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Gewalt in Pakistan reißt nicht ab

28. Mai 2009

Nach dem Anschlag von Lahore haben die Taliban in Pakistan weitere Angriffe auf Regierungseinrichtungen angedroht. Ihre Verlautbarungen lesen sich wie Kriegserklärungen.

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Brennender Marktstand (Foto: AP)
Taliban bomben in PeschawarBild: AP

Nur einen Tag nach dem verheerenden Selbstmordanschlag in Lahore hat am Donnerstag (28.05.2009) eine Reihe von Bombenexplosionen die Stadt Peschawar im Nordwesten Pakistans erschüttert. Zunächst zündeten die Attentäter zwei Bomben auf einem belebten Markt im Zentrum der Hauptstadt der Nordwest-Provinz und töteten sechs Menschen. Wenig später sprengte sich ein Selbstmordattentäter an einem Polizeiposten am Stadtrand in die Luft und riss fünf Polizisten mit in den Tod.

Die Bomben in der Altstadt Peschawars waren nach Angaben der Sicherheitskräfte auf Motorrädern montiert. Sie richteten schwere Schäden an. Neben den sechs Todesopfern seien mindesten 70 Menschen verletzt worden, viele von ihnen schwer. Als die Polizei am Tatort eintraf wurde sie von Extremisten auf den Dächern unter Beschuss genommen. Bei einem anschließenden Gefecht seien zwei Angreifer getötet und zwei Verdächtige festgenommen worden. Ein weiterer Anschlag ereignete sich in der Stadt Dera Ismail Khan, etwa 300 Kilometer südlich von Peschawar. Dabei sollen nach Medienberichten zwei Menschen getötet worden sein. Da Peschawar nicht weit vom Swat-Tal entfernt ist, macht die Regierung in Islamabad die Taliban für die Anschläge verantwortlich.

Anschlagsort in Lahore, Pakistan (Foto: AP)
Die Anschläge von Lahore haben einen riesigen Bombenkrater hinterlassenBild: AP

Die islamischen Extremisten hatten sich zuvor auch zu dem Blutbad von Lahore bekannt. Dabei waren nach jüngsten Behördenangaben 24 Menschen getötet und mehr als 250 weitere verletzt worden. Die Tat sei eine Rache für die Militäroffensive im Swat-Tal, bei der unschuldige Menschen zu Tode gekommen seien, sagte der Taliban-Kommandeur Hakimullah Mehsud. Er gilt als enger Vertrauter des Extremisten-Führers Baitullah Mehsud, dessen Bewegung Tehrik-e-Taliban (TTP) für zahlreiche blutige Anschläge in Pakistan verantwortlich gemacht wird. Der Kommandeur drohte zugleich mit weiteren Angriffen. "Wir planen große Anschläge gegen Regierungseinrichtungen in den kommenden Tagen und Wochen", sagte er in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters.

Der Informationsminister der Nordwest-Grenzprovinz rief die Bürger zur Geschlossenheit im Kampf gegen die Taliban auf. "Wir stellen uns der Situation und haben keine Angst, denn die Taliban werden bald besiegt sein, sagte er in Peschawar.

Unterdessen setzten die pakistanischen Streitkräfte ihre Offensive im Grenzgebiet zu Afghanistan fort. Die Hauptstadt des Swat-Tals, Mingora, sei zu 70 Prozent zurückerobert, sagte der örtliche Militärkommandeur. Auch in den Nachbardistrikten Buner und Dir gingen die Kämpfe weiter. Nach Armeeangaben wurden seit Beginn der Offensive Anfang Mai über 1000 Taliban und etwa 60 Soldaten getötet. Mehr als zwei Millionen Menschen seien auf der Flucht. Eine unabhängige Bestätigung für die Zahlen gibt es nicht.

In mehreren pakistanischen Zeitungen erschienen derweil Anzeigen, in denen die Regierung die Bevölkerung zur Hilfe bei der Festnahme von 21 Taliban-Führern auffordert und hohe Belohnungen in Aussicht stellt. So sind für den Chef der Aufständischen im Swat-Tal, Maulana Fazullah, umgerechnet 45.000 Euro ausgesetzt, für weniger prominente Anführer noch 9000 Euro. Die USA haben für Baitullah Mehsud ein Kopfgeld von 3,6 Millionen Euro ausgelobt.

Pakistan ist ein wichtiger Partner der USA im Kampf gegen die Extremisten des Terrornetzwerks Al Kaida und der Taliban, die von Pakistan aus auch Anschläge in Afghanistan durchführen. Experten befürchten, dass mit Anschlägen wie denen von Lahore und durch die Fluchtbewegung im Swat-Tal die Unterstützung der Regierung in der Bevölkerung schwindet. (gmf/hf/rtr/ap/dpa/afp)