1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Gewalt gegen Journalisten nimmt weltweit zu

Judith Hartl 4. Januar 2006

Reporter ohne Grenzen zieht Bilanz: Gewalt gegen Journalisten und Zensur haben demnach zugenommen. Zum dritten Mal hintereinander ist der Irak auch 2005 weltweit das gefährlichste Land für Reporter.

https://p.dw.com/p/7kLd

Die Gewalt gegen Journalisten nimmt zu. 2005, so steht es im neuen Bericht der Menschenrechtsorganisation "Reporter ohne Grenzen" (ROG), wurden weltweit mindestens 63 Journalisten und fünf Medienmitarbeiter während oder wegen ihrer Arbeit getötet. Im Jahr zuvor, 2004, waren es zehn weniger und 2002 waren es nur 25. Diese Bilanz zog die Organisation am Mittwoch (04.01.2006) in Berlin.

So gesehen sei 2005 ein schlechtes Jahr gewesen, meint Michael Rediske von "Reporter ohne Grenzen". "Es sind immer mehr Länder, insgesamt 22, in denen Journalisten umgebracht worden sind. Und wir haben vor allen Dingen das große Problem im Irak". Dort hätten mittlerweile 24 Journalisten allein in diesem Jahr - noch mehr als im vorigen Jahr - das Leben verloren.

Der Irak sei zur Zeit und damit zum dritten Mal hintereinander mit Abstand das gefährlichste Land für Journalisten weltweit. Meistens seien die Täter Terroristen gewesen, in drei Fällen aber sollen laut "Reporter ohne Grenzen" auch amerikanische Truppen beteiligt gewesen sein.

Asien und Afrika weiter kritisch

Als nach wie vor kritisch bewertet Rediske die Pressefreiheit in einigen asiatischen und afrikanischen Ländern: "Große Gefahr besteht gerade dort für Journalisten, wo die Gesellschaft oder Oppositionelle versuchen Pressefreiheit auch durchzusetzen, wo sie formal existiert, aber dagegen gekämpft wird." Als Beispiel nennt er islamistische Gruppen in Bangladesch, "die dann Journalisten angreifen". Aber er meint damit auch Regierungen, die Journalisten in Haft setzen würden, "was vielfach auch schon dort, wo sie getötet werden, 'Zensur durch Mord' genannt wird", so Rediske weiter.

Auf den Philippinen wurden laut "Reporter ohne Grenzen" im vergangenen Jahr sieben Journalisten wegen ihrer kritischen Berichte getötet. Nach dem Irak sind die Philippinen das Land mit den meisten getöteten Journalisten. Hinter diesen Anschlägen sollen vor allem Politiker, Geschäftsleute und Drogenhändler stehen, die jedoch kaum zur Rechenschaft gezogen werden.

Zahl inhaftierter Journalisten steigt

Zensur im Internet
Internet-Zensur im Visier von ROGBild: DW

Und auch die Zahl der inhaftierten Journalisten steigt an. Weltweit sitzen zur Zeit etwa 126 Journalisten hinter Gittern, außerdem über 70 so genannte Internet-Dissidenten. Spitzenreiter ist China. Dort sitzen 32 Pressevertreter im Gefängnis. In Kuba sind laut "Reporter ohne Grenzen" 24 Journalisten inhaftiert. Und auch in Äthiopien hat sich die Lage für kritische Journalisten extrem verschlechtert. Hier sitzen nach den Massenverhaftungen im November 19 Journalisten im Gefängnis. Zu diesen Massenverhaftungen kam es als Journalisten über angebliche Manipulationen und Fälschungen der Wahlergebnisse im Mai berichteten.

Auch die Zahl der zensierten oder verbotenen Medien ist im vergangenen Jahr gegenüber 2004 um etwa 60 Prozent angestiegen. Dies sei vor allem auf den verheerenden Zustand der Pressefreiheit in Nepal zurückzuführen, so Reporter ohne Grenzen.