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"Germanator" wird US-Profi

Leona Frommelt10. September 2004

Für den Berliner Constantin Ritzmann ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Als erster deutscher Footballer hat er den Sprung in die amerikanische Profi-Liga geschafft. Ein neuer Nowitzki mit Helm?

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Achtung - Ritzmann (6) in Aktion!Bild: AP
Constantin Ritzmann erster deutscher Feldspieler in der NFL
Constantin Ritzmann vorm TrainingsbeginnBild: AP

Height: 6.3, Weight: 254, Birthdate: 12/20/1979 - hinter diesen Steckbrief-Daten verbirgt sich ein junger Mann namens Constantin Ritzmann. Nie gehört? Sie sollten sich den Namen dennoch merken. Denn vielleicht wird Constantin Ritzmann in der NFL so berühmt wie Basketballer Dirk Nowitzki in der NBA. Was das zu bedeuten hat?

Die Regeln

Also, NFL steht für National Football League, die Profiliga im American Football. Für alle, die sich mit American Football noch nicht ausgiebig beschäftigt haben, hier ein paar Vorabinformationen. Beim American Football, dem Mannschaftssport mit dem Leder-Ei, stehen sich wie beim Fußball je elf Spieler gegenüber. Die Rollen sind klar verteilt: Die angreifende Mannschaft (Offense) hat Ballbesitz und spielt gegen die Defense (Abwehr) der verteidigenden Mannschaft.

Das Spielfeld ist 120 Yards (1 Yard = 0,91m) lang, die jeweils letzten 10 Yards sind die Endzonen. Ziel der Offense ist das Erreichen der gegnerischen Endzone. Keine leichte Aufgabe, denn die verteidigende Defense versucht, den gegnerischen Ballträger so früh wie möglich zu stoppen. In der Regel geht es dabei hart zur Sache, weshalb die Spieler gut verpackt sind und Schutzhelme tragen. Schafft es die Offense, an den harten Kerlen vorbeizukommen, das Leder-Ei in die Endzone zu tragen oder in der Luft zu fangen, ist das ein Touchdown.

Expansion nach Europa

In den USA ist Football die Mannschaftssportart Nummer Eins. Über den großen Teich wurde das Ei erst Anfang der 1990er Jahre geschossen. Nicht nur die spektakulären Touchdowns, sondern auch die hübschen Cheerleader eroberten die Herzen der Fans auf dem alten Kontinent im Sturm. Gerade in Deutschland erfreut sich Football - auch Schach auf dem Rasen genannt - großer Beliebtheit. Berlin Thunder, Rhein Fire und Gründungsmitglied Frankfurt Galaxy heißen die deutschen Zugpferde der NFL Europe.

Die Mannschaften rekrutieren sich größtenteils aus US-Profis, die in der US-NFL den Durchbruch zum Stammspieler nur knapp verpasst haben. Andersherum fand bisher kein Austausch statt. Seit dieser Saison sieht das anders aus: Endlich hat ein deutscher Feldspieler den Durchbruch geschafft: Constantin Ritzmann. Das Berliner Football-Talent wurde kürzlich in den 53 Mann starken so genannten aktiven Kader der Buffalo Bills berufen. Für ihn selbst schien dies keine große Überraschung zu sein, teilte er der Presse doch kurz zuvor mit: "Ich bin hundertprozentig sicher, Gott will, dass ich in der NFL spiele. Dafür hat er mich hierher gebracht."

Karriere ohne Knick

Schon im ersten Spiel hat Ritzmann - mit Ausnahme des Fauxpas, als ihm der Helm vom Kopf flog - gezeigt, was er drauf hat. Beim 16:6 Sieg der Buffalos gegen die Denver Broncos erzielte der "Germanator" gleich einen "Sack". Was das nun schon wieder heißt? Bei einem "Sack" schafft es der Verteidiger, den Quarterback - also das Gehirn der gegnerischen Mannschaft - niederzureißen, bevor er den Ball weitergeben kann. Aber nicht nur das: Ritzmann war außerdem an einem Team-"Tackle" beteiligt - auch bei dieser Angriffsform wird der Ballträger erfolgreich zu Boden gebracht. Sicher ist, dass nicht nur sein Glaube, sondern auch harte Arbeit Ritzmann dahin gebracht hat, wo er heute ist.

Seine Karriere begann bei den Berliner Adlern und den Hamburger Blue Devils. Über ein Nachwuchsförderprogramm der NFL Europe kam Ritzmann zunächst an eine High School in Florida. Hiernach spielte er in Knoxville im renommierten College-Team der Tennessee Volunteers. Vorm Sprung in die Profi-Liga führte er die Volunteers sogar als Kapitän aufs Feld. Bei den Buffalo Bills tritt Constantin Ritzmann ab sofort als "Defensive End"-Spieler auf, das heißt, er schützt die Seiten der "Defensive Line", die die vorderste Front der Verteidigung an der "Line Of Scrimmage" bildet. Und: Ritzmanns Aufgabe ist es, den gegenerischen "Running Back" in die Feldmitte zu drängen, damit ihn die eigenen "Linebacker" stoppen können. Lernen Sie das besser schon mal auswendig. Sollte Ritzmann unser zweiter US-Mannschaftssport-Export-Schlager werden, wollen Sie doch mitreden können, oder nicht?