1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Gestern, heute und morgen

Thomas Kirschning 28. August 2002

Ob Energie oder Wasser, Agrarsubventionen oder Handelsbarrieren, Armut oder Entwicklungshilfe - für alle diese Problembereiche muss ein einziges Zauberwort herhalten: Nachhaltigkeit.

https://p.dw.com/p/2ZqC
Wir haben die Welt nur von unseren Kindern geborgtBild: AP

Der Begriff ist allerdings je nach Interessenlage äußerst dehnbar. Die Weltbank meint in ihrem soeben erschienen Weltentwicklungsbericht, Nachhaltigkeit sei nur durch eine global ausgewogenere Verteilung der Rechte und Güter zu erreichen.

Der "Weltentwicklungsbericht"

In den kommenden 50 Jahren könnte die Weltwirtschaft um das Vierfache wachsen und die Armut deutlich zurückgehen, wenn die Regierungen jetzt Maßnahmen gegen die dramatische Umweltzerstörung und soziale Ungerechtigekit ergreifen: Das ist die Botschaft, die die Weltbank den Teilnehmern des Nachhaltigkeitsgipfels mit auf ihren Weg nach Johannesburg geben will.

Für gerechte Verteilung sorgen

Eine nachhaltige Entwicklung aber sei mit den derzeitigen Ungleichgewichten in der Welt nicht zu erreichen, meint Ian Johnson, Vize-Präsident der Weltbank: "Heute besitzen 20 Prozent der Weltbevölkerung 80 Prozent des globalen Vermögens. Das muss sich mit der Zeit verändern", fordert er. Ungleich verteilte Güter und falsche politische Strategien hätten in den vergangenen Jahrzehnten zur Ausbeutung der Natur und Umweltkatstrophen geführt, zu weit verbreiteter Armut und Hungersnöten und schließlich zu Bürgerkriegen und massenhaften Migrationen.

Künftige Generationen im Blick

Es gelte mehr denn je, zwischenmenschliches Vertrauen herzustellen. Die sei gleichermaßen ein sozialer wie wirtschaftlicher Wert: Vertrauen ermögliche es überhaupt erst, Geschäfte abzuwickeln und damit Wohlstand auf breiter Basis zu erzeugen, heißt es sinngemäß im 'World Development Report': "Die zweite Ebene des Ausgleichs ist unsere wachsende Einsicht in die Notwendigkeit gerechten Managements der Wirtschaft, der Umweltbedingungen und der sozialen Verhältnisse. Nur so können wir eine ausgewogenere und gerechtere Welt schaffen, können unsere Kinder und Enkel in eine unversehrte und sichere Zukunft schauen."

Arm und Reich Hand in Hand

Alle seien aufgefordert, daran mitzuwirken, so Johnson: Die Entwicklungsländer müssen Mitbestimmung, Demokratie und Transparenz fördern. Die reichen Staaten müssen mehr finanzielle Unterstützung leisten, die Schuldenlast der Entwicklungsländer reduzieren, ihre Märkte für deren Erzeugnisse öffnen und bezahlbare medizinische Hilfe sowie Technologien zur Energieeinsparung und zur Stärkung der landwirtschaftlichen Produktion zur Verfügung stellen.

Unternehmerische Langfrist-Planung

In Johannesburg gebe es die Chance, hierzu verbindliche Vereinbarungen zu treffen. Johnson sagt, worum es geht: "Wie errichten wir Institutionen, schaffen Märkte und definieren wir Politiken und Visionen, um dies effektiv und gerecht zu gestalten?" Die Unternehmen müssen laut Weltbankbericht ihre Produktionsabläufe umweltschonend umstrukturieren und soziale Ziele im Auge behalten.

Weltbank-Vize Johnson setzt auf die Einsichtsfähigkeit der Unternehmer und eine Abkehr von schnellebiger Profitsucht, dem vielzitierten 'Shareholder-Value': "Einerseits muss dafür gefochten werden. Andererseits muss gezeigt werden, dass es Wege gibt, Gewinnstreben und Verantwortung miteinander zu verbinden. Das wiederum führt einem dauerhaften Wohlstand."

Amerikanischer Sonderweg

US-Präsident George W. Bush wird nicht am Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg teilnehmen - die amerikanische Delegation wird von Außenminister Colin Powell geführt. Bush hatte das noch von der Clinton-Administration unterzeichnete Umweltschutzabkommen von Kyoto abgelehnt.

Dennoch sieht Johnson gute Chancen dafür, dass sich die USA aus dem Prozess nicht vollends ausklinken werden. Wenn man bei der Weltbank arbeite, so Johnson, dann sei man automatisch Optimist: "Wir müssen dafür sorgen, dass es eine Vision gibt, dass wir dahin wollen, wohin wir müssen: eine nachhaltige Entwicklung der Welt. Und ich glaube, dass die Vereinigten Staaten dabei eine Rolle spielen werden."