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Gewalt gegen libysche Demonstranten

18. Februar 2011

Mehr als 20 Menschen sollen seit Beginn der Proteste in Libyen von Sicherheitskräften getötet worden sein. Dutzende weitere wurden laut Human Rights Watch verletzt. Die Opposition ruft zu weiteren Demonstrationen auf.

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Gaddafi Porträt (Bild: epa)
Regiert mit harter Hand: GaddafiBild: picture-alliance/dpa

Tausende Demonstranten haben am Freitag (18.02.2011) im libyschen Bengasi erneut gegen Staatschef Muammar al-Gaddafi demonstriert. Augenzeugen berichteten, dass Soldaten in den Straßen der zweitgrößten Stadt des Landes patrouillieren. Am Freitag sollen in der Stadt Regierungsgegner beigesetzt werden, die am Donnerstag bei brutalen Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften getötet wurden. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sind bisher mindestens 24 Demonstranten getötet worden; die Opposition spricht sogar von etwa 45 Todesopfern.

Scharfe Munition gegen Demonstranten

Grafik Libyen (DW)
Zentrum der Proteste: Bengasi und El Baida

Die schwersten Zusammenstöße ereigneten sich in der Stadt El Baida im Osten Libyens. Rund 70 Patienten mit Schusswunden seien hier in das Krankenhaus eingeliefert worden. In Bengasi sollen laut Human Rights Watch bewaffnete Männer in Zivil unter den Sicherheitskräften gewesen sein. Aber die Demonstranten geben offensichtlich nicht auf: In El Baida trugen sie laut BBC Radio Zelte auf die Straßen, um dort ein Lager zu errichten.

Vom Fußballer zum Sozialpolitiker?

Al-Saadi al-Gaddafi (Bild: AP)
Muss sein Trikot für den neuen Job wohl ausziehen: Gaddafi juniorBild: AP

Gaddafi will jetzt einen seiner Söhne in die Unruheorte schicken. Die libysche Zeitung "Al-Watan" meldete am Freitag, der 37-jährige Al-Saadi al-Gaddafi solle jetzt nach Bengasi umziehen, um dort einen Aktionsplan zur Verbesserung der Infrastruktur umzusetzen. Eine neue Aufgabe für Gaddafi junior - bisher ist Gaddafis Sohn international eher als Spieler bei italienischen Fußballvereinen aufgefallen.

Gleichzeitig versucht Muammar al-Gaddafi, in den Medien sein Image zu polieren: Im staatlichen libyschen Fernsehen liefen am Freitag Bilder, die öffentliche Unterstützung für Gaddafi zeigen sollten. Zu sehen waren Regierungsanhänger in Tripolis. Einige von ihnen umringten Gaddafis Limousine, die sich einen Weg durch die Hauptstadt bahnte. Am Straßenrand standen Gaddafi-Anhänger mit seinem Porträt in den Händen.

Muammar al-Gaddafi (Bild: AP)
Gefällt sich als Staatschef: Muammar al-GaddafiBild: AP

Seit mehr als 40 Jahren regiert Gaddafi Libyen mit harter Hand. Seine Gegner beklagen sich über die hohe Arbeitslosigkeit, Ungerechtigkeit und begrenzte politische Freiheiten. Trotzdem: Beobachter halten einen Volksaufstand wie im Nachbarland Ägypten für unwahrscheinlich. Die libysche Führung kann im Notfall den Ölhahn aufdrehen und damit Geld ins Land fließen lassen, das die meisten sozialen Probleme spürbar mildern könnte.

Autorin: Christine Harjes (dpa, AP, Reuters, afp)
Redaktion: Katrin Ogunsade