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Gekaperter Frachter in sicherem Hafen

12. April 2009

Die von Piraten angeriffene "Maersk Alabama" hat Mombasa erreicht - ihr Kapitän ist aber weiter in der Hand der Geiselnehmer. Somalische Stammesälteste haben Verhandlungen über seine Freilassung aufgenommen.

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Die 'Maersk Alabama' im Hafen von Mombasa (Foto: AP)
Die 'Maersk Alabama' ist in Mombasa angekommenBild: AP

Die Besatzung der "Maersk Alabama" zeigte sich bei ihrer Ankunft im kenianischen Mombasa erleichtert. "Es war schrecklich, von den Piraten angegriffen zu werden", beschrieb einer der Männer. Die Kidnapper seien schwer bewaffnet gewesen. Ein anderes Besatzungsmitglied lobte den Mut des Kapitäns, der sich Presseberichten zufolge freiwillig den Piraten als Geisel anbot, um seine Crew zu schützen: "Unser Kapitän ist ein Held, er hat unser Leben gerettet!"

FBI soll an Bord ermitteln

Crewmitglieder der Maersk Alabama nach der Ankunft in Mombasa (Foto: AP)
Erleichterung nach dem Andocken: Die Crew des gekaperten SchiffsBild: AP

Nach dem sicheren Anlegen in Mombasa soll die "Maersk Alabama" nun von Spezialisten der US-Bundespolizei FBI überprüft werden. Das Schiff sei in ein Verbrechen hineingezogen worden, so dass eine Spurensicherung notwendig sei, teilte die Reederei Maersk Shipping Line im US-Bundesstaat Virginia mit. Auch die 19 Besatzungsmitglieder sollten zunächst an Bord des Frachters bleiben.

Derweil wächst die Sorge um den von Piraten gekidnappten US-Kapitän Richard Phillips. Medienberichten zufolge versuchten amerikanische Marinesoldaten, das Rettungsboot zu erreichen, auf dem der Kapitän der "Maersk Alabama" festgehalten wird. Die Seeräuber sollen jedoch das Feuer eröffnet und die Marinesoldaten in die Flucht getrieben haben. Die Piraten hatten das US-Militär zuvor gewarnt, dass ein gewaltsamer Befreiungsversuch "katastrophale Folgen" haben werde. Unklar ist bisher, ob es sich tatsächlich um einen Befreiungsversuch handelte oder ob, wie es in anderen Medien heißt, sich lediglich ein Verhandlungs- oder Aufklärungstrupp der US-Marine den Seeräubern genähert hat.

Stammesälteste verhandeln

Somalische Stammesälteste haben unterdessen Verhandlungen über die Freilassung des US-Kapitäns aufgenommen. Laut dem britischen Sender BBC brachen Clanvertreter zu dem Rettungsboot auf. Das Boot treibt im Indischen Ozean, nachdem der Kraftstoff ausgegangen ist.

Nach einem Bericht der "New York Times" hatte eine Gruppe von Stammesältesten zuvor Verhandlungen abgebrochen, weil US-Unterhändler auf der Festnahme der Piraten bestanden hätten. In der Vergangenheit haben Stammesälteste - sie genießen in der somalischen Gesellschaft hohes Ansehen - immer wieder erfolgreich zwischen Seeräubern und Reedern vermittelt.

Piraten kapern weiteres Frachtschiff

Im Golf von Aden ist derweil das nächste Frachtschiff in die Hände somalischer Piraten gefallen. Sie kaperten den italienischen Schlepper "Buccaneer" ("Freibeuter") mitsamt den 16 Besatzungsmitgliedern. Zehn der Männer sind nach Angaben der Reederei Micoperi Marine Contractors Italiener, fünf Rumänen und einer Kroate. Die Reederei habe per E-Mail von der Entführung erfahren - vermutlich direkt von den Piraten.

Archivbild des gekaperten deutschen Containerschiffs Hansa Stavanger (Archivfoto: dpa)
Liegt inzwischen wieder in somalischem Hafen: Die deutsche 'Hansa Stavanger'Bild: picture-alliance/ dpa

Das ebenfalls von Piraten entführte deutsche Containerschiff "Hansa Stavanger" ist nach Angaben von Augenzeugen inzwischen in den somalischen Hafen Harardhere eingelaufen. Die Piraten hatten offenbar geplant, ihren Gesinnungsgenossen zu Hilfe zu eilen, die den US-Kapitän Richard Phillips in dem Rettungsboot gefangen halten. Allerdings hätten Marineschiffe den Versuch vereitelt, so dass die "Hansa Stavanger" an die somalische Küste zurückkehrte. Die Bundesregierung hat Medienberichten zufolge zwischenzeitlich erwogen, das Containerschiff von der Antiterroreinheit GSG 9 befreien zu lassen. Am Freitag war die Erstürmung einer französischen Jacht durch Soldaten blutig verlaufen. Eine der fünf Geiseln sowie zwei Piraten wurden bei der Aktion der französischen Marine getötet.

Lange Haftstrafen für somalische Seeräuber

Die somalischen Behörden demonstrierten derweil Härte: Ein Gericht in der halbautonomen Region Puntland verurteilte am Samstag zehn Piraten zu langen Haftstrafen von jeweils 20 Jahren. Die Männer wurden den Angaben zufolge für schuldig befunden, im vergangenen Jahr einen unter somalischer Flagge fahrenden Frachter entführt zu haben. (fw/bea/gri/dpa/ap/afp)