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Gewalt bei Demonstrationen in Pakistan

31. August 2014

In Pakistan sind die Proteste gegen die Regierung in Gewalt umgeschlagen: Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei starben in der Hauptstadt drei Menschen.

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Zusammenstöße zwischen Polizei und Oppositionsanhängern in Pakistan (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Seit zwei Wochen belagern tausende Anhänger der Opposition das Regierungsviertel in Islamabad und fordern den Rücktritt von Premierminister Nawaz Sharif, dem sie die Fälschung der Parlamentswahl im Mai 2013 vorwerfen. Am Samstagabend nahm der Konflikt dann eine gewaltsame Wendung, als rund 25.000 Demonstranten vom Parlament zum Sitz des Premiers marschierten. Einige versuchten dort, mit Äxten und Werkzeugen so wie einem Kran die Absperrungen zu durchbrechen.

Die Polizei, die mit einem Großaufgebot im Einsatz war, setzte daraufhin Tränengas und Gummigeschosse ein. Drei Demonstranten starben am Sonntag an ihren Verletzungen, wie der Chefarzt des Pakistanischen Instituts für Medizinwissenschaften, Javed Akram, berichtete. Nach Angaben von Rettungsdiensten wurden mindestens 330 Menschen verletzt.

"Ausgebildete Terroristen"

Verteidigungsminister Khawaja Asif sagte, es gebe "1600 bis 2000 ausgebildete Terroristen", die hierher gekommen seien, "um Staatsgebäude zu besetzen". Diese Gebäude seien "die Symbole des Staates" und die Regierung werde sich "mit ganzer Kraft" gegen die Versuche zu ihrer Besetzung zur Wehr setzen. Auch aus Lahore im Osten und der Küstenstadt Karachi wurden Proteste gemeldet, wobei es in Lahore auch Zusammenstöße gab.

Die beiden wichtigsten Krankenhäuser in Islamabad teilten mit, unter den Verletzten seien viele Frauen. Die meisten Demonstranten seien durch Gummigeschosse und Tränengas verletzt worden. Wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten, setzten die Demonstranten ihrerseits Steinschleudern und Schlagstöcke gegen die Polizei ein. Trotz der in der Nacht zu Sonntag andauernden Gewalt hielten sich die Soldaten und Paramilitärs, die den Amtssitz von Sharif bewachen, zurück.

Bis "zum letzten Atemzug"

Die vom Politiker Imran Khan und dem Prediger Tahir ul-Qadri angeführten Demonstranten fordern den Rücktritt von Sharif und vorgezogene Neuwahlen. Die Opposition akzeptiert das Ergebnis der Parlamentswahl vom vergangenen Jahr nicht, die Sharifs Pakistanische Muslimliga mit breiter Mehrheit gewann. Die Partei von Imran Khan landete damals auf dem dritten Platz. Internationale Beobachter werteten die Abstimmung jedoch als frei und fair. Nach Einschätzung von Politologen könnten die Proteste von der Armee koordiniert sein, um ihre Dominanz über die zivile Regierung zurückzuerlangen.

Sharif lehnt einen Rücktritt ab, appellierte aber Anfang der Woche an die Armee, in dem Konflikt mit der Opposition zu vermitteln. Ein Vertrauter machte die Demonstranten für die Eskalation verantwortlich. Sie hätten das Haus von Sharif besetzen wollen, um dort einen Sitzstreik abzuhalten. Der Prediger ul-Qadri gab dagegen der Polizei die Schuld für die Zusammenstöße. Khan seinerseits kündigte an, die Proteste bis "zum letzten Atemzug" fortzuführen.

re/rb (afp, ap, rtr)