Sportdress mit gelben Streifen, das FIFA-Emblem auf dem blauen Poloshirt, sie sind von weitem zu erkennen und bestimmen das Bild rund um die Stadien und auch auf den Tribünen. In den zurückliegenden Monaten hat jeder Volunteer mehrere Wochenenden geopfert, im Training wurden sie auf ihre Aufgaben vorbereitet. Auffällig im Ellis Park besonders einer von ihnen: Taku Reck, ein Südafrikaner der Journalisten und Zuschauer anspricht, sobald er ein deutsches Wort hört. Stolz erzählt er, dass sein Vater aus Hamburg kommt und er mit seiner Mutter aus Swasiland 13 Jahre in Hamburg gelebt hat.

In der Hansestadt hat Taku Fußballspielen gelernt, hat in der D-Jugend des Hamburger SV gekickt und dort seine Leidenschaft für den Fußball entdeckt: "Ich bin ein riesengroßer Fußballfan und Anhänger des Hamburger SV. Mein Vater ist St. Pauli Fan, das passt natürlich gar nicht", verrät Taku. Von der Pressetribüne aus verfolgt Taku das Spiel Südafrikas, ärgert sich über die vielen ausgelassenen Torchancen und ist immer ansprechbar, wenn man nicht weiter weiß. Er verteilt die Mannschaftsaufstellungen, hilft wenn der TV-Monitor ausfällt und führt Journalisten wie Zuschauer zu ihren Sitzplätzen.

Vor einigen Monaten hat sich Taku als Volunteer beworben und dank seiner perfekten deutschen Sprachkenntnisse sofort den Job bekommen. Der 23-jährige ist selbstständiger Immobilienmakler, vermittelt Büroräume und Gewerbegrundstücke und plant Einkaufscenter in Johannesburg. Für den Konföderationspokal hat er sich Urlaub genommen und obwohl er als Freiwilliger bloß ein paar Euro bekommt, schätzt er den vielseitigen Einsatz. Klar will er auch bei der WM dabei sein. "Ob das aber klappt, vier Wochen ohne Verdienst für die WM opfern, das wird schwierig", blickt der Jungunternehmer auf 2010.

Beim Fußball treffen sich Schwarze und Weiße auf der Tribüne

Schwarze und weiße südafrikanische Fans im Ellis Park von Johannesburg beim Auftaktspiel des Confederation Cup Südafrika gegen Irak am 14.06.2009. Foto: Ulrich Reimann/DW, Aufnahme vom 14.06.2009
Schwarze und Weiße fiebern gemeinsamBild: DW

Auffällig im Stadion: Viele weiße Südafrikaner feuern ihr Land an, das ist längst kein Alltag. Spiele der südafrikanischen Profiliga PSL sind meistens rein schwarzafrikanische Veranstaltungen, in Zeiten der Apartheid galt Fußball als Begegnung der schwarzen Bevölkerung. Die Spiele der Orlando Pirates gegen die Kaizer Chiefs füllen jedes Stadion, die beiden Mannschaften aus dem Township Soweto haben die meisten Fans in Südafrika. 1995, beim Gewinn der Rugby-Weltmeisterschaft haben die schwarzen Südafrikaner den Erfolg ihrer "weißen" Nationalmannschaft bejubelt, Nelson Mandela hat die WM Trophäe symbolisch für ein auf dem Sportfeld geeintes Südafrika in die Höhe gereckt.

Und was 1995 beim Rugby galt, das soll sich 2010 bei der Fußball-WM wiederholen: Thabo, Gwanele und Sandile verlassen nach dem 0:0 ihres Teams gegen den Irak zwar enttäuscht das Ellis Park Stadion, sagen aber: "Sport verbindet uns alle, Fußball ist für Schwarze und Weiße, Männer und Frauen, Junge und Alte." Und das zählt manchmal mehr als ein Sieg.

Autor: Ulrich Reimann

Redaktion: Andreas Ziemons