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Geht das gut, Gündogan?

5. Oktober 2016

Ein Comeback, wieder einmal: Ilkay Gündogan kehrt nach fast einem Jahr ins DFB-Team zurück - und meldet gleich Ansprüche an: Er will Schweinsteiger beerben. Das erste Training vor dem Tschechienspiel verpasste er aber.

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Deutschland Nationalspieler Ilkay Gündogan 2015
Ilkay Gündogan ist zurück - aber diesmal auch dauerhaft?Bild: picture-alliance/GES-Sportfoto

Eine Gruppe schwarz-grau gekleideter Herren trabt durch das Stadion am Millerntor im berüchtigten Hamburger Stadtteil St. Pauli. Die erste Übung für Sportjournalisten dieser Tage: durchzählen. 21 Spieler joggen da in gemächlichem Tempo über den Platz, 23 hätten es sein sollen. Schon wieder fehlen dem Bundestrainer zwei Mitarbeiter: Mario Gomez meldete sich schon vor Anreise verletzt ab und nun fällt auch noch Ilkay Gündogan mit einer Erkältung aus - ausgerechnet Gündogan.

Der 25-jährige Mittelfeldstar sollte eigentlich an diesem Abend zur DFB-Elf zurückkehren, nach fast einem Jahr Verletzungspause. Doch beim DFB gibt man sich betont gelassen und geht davon aus, dass Gündogan rechtzeitig vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien (8. Oktober, ab 20:30 Uhr MESZ im DW-Livestream) wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kann. Das wäre wichtig, denn Bundestrainer Joachim Löw verbindet mit seinem Comeback große Hoffnungen auf mehr Stabilität, aber auch Kreativität im Mittelfeld: Gündogan bringe "nochmal eine Qualitätssteigerung", sagte der Bundestrainer in Hamburg, "er wird ein belebendes Element sein."

Die Schweinsteigerrolle hat sich Gündogan "schon vorher zugetraut"

Der Gelobte selbst geht sogar noch weiter: Er will im Weltmeister-Team in die großen Fußstapfen des verabschiedeten Kapitäns Bastian Schweinsteiger treten. "Ich hätte mir auch schon vorher zugetraut, diese Rolle zu übernehmen", sagte er der "Sport Bild" - und formulierte seinen Anspruch, wieder einen festen Platz im defensiven Mittelfeld einzunehmen. Der andere gehört Toni Kroos, mit dem Gündogan zur WM 2018 in Russland eine Achse bilden soll. Der inzwischen 29 Jahre alte Sami Khedira dürfte da aber gewiss nicht freiwillig zurückstecken, BVB-Shootingstar Julian Weigl vermutlich auch nicht und dessen derzeit ebenso famos aufspielender Teamkollege Gonzalo Castro wird aktuell vom Borussen-Coach Thomas Tuchel leidenschaftlich als weitere Alternative ins Spiel gebracht.

Deutschland Nationalmannschaft - Löw & Spieler, u.a. Gündogan
Ilkay Gündogan (Mitte) ist zurück an der Seite von Joachim Löw, der große Stücke auf ihn hältBild: picture-alliance/dpa/U. Anspach

Auffällig ist aber das Lob, mit dem der von Borussia Dortmund zu Manchester City gewechselte Gündogan von den DFB-Verantwortlichen bedacht wird - und das schon vor der ersten Trainingseinheit im DFB-Dress. "Er hat enormes Potenzial", sagte Teammanager Oliver Bierhoff, "ist unheimlich reif für sein Alter und wird bei Manchester City weiter reifen". Internationale Erfahrung soll das sein, was Gündogan noch fehle. Mit Blick auf seine bisherige Nationalmannschaftskarriere fiele einem da noch etwas anderes ein: Gesundheit und Konstanz.

"Ich wollte es vielleicht zu sehr"

Denn seit seinem DFB-Debüt 2011 im Alter von 20 Jahren machte Gündogan ganze 16 Spiele. Zwischen den sporadischen Einsätzen fehlte er meist lang. Einmal drohte ihm gar die Sport-Invalidität. Nun gibt sich Gündogan mit Blick auf die durch eine Verletzung verpasste Europameisterschaft in Frankreich nachdenklich: "Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich es vielleicht einfach zu sehr wollte. Ich hatte ja schon die WM 2014 verpasst und war vielleicht zu sehr mit den Gedanken bei der EM", sagte er der "Sport Bild". "Ich glaube, dass die Verletzungsgefahr am größten ist, wenn man nicht die volle Spannung und Aufmerksamkeit hat."

England Manchester City Ilkay Gündogan
Bei Manchester City kämpft sich Gündogan (l.) derzeit wieder zurück ins Team und zu alter StärkeBild: picture-alliance/dpa/R. Perry

Seit dem Sommer trainiert und arbeitet Gündogan unter dem großen Pep Guardiola. Bei Manchester City machte er zuletzt Fortschritte in Sachen Fitness und sei "glücklich", wie er Löw in einem längeren Telefonat Anfang vergangener Woche gesagt haben soll. In der Premier League hatte er übrigens den Saisonstart verpasst, weil er sich am Stativ eines Basketballkorbs die Kniescheibe ausgerenkt hatte. Für seine Verletzungsmisere findet Gündogan nur ein Wort: "Hölle".

Neue Gelassenheit, hoher Anspruch

Nun will Gündogan endlich auch im DFB-Trikot beweisen, dass er mehr als nur ein vielversprechendes Talent ist. Am kommenden Samstag soll er sein erstes Länderspiel seit dem 13. November 2015 bestreiten, damals stand er beim von den Terroranschlägen in Paris überschatteten 0:2 in Frankreich auf dem Rasen. Gündogan hat seine Erkenntnisse aus der Auszeit gezogen. Er will nicht mehr an die großen Turniere denken, sondern sich freuen, "dass ich gesund bin und bleibe". Mit neuer Gelassenheit und einem hohen Anspruch ist Gündogan also zurück. Geht es diesmal gut?