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Gewalt bei Protest gegen Bahn-Bau in Italien

4. Juli 2011

Auch in Italien regt sich Widerstand gegen ein Bahnprojekt: Nahe Turin kam es bei Protesten gegen den Bau einer Hochgeschwindigkeitstrasse zu schweren Scharmützeln zwischen Demonstranten und der Polizei.

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Polizisten schützen sich gegen Wurfgeschosse von Demonstranten in Norditalien (Foto: AP)
Schwere Zusammenstöße zwischen Polizei und DemonstrantenBild: dapd
Ein Demonstrant hält ein Transparent hoch, auf dem 'NO TAV' steht (Foto: AP)
Die Trasse für Hochgeschwindigkeitszüge (TAV) ist seit Jahren umstrittenBild: dapd

Im Norden Italiens eskalieren die Proteste gegen eine Hochgeschwindigkeitstrasse der italienischen Bahn. Im piemontesischen Chiomonte ging die Polizei am Sonntag (03.07.2011) mit Tränengas gegen tausende Demonstranten vor, als diese die Baustelle einer Trasse für italienische und französische Schnellzüge besetzten. Dabei wurden nach Polizeiangaben mindestens 188 Polizisten und etwa 15 Demonstranten verletzt. Die Auseinandersetzungen dauerten zwei Stunden, in deren Verlauf Sprengkörper, Steine und mit Ammoniak gefüllte Flaschen durch die Gegend flogen. Mindestens fünf Demonstranten wurden festgenommen.

Demonstranten nutzen den Protest für Gewalt

Der Protest hatte zunächst friedlich angefangen als rund 6000 Menschen, unter ihnen viele Familien und 23 Bürgermeister aus der Region, an der Tunnelbaustelle für die Schnellstrecke im Val di Susa in der Nähe von Turin demonstrierten. Später kam es dann an mehreren Stellen zu Zusammenstößen. Die Behörden machten vor allem Anarchisten für die Gewalt verantwortlich, die die Demonstration infiltriert hätten. Rund 800 zum Teil aus dem Ausland angereiste linksradikale Aktivisten hätten an dem Protest teilgenommen, so die Polizei. 300 von ihnen seien eigens aus Deutschland, Österreich, Frankreich und Spanien gekommen.

Italiens Präsident Giorgio Napolitano verurteilte die Gewalt gegen die Sicherheitskräfte und sagte, die Polizei habe richtig gehandelt, als sie mit aller Härte gegen die Anarchisten vorgegangen sei.

Trassen-Gegner fürchten starke Eingriffe in die Natur

Demonstranten flüchten, im Hintergrund Rauchschwaden (Foto: AP)
Etliche Demonstranten sollen aus dem Ausland angereist seinBild: dapd

Die Bewohner des Alpen-Tales wehren sich schon lange mit Nachdruck gegen das 15 Milliarden Euro teure Projekt, das zum Teil mit EU-Geld finanziert wird. Sie befürchten starke Eingriffe in die Natur des Val di Susa. Die geplante Trasse für Hochgeschwindigkeitszüge (TAV) liegt auf einer Strecke, die die französische Stadt Lyon mit der piemontesischen Metropole Turin verbinden soll. Frankreich und Italien hatten den Bau der Strecke 2001 vereinbart. Dadurch soll etwa die Fahrt von Paris nach Mailand von sieben auf vier Stunden verringert werden.

In Chiomonte geht es um einen 7,5 Kilometer langen Tunnel. Die Arbeiten dort begannen Ende Juni als Startschuss für den gesamten Bauabschnitt. Bereits vor einer Woche gab es Auseinandersetzungen um den Tunnelbau, dabei waren etwa 80 Menschen verletzt worden, vor allem Sicherheitskräfte. Schon früher, vor allem 2005, hatte es im Val di Susa heftige Proteste gegen das Projekt gegeben.

Autorin: Pia Gram (dpa, dapd, afp, rtr)
Redaktion: Susanne Eickenfonder