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Gespanntes Warten auf das Referendum

8. Januar 2011

Unmittelbar vor dem Unabhängigkeitsreferendum sind im Südsudan bei Gefechten sieben Menschen getötet worden. In der Hauptstadt Juba sollen tausende Polizisten für Ruhe sorgen. UN-Generalsekretär Ban rief zur Ruhe auf.

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Plakat (Foto: dpa)
Der Sudan steht vor einer historischen VolksabstimmungBild: picture alliance /dpa

Einen Tag vor der historischen Volksabstimmung über die Aufspaltung in zwei Staaten, haben sich im Sudan mehrere Zwischenfälle ereignet. Nach Angaben der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA) griffen bewaffnete Männer im erdölreichen südlichen Bezirk Mayom am Samstag (08.01.2011) die dortigen Truppen an. Die SPLA macht die Miliz von Gatluak Gai für den Angriff verantwortlich. Bei einem Gegenangriff seien sechs von Gais Männern getötet worden, so Oberst Philip Aguer von der SPLA.

Außerdem kam es zu einem tödlichen Gefecht zwischen Kämpfern des Milizenführers David Yauyau und den südsudanesischen Truppen. Dabei sei ein Zivilist getötet worden, so der Generalinspektor der südsudanesischen Polizei, General Acuil Tito Madut.

Vorbereitungen abgeschlossen

Bei der Registrierung im Südsudan wurden die Finger der Wähler mit Tinte markiert (Foto: dpa)
Bei der Registrierung wurden die Finger der Wähler mit Tinte markiertBild: picture alliance/dpa

Bislang waren dies die einzigen Zwischenfälle in der Region, wo einen Tag vor der Volksabstimmung über eine Abspaltung des Südsudan gespannte Ruhe herrscht. An den Hauptstraßen und in einigen Vierteln von Juba, der Hauptstadt des Südsudan, waren tausende Polizisten im Einsatz, um angesichts der angespannten Situation für Ruhe zu sorgen. Für die sieben Tage dauernde Abstimmung, die am Sonntag beginnt, haben sich 3,9 Millionen der etwa 8,7 Millionen Einwohner im Süden des Landes registrieren lassen.

Nach Angaben der Referendumskommission sind alle Vorbereitungen für die Abstimmung abgeschlossen. Internationale Beobachter der Europäischen Union, der Arabischen Liga und des Carter Center werden ihre ersten Einschätzungen zum Abstimmungsverlauf voraussichtlich ein paar Tage nach Ende des Referendums veröffentlichen.

Warnung vor Loslösung

Omar al-Bashir (Foto: dapd)
Omar al-Bashir warnt vor einer Abspaltung des SüdensBild: dapd

Die Volksabstimmung ist Teil des Friedensabkommens von 2005, mit dem der blutige Bürgerkrieg im Sudan nach 21 Jahren beendet wurde. Sie wird vermutlich eine Teilung des Landes zur Folge haben, da es als wahrscheinlich gilt, dass sich die knapp 4 Millionen Wähler mit großer Mehrheit gegen ein geeintes Staatswesen und für die Unabhängigkeit des Südens entscheiden.

Präsident Omar Al-Baschir hat zuvor allerdings vor einer Loslösung des Landesteils gewarnt. Der Süden sei nicht in der Lage, für die Menschen zu sorgen oder einen Staat oder eine Amtsgewalt zu bilden, sagte er dem arabischen Sender Al-Dschasira. Er zeigte aber auch Verständnis für die Unabhängigkeitsbestrebungen. Nach jahrzehntelanger Krieg seien die Bewohner des Südens entweder Flüchtlinge oder in anderer Weise zu Schaden gekommen. Die Unabhängigkeit sei aber kein Allheilmittel, so Al-Baschir.

Aufmunternde Worte von EU und UN

Süd-Sudanesen stehen mit Koffern und Gepäck (Foto: dpa)
Viele Süd-Sudanesen verlassen den NordenBild: picture alliance/dpa

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton unterstrich die Bedeutung dieser Abstimmung. Es sei äußerst wichtig für einen dauerhaften Frieden im Sudan, dass dieses Referendum abgehalten werde, erklärte sie. Die EU wolle die Stabilität und die Entwicklung von allen Teilen des Sudan unterstützen.

Aufmunternde Worte kamen auch von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der alle Seiten zu Ruhe und Besonnenheit aufrief. Die Volksabstimmung müsse im Geiste von Brüderlichkeit und Frieden abgeschlossen werden, alle Parteien müssten dafür sorgen, dass die Abstimmung frei, gerecht und sicher sei, so Ban. Die Vereinten Nationen würden ihren Teil dazu beitragen.

In der Abstimmung geht es um eine Lösung des rohstoffreichen, aber praktisch unerschlossenen Südens vom arabisch geprägten Norden des bisher größten Landes in Afrika.

Autorin: Pia Gram (dpa, dapd, afp)

Redaktion: Dirk Eckert