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Gemeinsam stark

Sabine Kinkartz16. Juni 2003

Mehr als vier Millionen Arbeitslose gibt es in Deutschland. Was Politik und Wirtschaft bislang nicht gelang, soll nun ein breites Netzwerk engagierter Bürger vorantreiben: mehr Arbeitsplätze und Lehrstellen zu schaffen.

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Setzt auf ein Netzwerk: Wolfgang ClementBild: AP

Wer genau hinschaute, der konnte sie schon am Morgen sehen. Bundesweit waren in großen Tageszeitungen Anzeigen geschaltet worden, die auf das Projekt "TeamArbeit für Deutschland" hinweisen. Als erstes fallen darin Köpfe ins Auge, Porträts von prominenten und weniger prominenten Bürgern, die eines vereint: der Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit.

"Größte soziale Bewegung"

Gemeinsam sollen sie ein Netzwerk bilden. Dieses soll, wie Bundeswirtschafts- und Arbeitsminister Wolfgang Clement es nennt, die größte soziale Bewegung in Deutschland werden. Vor allem Unternehmer, Manager, Abteilungsleiter, Betriebsräte, Personalräte, Wissenschaftler, Journalisten und alle, die in irgendeiner Weise mit dem Thema Arbeit, Arbeitslosigkeit, Ausbildungsplätze zu tun haben, seien gebeten und aufgefordert, mitzumachen. Die Bewegung soll über die Grenzen von Parteien und Interessengruppen hinweg gehen.

Die Idee stammt aus der sogenannten "Hartz-Kommission" zur Reform des Arbeitsmarktes. Volkswagen-Vorstand Peter Hartz hatte die Idee "Profis der Nation" genannt und in - unter anderem - dieser Idee einen Weg gesehen, innerhalb von gut zwei Jahren die Arbeitslosenzahl um zwei Millionen abzusenken.

Zehn Millionen Euro

Sechs Millionen Multiplikatoren hatte die Kommission in der Republik ausgemacht. Hartz rechnet vor: "Stellen sie sich vor, die würden alle eine Patenschaft übernehmen für die Vermittlung eines Arbeitslosen, dann können wir gemeinsam das Problem lösen." Zehn Millionen Euro stehen für das Projekt zur Verfügung, das auf drei Jahre angelegt ist. In dieser Zeit sind bundesweit etwa 50 regionale Aktionstage geplant, sie sollen als Beratungs-, Kontakt- und Infobörsen dienen.

Die Idee ist nicht neu. Auf lokaler Basis existieren schon zahlreiche Projekte, die sich aktiv gegen Arbeitslosigkeit einsetzen. Die größte derartige Initiative ist die vor fünf Jahren unter anderem von Vertretern der Bertelsmann-Stiftung und der BASF AG gegründete "Initiative für Beschäftigung", in der Unternehmen, Verbände, Gewerkschaften, Kammern und wissenschaftliche Einrichtungen zusammengeschlossen sind.

Pensionäre reaktivieren

Bundesminister Clement will mit der Initiative eng kooperieren. So sollen beispielsweise die 400 Unternehmen, die an der "Initiative für Beschäftigung" teilnehmen, frühpensionierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und andere zur Verfügung stellen, damit sie noch im laufenden Jahr Ausbildungsplätze akquirieren.

Im Gegenzug setzt auch die Initiative für Beschäftigung auf eine gemeinsame Zukunft. Einer der Mitbegründer, der Vorsitzende der IG Bergbau, Chemie und Energie, Hubertus Schmoldt, wünscht sich, dass die "TeamArbeit" diese Initiativen miteinander verbindet in Form eines Netzwerkes und auch anderen Mut macht, sich ebenfalls in diese gemeinsamen Aktivitäten zu begeben.

Aktionstage in Saarlouis und Eisenhüttenstadt

Auf den Schneeballeffekt setzt auch Bundesarbeitsminister Clement. Er ist außerdem zu der Erkenntnis gelangt, dass man in Berlin und den Ländern zwar Gesetze ändern kann, "dass wir aber mit der Änderung von Gesetzen nicht die Lebenswirklichkeit verändert haben, sondern dass wir dazu die Mithilfe von vielen Menschen brauchen."

Der erste regionale Aktionstag ist am 27. und 28. Juni in Saarlouis gemeinsam mit dem saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller geplant, der zweite am 15. und 16. August in Eisenhüttenstadt mit dem brandenburgischen Regierungschef Matthias Platzeck.