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Gemeinsam ist man stärker

Ingo Mannteufel22. April 2003

Mit ihrer Fusion wollen die russischen Ölgesellschaften Yukos und Sibneft in die Weltliga der Öl-Konzerne aufrücken. Mit 2,3 Millionen Barrel am Tag wird der neue Energieriese so viel Rohöl fördern wie Kuwait.

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Auch Slavneft gehört fortan zu YukosSibneftBild: AP

Gerüchte kursierten schon seit einiger Zeit. Am Dienstag (22.4.2003) gaben Michail Chodorkowski, Chef von Yukos, und der Sibneft-Boss Jewgeni Schwidler den geplanten Zusammenschluss der beiden Öl-Unternehmen bekannt: Die Sibneft-Aktionäre verkaufen dabei 20 Prozent ihrer Anteile für drei Milliarden Dollar in bar an Yukos. Die restlichen Aktien sollen in Papiere des fusionierten Unternehmens getauscht werden. Die Fusion soll zum Jahresende abgeschlossen sein - vorausgesetzt, sie wird von der russischen Anti-Monopol-Behörde bewilligt.

Meilenstein für Russland

Mit einer Marktkapitalisierung von rund 35 Milliarden Dollar wird das neue Unternehmen YukosSibneft der mit Abstand größte börsennotierte Konzern in Russland. Unter allen internationalen Öl-Konzernen rangiert es nach dieser Kennziffer auf dem siebten Platz. Gemessen am Fördervolumen wäre YukosSibneft nach Exxon Mobil, BP und Royal Dutch/Shell sogar der weltweit viertgrößte private Erdölproduzent.

Nach Angaben der beiden Unternehmen werde der neue Konzern täglich 2,3 Millionen Barrel Rohöl fördern. Dies entspricht rund 29 Prozent der russischen Förderung und in etwa auch der Produktionsmenge des OPEC-Mitglieds Kuwait. Doch nicht nur als Produzent wäre YukosSibneft ein Kraftpaket: Zusammen verfügen Yukos und Sibneft über zehn Raffinerien sowie rund 2500 Tankstellen in Russland, Weißrussland und Litauen.

Die hohen Ölpreise der vergangenen Zeit haben den russischen Energieunternehmen zu einem Boom verholfen. Mit dem Erfolg stieg auch das Interesse an russischen Unternehmen in dieser Branche. So erwarb im Februar 2003 die britische Ölgesellschaft BP 50 Prozent der drittgrößten russischen Ölfirma Tyumen Oil Co (TNK) für 6,75 Milliarden Dollar. Yukos, die bisherige Nummer 2 in Russland, und Sibneft, die Nummer 5, galten daher als potenzielle Kandidaten für Übernahmen aus dem Ausland.

Stärkung der russischen Ölindustrie

Mit der Fusion haben Yukos und Sibneft erst einmal verhindert, von einem ausländischen Energie-Konzern geschluckt zu werden. Statt dessen will YukosSibneft auf dem Weltmarkt weiter vordringen: Strategisches Ziel sei der "Aufstieg zu einer führenden Gesellschaft des globalen Energiemarktes", sagte Yukos-Vorstandschef Chodorkowski, der auch YukosSibneft leiten soll.

Die russischen Energieunternehmen engagieren sich zunehmend international. Im Blick haben sie Absatzmärkte über Europa hinaus: USA, China und Japan. Nach Meinung des bisherigen Sibneft-Präsidenten Jewgeni Schwidler wird YukosSibneft die Stellung der russischen Ölindustrie auf den internationalen Märkten bedeutend stärken. Für den geplanten Energieexport über den nördlichen eisfreien Hafen Murmansk in Richtung USA sowie Lieferungen an Japan und China aus Sibirien sind milliardenschwere Investitionen in neue Pipeline-Projekte erforderlich. Das neue Unternehmen YukosSibneft verbessert die Chancen, diese ambitionierten Pläne zu verwirklichen.