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Geld für Öl

Daniel Scheschkewitz26. Januar 2003

Die USA planen den Wiederaufbau des Irak. Dazu wollen sie die irakischen Ölreserven nutzen. Ob es dazu kommt, hängt aber vom Verlauf eines eventuellen Krieges ab.

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Brennende Ölfelder in Kuwait 1991. Kann sich das im Irak wiederholen?Bild: AP

Ob für einen Krieg im Irak auch die Interessen der US-Ölindustrie eine Rolle spielen, ist umstritten. Kein Zweifel jedoch besteht daran, dass die Ausbeutung der irakischen Öl-Vorkommen helfen sollen, den Wiederaufbau des Landes nach einem Krieg zu finanzieren. Dies haben Mitglieder der US-Regierung immer wieder betont.

Beträchtliche Investitionen

Gegenwärtig produziert der Irak unter den Auflagen des

Öl-für-Lebensmittel-Programms der Vereinten Nationen (UNO) 2,8 Millionen Barrel Rohöl pro Tag. Nach Ansicht von Experten ließe sich diese Fördermenge innerhalb von zwei Jahren um etwa eine Million Barrel erhöhen. Mit beträchtlichen Investitionen könnte die irakische Ölindustrie bis zum Jahr 2010 vielleicht sogar schon sechs Millionen Barell am Tag fördern. Zum Vergleich: Saudi-Arabien produziert heute rund acht Millionen Barrel täglich.

Die Bush-Regierung hat inoffiziell diskrete Gespräche mit der amerikanischen Öl-Industrie geführt, um ihre Investitions-Bereitschaft zu testen. Doch die großen Firmen Exxon, Mobil, Chevron Texaco oder Halliburton geben sich zurückhaltend. Zwar sind die langfristigen Reserven des Irak verlockend, doch eine kurz- und mittelfristige Ölförderung hängt nicht zuletzt vom Verlauf eines Kriegs ab.

Sprudelnde Ölquellen oder brennende Ölfelder

Robert Ebel, Energie-Experte beim Zentrum fü strategische Studien (CSIS) in Washington, entwirft zwei Szenarien: In günstigsten Fall wäre eine von den USA geführte Militärintervention im Irak schnell erfolgreich. Dann blieben die Ölfelder intakt, die strategischen Ölreserven der USA und anderer Industrienationen somit unangetastet. Es könne aber auch passieren, dass die meisten Ölfelder im Irak in Flammen stehen und es in Kuwait und Saudi-Arabien zu Sabotagen komme. Der Ölpreis würde auf achtzig Dollar pro Barrel steigen. In diesem Fall müssten die strategischen Ölreserven der USA angezapft werden. Bei einem länger dauernden Konflikt erhöhe sich zudem das Risiko, dass die Pipelines, Förderanlagen und Lagertanks im Krieg beschädigt würden, sagt Ebel. Halliburton, eine der großen US-Ölfirmen in Nahost, musste bereits im Golfkrieg von 1991 hohe Verluste hinnehmen, vor allem wegen der Zerstörung der Anlagen in Kuwait. Dazu soll es bei einem erneuten Waffengang gegen Saddam Hussein nicht mehr kommen.

Doch natürlich weiß heute niemand, wie es im Irak nach einem Krieg tatsächlich aussehen wird. Der Norden des Irak wird von Kurden, der Süden von der schiitischen Bevölkerung dominiert. Diese Minderheiten mit ihren zum Teil gegensätzlichen Interessen könnten die Nutzung der Ölvorkommen erschweren. Doch das hängt auch davon ab, welche Nachkriegsordnung für den Irak gefunden wird. Die irakische Opposition steht einer Privatisierung der Ölindustrie skeptisch gegenüber.

Der Kampf ums Öl hat begonnen

Ebel ist überzeugt, dass es ohne ausländische Investitionen nicht gehen wird, da viele gute Ingenieure und Geologen den Irak bereits verlassen haben. Es fehlen ausgebildete Arbeitskräfte auf den Ölbohranlagen. Die Raffinerien müssten auf europäischen Standard gebracht werden, doch dafür fehle es an neuer Technologie.

Dennoch will sich die amerikanische Ölindustrie hier wohl gerne engagieren. Bei der künftigen Förderung der irakischen Ölreserven konkurrieren die US-Firmen jedoch mit einem russischen Konsortium, angeführt vom mächtigen Lukoil-Konzern, aber auch mit der staatlichen chinesischen Ölindustrie, dem französischen Konzern Total Fina Elf und dem italienischen ENI Konzern, um nur einige zu nennen. Mit den Russen hat das Regime in Bagdad weit reichende Verträge abgeschlossen. Unklar ist aber, ob eine Nachkriegs-Regierung im Irak diese noch als gültig ansehen wird.

Bislang haben die UNO-Sanktionen größere Investitionen im Irak verhindert. Nach dem Krieg werden die Karten neu gemischt. Dann wird sich auch die Frage nach Reparationen stellen. Das irakische Öl, so heißt es in Washington, werde weiterhin den Irakern gehören. Dass sich Amerika für die Kosten einer militärischen Vetreibung Saddam Husseins nicht schadlos halten wird, erscheint allerdings schwer vorstellbar.