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Gesucht: Die Seite des Siegers

Darius Cierpialkowski17. April 2003

Der Krieg im Irak ist vorbei, doch wie wird sich nun Moskau verhalten? Ein wenig Kreml-Astrologie - gedeutet von Darius Cierpialkowski.

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In Moskau kommt in diesen Tagen manch einer ins Grübeln. Geht es den USA wirklich nur um den globalen Anti-Terrorkampf, um die Zerstörung von Terrorstrukturen oder geht es den Amerikanern viel mehr um den weltweiten Machtanspruch? Im Kreml rätseln noch die Experten, und wie so oft, hört man ihre Meinung nur hinter vorgehaltener Hand, ähnlich wie in Zeiten, als die damalige Sowjetunion selbst noch eine Supermacht war.

Gegengewicht zu den USA ...

Noch vor kurzem waren die USA für Moskau der wichtigste strategische Partner. Gemeinsamer Anti-Terrorkampf gegen satte US-Investitionen in Russland, das war der Deal. Präsident Putin und sein amerikanisches Gegenüber trugen ihre neuerworbene Freundschaft offen zur Schau. Doch die US-Investitionen blieben weitgehend aus, stattdessen kam der Krieg im Irak, der dem Kreml von Anfang an lästig war.

Heute weht die amerikanische Flagge über Bagdad und Moskau fühlt sich ein wenig verraten, natürlich wegen der eigenen Wirtschaftsinteressen im Irak. Vom vermeintlichen strategischen Partner ins Abseits gestellt, wendet sich Russland Richtung Europa. Mit Paris und Berlin will der Kreml offenbar ein Gegengewicht zu den USA formieren - auch nach dem Krieg. Aber die Sterne stehen ungünstig.

... oder Rückkehr ins strategische Bündnis?

Frankreich und Deutschland sind traditionelle Verbündete der USA, sie werden es kaum ernsthaft versuchen die über Jahrzehnte gewachsenen transatlantischen Beziehungen in Frage zu stellen. Schon heute versuchen Paris und Berlin mit zarten Andeutungen zwischen den Zeilen und konkreten Zusagen an die Amerikaner, den breiten Riss zu den USA, der durch die Irak-Krise entstanden ist, zu kitten. Russland dagegen könnte am Ende völlig isoliert dastehen. Eine solche Sternenkonstellation wäre denkbar ungünstig, das hört und liest man in diesen Tagen in Moskau.

Deshalb gibt es für Präsident Putin eigentlich nur eine befriedigende Lösung: Die amerikanische Anti-Terrorallianz muss zukünftig auf einer Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen gründen und das transatlantische Zerwürfnis zwischen Deutschland, Frankreich und Amerika muss ein Ende finden. Dann würde Russland sicherlich nicht zögern, in das strategische Bündnis mit den USA zurückzukehren. Es macht sich halt besser, an der Seite des Siegers zu stehen.