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Geschichte aus Beton

2. Februar 2006

Ein englischer Militärhistoriker hat in der Normandie eine deutsche Bunkeranlage aus dem Zweiten Weltkrieg ausgegraben. Sie ist fast unbeschädigt - und spielte eine wichtige Rolle beim Blutbad an "Omaha Beach".

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Fast unbeschädigtBild: AP
Eingang Deutscher Bunker in Grandcamp-Maisy
Bild: AP

Tunnel, Geschützrampen, Unterkünfte - im Laufe der Jahrzehnte war viel Gras über die Anlage gewachsen. Aber der Brite Gary Stern, Herausgeber einer Militärzeitschrift, war ausdauernd genug, sie zu suchen und zu finden. Vorausgegangen war eine zähe Recherche in verschiedenen Archiven Europas. Er fand alte Karten, auf denen die Anlage eingezeichnet war, danach kaufte er den Bauern der Umgebung Stück für Stück das Land ab, auf dem sich die historische Anlage befindet.

Kaum zerstört …

Gary Steve mit Munition Deutscher Bunker in Grandcamp-Maisy
Gary Sterne mit seinen FundenBild: AP

Die Bunkeranlage befindet sich in der Normandie zwischen den historischen Strandabschnitten "Omaha Beach" und "Utah Beach", wo die Allierten am 6. Juni 1944 den Sturm auf die "Festung Europa" begannen.

"Das ist wirklich erstaunlich. Die Anlagen wurden vergessen und blieben zwischen Juni 1944, als die Amerikaner von dem Ort Besitz ergriffen, und der Entdeckung unverändert", sagte der Abgeordnete Jean-Marc Lefranc nach einer Ortsbesichtigung. Rund herum seien Bomben gefallen. "Mit Ausnahme einer Funkzelle, die völlig zerstört wurde, gab es aber keine Beschädigungen."

… aber von zerstörerischer Wirkung

60 Jahrestag D-Day Frankreich
D-Day: Landung in der NormandieBild: AP

Der Küstenabschnitt spielte eine strategisch wichtige Rolle am D-Day, dem Tag der Landung alliierter Truppen in der Normandie. "Omaha Beach" war der einzige Strandabschnitt, an dem die landenden Amerikaner verheerende Verluste zu beklagen hatten. Der schmale Küstenabschnitt mit Steilküste und Felsen - darüber die deutsche Bunkeranlage - war wie eine Falle. Es gab ein furchtbares Massaker: Die Amerikaner verloren an einem Tag circa 3500 Mann, die Deutschen etwa 700.

Touristenattraktion?

Deutscher Bunker in Grandcamp-Maisy
Bild: AP

Monatelang hat Stern das Gelände von Gestrüpp befreien lassen, dann kamen ein Dutzend Gebäude aus Stein und Beton zum Vorschein, untereinander verbunden durch 1,5 Kilometer Tunnel. "Die Anlagen bargen nicht nur eine Artilleriebatterie", sagt der Entdecker Gary Stern. "Das war ein Hauptquartier mit unterirdischem Lazarett."

Die Anlage ist nach 1944 kräftig geplündert worden. Sogar die Bodenfließen wurden herausgerissen. Trotzdem hat Stern im Inneren noch persönliche Gegenstände von Soldaten wie Brillen und Stiefel gefunden. Der Brite will die Anlage nach der Restaurierung für Touristen öffnen. (arn)