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Geisel-Suche wird ausgeweitet

17. Juni 2009

Die jemenitischen Sicherheitskräfte haben ihre Suche nach den sechs Geiseln aus Deutschland und Großbritannien inzwischen auf drei weitere Nachbarprovinzen ausgedehnt. Von den Opfern fehlt immer noch jede Spur.

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Jemenitische Armeeangehörige (Foto: AP)
An der Suchaktion nehmen Stammesangehörige und Regierungstruppen teilBild: AP

Hunderte von Anhängern des schiitischen Rebellenführers Abdulmalik al-Houthi im Jemen haben am Mittwoch (17.06.2009) in der Provinz Saada gegen die Entführung und Ermordung von zwei deutschen Frauen protestiert. Ein Sprecher der islamistischen Bewegung sagte, die Demonstranten hätten während ihres Protestzuges in der Ortschaft Dhahian die positive Rolle der ausländischen Helfer im Dschumhuri-Krankenhaus betont. "Wir sprechen dem deutschen Volk unser Beileid aus" und "Die Sicherheitsbehörden müssen dieses verabscheuungswürdige Verbrechen unbedingt aufklären" stand auf ihren Transparenten.

Außenaufnahme von der Bibelschule Brake (Foto: AP)
Die toten Deutschen waren Studentinnen dieser BibelschuleBild: AP

Am Montag waren in der jemenitischen Provinz Saada die Leichen zweier deutscher Pflegehelferinnen und einer koreanischen Lehrerin gefunden worden. Die Frauen waren am Freitag während eines Ausfluges zusammen mit einer deutschen fünfköpfigen Familie und einem 45 Jahre alten britischen Ingenieur nördlich der Hauptstadt Sanaa entführt worden.

Opfer aus Nordrhein-Westfalen


Bei den toten Deutschen handelt es sich um zwei Studentinnen der Bibelschule Brake im nordrheinwestfälischen Lemgo. Nach Angaben der Schule hatten sie sich wegen ihres "ausgeprägten sozial-diakonischen Engagements" für ein Praktikum im Jemen entschieden, das sie im Krankenhaus von Saada absolvierten. Von den anderen Geiseln fehlt weiterhin jede Spur.

Bundeaußenminister Frank-Walter Steinmeier informiert in Berlin die Medien über den Tod zweier deutscher Geiseln im Jemen (Foto: AP)
Außenminister Steinmeier vermutet die Vermissten in den Händen skrupelloser GewalttäterBild: AP

Aus diesem Grund haben die jemenitischen Sicherheitskräfte ihre Suche jetzt auf die Nachbarprovinzen Al-Jawf, Amran und Hadscha ausgedehnt. Auch ein deutsches Ermittlerteam ist vor Ort. Entgegen anders lautenden Berichten gebe es keine gesicherten Erkenntnisse über den Aufenthaltsort der fünf verschleppten Deutschen, sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier am Dienstag (16.06.2009) in Berlin. Es müsse aber davon ausgegangen werden, dass sie sich in den Händen skrupelloser Gewalttäter befänden. Er habe mit seinem jemenitischen Kollegen telefoniert, der ihm Hilfe in dem Fall zugesagt habe.

Steckt El Kaida hinter der Tat?

Die beiden tot aufgefundenen deutschen Frauen sind einem Pressebericht zufolge womöglich wegen ihres christlichen Bekenntnisses ermordet worden. Sie seien vermutlich als fromme Christinnen aufgefallen und deshalb getötet worden, zitiert der "Tagesspiegel" (Mittwochsausgabe) einen namentlich nicht genannten Experten aus Sicherheitskreisen. Die Tötung weiblicher Geiseln sei untypisch; islamische Terroristen brächten in der Regel zuerst Männer um.

Die jemenitische Regierung verzehnfachte die Belohnung für Hinweise auf die Entführer und ihren Aufenthaltsort. Im Jemen werden vergleichsweise häufig westliche Touristen oder Arbeiter entführt. Meistens werden sie nach der Zahlung von Lösegeld freigelassen, ohne dass es zu Gewalt kommt. Daher hat die Ermordung der Ausländer Spekulationen ausgelöst, die Terror-Organisation El Kaida könnte dahinter stecken. Am Sonntag war nach Angaben aus Sicherheitskreisen ein saudiarabischer Staatsbürger festgenommen worden, der Finanzchef von El Kaida in seinem Heimatland und im Jemen sein soll. Jemen ist das ärmste arabische Land. Die zunehmende Unruhe dort hat Befürchtungen geweckt, es könne sich zu einer Hochburg für radikale Islamisten entwickeln.

In jemenitischen Medien wurde auch von einem Machtkampf zwischen einem lokalen Drogenschmuggler und den Sicherheitskräften in Saada berichtet. Demnach könnten die Ausländer von einem Drogenboss als Faustpfand entführt worden sein, um die Behörden zur Herausgabe einer beschlagnahmten Drogenlieferung zu zwingen. (ina/je/gmf/gri/rtr/dpa/kna)