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Gerüchte in Harare

1. April 2008

Ist Präsident Mugabe schon im Ausland? Gibt es bereits Gespräche mit der Opposition? Traut sich nur keiner, dem Amtsinhaber seine Niederlage mitzuteilen? Spekulationen zuhauf. Nur die Wahlergebnisse fehlen noch immer.

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Die Anhänger von Oppositionsführer Tsvangirai freuen sich schon mal, ob zu Recht, ist weiter unklar (Foto: AP)
Die Anhänger von Oppositionsführer Tsvangirai freuen sich schon mal, ob zu Recht, ist weiter unklarBild: AP

Angesichts der sich dahinschleppenden Auszählung der Wahlen in Simbabwe brodelte am Dienstag (1.4.2008) in dem südafrikanischen Krisenstaat die Gerüchteküche. Nach inoffiziellen Berichten gab es erste hochrangige Gespräche zwischen der Regierung und der Opposition. Ob es dabei um einen Rückzug von Präsident Robert Mugabe (84) ging, war aber unklar. Mugabe war bei der Wahl drei Tage zuvor nach 28 Jahren an der Macht erneut angetreten. Angesichts der gespannten Stimmung im Land kursierten sogar Gerüchte, Mugabe habe sich bereits ins Ausland abgesetzt.

Derzeit knappe Führung für ZANU-PF bei der Parlamentswahl

Bei der Parlamentswahl lag die regierende Partei ZANU-PF von Mugabe nach den nur langsam veröffentlichten offiziellen Ergebnissen nach Auszählung von 130 der 210 Wahlkreise mit 63 Mandaten knapp vorn. Die oppositionelle Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) von Morgan Tsvangirai kam demnach bisher auf 62 Mandate, die MDC-Splitterfraktion von Arthur Mutambara auf fünf Sitze.

Stichwahl zwischen Mugabe und Tsvangirai zu erwarten

Bei der Präsidentenwahl lag Tsvangirai nach Prognosen des unabhängigen simbabwischen Wahlunterstützungsnetzwerks (ZESN) dagegen mit 49,4 Prozent klar vor Mugabe mit 41,8 Prozent. Mugabes ehemaliger Finanzminister Simba Makoni lag abgeschlagen bei 8,2 Prozent. Sollte sich dies bestätigten, müsste sich Mugabe einer Stichwahl stellen.

Das offizielle Ergebnis lag auch drei Tage nach den Wahlen noch nicht vor, was Befürchtungen über massive Fälschungen neuen Auftrieb gab. In der Hauptstadt Harare wurde die Stimmung als "angespannt und nervös" beschrieben. Im Nachbarland Südafrika äußerten sich Politiker und Medien zunehmend besorgt über die Gefahr von einem Gewaltausbruch unter aufgebrachten Simbabwern, die zunehmend von der schlimmsten Wirtschaftskrise in der Geschichte des Landes gebeutelt sind.

"Letztes Aufbäumen eines alten Diktators"

Der Afrika-Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Hartwig Fischer, hält einen Wechsel für überfällig. "Simbabwe erlebt das letzte Aufbäumen eines alternden Diktators", sagte er der Deutschen Welle. Zugleich warnte er vor Gewalt. Es werde sehr viel Blut fließen, wenn die Wahl gefälscht werde.

Kennt der Präsident die schlechte Nachricht überhaupt schon?

Nachdem sich die Opposition auf Grundlage der von Wahllokalen veröffentlichten Ergebnisse bereits zum Wahlsieger erklärt hatte, kamen am Dienstag sogar Gerüchte auf, Mugabe habe sich ins Ausland abgesetzt. Berichte, der seit den Wahlen am Samstag nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehene 84-Jährige sei auf dem Flug in das südostasiatische Land Malaysia, konterte ein Regierungssprecher mit den Worten: "Der Präsident hat weiterhin die Kontrolle." Aus informierten Kreisen hieß es jedoch, im Regierungsviertel seien nur Hubschrauber zu sehen, kaum Militär. Das wurde als Hinweis gedeutet, dass Mugabes Unterstützung bei der Armee bröckelt.

Diplomaten erklärten, es werde auch spekuliert, dass sich die Bekanntgabe der Wahlergebnisse deshalb verzögere, weil niemand sich traue, Mugabe über seine Niederlage zu informieren.

Ergebnisse erst nach völliger Stimmenauszählung

Oppositionsführer Tsvangirai, der sich ebenfalls seit Samstag nicht mehr öffentlich gezeigt hatte, sagte eine Pressekonferenz in Harare in letzter Minute ohne Angabe von Gründen wieder ab. Die Wahlkommission hatte betont, das Ergebnis der Präsidentwahl werde erst nach Auszählung aller Stimmen auch bei der Parlaments- und Kommunalwahl bekanntgegeben. Westliche Beobachter waren nicht zugelassen. (kap)

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