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Sicherheit bei der FFB-WM

26. Juni 2011

Betrunkene und gewaltbereite Fußballfans werden bei der Frauenfußball-WM nicht erwartet. Davon gehen DFB, Polizei und Gewaltforscher aus. Trotzdem verlangt das internationale Sportereignis ein Sicherheitskonzept.

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Tausende deutsche Fußballfans schwenken beim Public Viewing Deutschlandfahnen. (Foto: Holger Hollemann dpa/lni)
Bild: picture alliance/dpa

Grölende Fans, die ihre Schlachtrufe dröhnend zum Besten geben, in den Innenstädten randalieren und die Stadien belagern – das sind Bilder, mit denen wir bei der FIFA Frauenfußball-WM im Sommer nicht zu rechnen haben. Um allen Fußballfans und den 16 teilnehmenden Mannschaften einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, gibt es unter der Federführung des Fußball-Weltverbandes FIFA dennoch ein Sicherheitskonzept, vergleichbar mit dem der WM 2006, erklärt Helmut Spahn, der Sicherheitsbeauftragte des DFB. Die Anforderungen an Sicherheits- und Ordnungsdienste seien die gleichen. "Der einzige Unterschied ist die Zusammensetzung der Fanorganisationen und derjenigen, die zum Fußball kommen." Das klassische Problem gewaltbereiter Fangruppierungen sei beim Frauenfußball nicht ausgeprägt.

Frauen-WM als Familienfest

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft kommt auf dem Trainingsgelände an und wird von den Fans begrüßt. (Foto: Carmen Jaspersen dpa/lbn)
Gemischtes Publikum - vor allem Familien werden erwartetBild: picture-alliance/dpa

Das Konzept orientiert sich an den Erkenntnissen von vor fünf Jahren, aber auch an Großveranstaltungen in anderen Ländern wie der FIFA WM 2010 in Südafrika oder EURO 2008 in der Schweiz und in Österreich. Einen nationalen Testlauf gab es bei der Weltmeisterschaft der U20-Juniorinnen in Deutschland im letzten Jahr: Von Gewalt keine Spur. Das wird auch jetzt so sein. Gewalt werde es überhaupt nicht geben, prophezeit Gunter Pilz, Gewaltforscher der Universität Hannover. "Es wird sehr entspannt sein, es werden viele kreischende Mädchen und Kinder dabei sein. Das ist sympathisch, aber ich fürchte, die WM wird im Vergleich zu 2006 fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden."

Weniger Fans, weniger Trubel auf den Fanmeilen, stattdessen ein friedliches Familienfest. Davon geht auch die Polizei aus. In den Stadien werden viele Kinder mit ihren Eltern erwartet. Für die Polizei immer ein gutes Zeichen, dass nicht mit Ausschreitungen und Gewalttätigkeiten zu rechnen ist.

Selbst Deutschlandspiele sind Routineeinsätze

Die deutschen Spielerinnen freuen sich nach einem Tor. (Foto: Arne Dedert dpa/lrs)
"Deutschland gegen Nigeria ist wie ein Bundesligaspiel"Bild: picture alliance / dpa

In Frankfurt am Main, wo sowohl 2006 als auch in diesem Jahr Spiele ausgetragen werden, wird das Kräftekontingent deshalb dieses Mal kleiner sein. Wo vor fünf Jahren noch die Spiele von England und Holland für ein Großaufgebot gesorgt haben, ist das Frauen-Vorrundenspiel von Gastgeber und Titelverteidiger Deutschland ein Routineeinsatz, sagt Alexander Kießling von der Polizei Frankfurt. "Das Spiel Deutschland gegen Nigeria ist unter der Woche. Das heißt, wir werden da in der Größenordnung vergleichbar mit einem Bundesligaspiel an die Sache herangehen." Und zwar ein Bundesligaspiel außerhalb der Kategorie "Sicherheitsspiel". Die Polizei sorgt ebenso dafür, dass der Verkehr geregelt wird und ist auch beim Public Viewing auf der Fanmeile in Frankfurt im Einsatz, wo Platz für 3000 bis 5000 Fans ist.

Aufwand wie beim Rockkonzert

Der Polizei sei weltweit kein einziges Frauenfußballspiel bekannt, in dem es Ausschreitungen von Hooligans gegeben hätte. Auch der nur mäßige Alkoholkonsum von weiblichen im Gegensatz zu männlichen Fußballfans spiele beim Thema Gewaltbereitschaft eine große Rolle. Dennoch ist eine dauerhafte Befehlsstelle am Main eingerichtet – in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und anderen Rettungskräften. Im Notfall kann zusätzliche Hilfe schnell vor Ort sein, so wie normalerweise bei einem Rockkonzert im Stadion.

Auch der absolute WM-Höhepunkt findet in Frankfurt statt: Das Finale. "Wir müssen natürlich abwarten, wer die Finalgegner sind", sagt Kießling. "Und dann wird es so sein, dass nicht der Fußball unsere Kräftestärke ausmacht, sondern eher das Drumherum. Wenn zum Beispiel die USA in das Finale käme, werden zahlreiche VIPs aus den USA anreisen, die natürlich Schutz benötigen." Zudem warnt die Polizei wie bei allen Großveranstaltungen vor Taschendieben. Insgesamt sehen die Verantwortlichen der WM allerdings entspannt entgegen. In Frankfurt zum Beispiel bewohnen die Mannschaften von Deutschland und Nigeria dasselbe Hotel. Bei den Männern wäre das undenkbar.

Autorin: Olivia Fritz
Redaktion: Arnulf Boettcher