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Geschäftlich Clubben

(kf)7. November 2002

Vor einem Jahr wurde der erste exklusive Business-Club der Bundeshauptstadt Berlin eröffnet. Inzwischen findet die Berliner High Society immer mehr Gefallen daran, Zigarre rauchend über die Dächer Berlins zu blicken.

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Ein Club der Eliten von innen: Der Berlin Capital ClubBild: Berlin Capitol Club

Die Statuen, die das Konzerthaus von Karl Friedrich Schinkel schmücken, scheinen so nah, als könne man sie von der Lounge des Berlin Capital Clubs aus mit ausgestrecktem Arm berühren. Der Club liegt mitten im historischen Zentrum Berlins, "dort wo sich Business, Kultur und Politik treffen", so beschreibt Präsident Rolf Dieter Klostermann seinen exklusiven Club.

An diesem kalten, sonnigen Berliner Wintermorgen füllen vor allem Geschäftsleute die Lounge. Der Anlass: Der Club feiert seinen ersten Geburtstag. Die Adresse gehört zu zu feinsten in Berlin: Hotel Hilton, siebter Stock. Exklusivität ist oberstes Prinzip des Clubs und der Hauptgrund für die ständig steigende Mitgliederzahl.

Keine Club-Tradition in Deutschland

"Unser Erfolg ist ein Zeichen dafür, dass Berlin dringend solche Clubs benötigt", meint der Vize-Präsident des Berlin Capital Clubs (BCC), Peter-Hans Keilbach. Deutschland habe allerdings im Gegensatz zu England und der USA keine Clubtradition. Allein in London gibt es 90 Business-Clubs, in New York sind es 150. In Deutschland gibt es landesweit nur neun Clubs.

Die Mitgliederliste des BCC liest sich wie ein Berliner Who’s Who: Der ehemalige Deutsche Bahn-Chef Heinz Dürr, Pixelpark-Gründer Paulus Neef, die Designerin Sandra Papst und Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit. Zu den regelmäßigen Besuchern gehört zudem der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber oder der amerikanische Botschafter. Club-Präsident Klostermann nennt den BBC daher gerne den "Club der Entscheidungsträger".

Clubbing in England: Schafhirte und Politiker

Diese elitäre Haltung sei jedoch "unschön", so Robert Newell, Direktor der Royal Over-Seas League in London, im Gespräch mit DW-WORLD. In England sei der traditionelle Business-Club zwar auch exklusiv, aber nicht elitär. "In unserer Club-Bar steht der australische Schafscherer mit dem Bauern aus Lancashire neben einem Mitglied der britischen Regierung", sagt Newell.

Außerdem "ist der traditionelle Londoner Business-Club ein Mitgliederclub. Jeder Penny wird in den Club investiert und verschwindet nicht in irgendeiner privaten Tasche", erklärt Newell. Daher können sogar Studenten Mitglieder in der Royal Over-Seas League in London werden – für weniger als 90 Euro pro Jahr.

Viel Schotter für's gemütliche Sitzen

Das Klientel im Berliner Capital Club kommt vor allem aus der Geschäftswelt. Die Mitgliedschaft kostet 1250 Euro pro Jahr, dazu kommt noch eine schlappe Aufnahmegebühr von 3800 Euro. "Ein Würstchenstand-Besitzer kann wohl nicht Mitglied werden, aber ein Wurstfabrikant vielleicht", erklärt Keilbach.

Der BCC ist zudem ein privater Club. Er gehört zur CCA Group, mit mehr als 200 Clubs und Ressorts weltweit einer der Marktführer im Clubgeschäft. "Wir sind keine gemeinnützige Organisation, wir sind profitorientiert", betont BCC Geschäftsführer Hans-Jochem Gerhardt. Noch kämpft der Club, dessen Baukosten sich auf 3,2 Millionen Euro belaufen, mit roten Zahlen. Aber Gerhardt hofft, im nächsten Jahr die Gewinnschwelle zu erreichen. Dafür braucht der Club noch mehr Mitglieder.

Die Konkurrenz schläft nicht

Ab 2003 werden die Mitglieder der Berliner High Society jedoch die Wahl haben: Soll es der atemberaubende Blick auf das Konzerthaus oder vielleicht doch die nicht weniger eindrucksvolle Aussicht auf Berlins Prachtstraße "Unter den Linden" mit dem majestätischen, neu renovierten Brandenburger Tor sein? Im Obergeschoss des Hotels Adlon öffnet nämlich nächstes Jahr der "China Club" seine Tore. Auf Berlins Entscheidungsträger kommt also eine schwere Entscheidung zu.