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"Gewerbegebiete auf dem goldenen Tablett"

5. Juli 2002

- Die Slowakei lockt ausländische Unternehmen an

https://p.dw.com/p/2Ssw

Prag, 3.7.2002, PRAGER ZEITUNG, deutsch

"Was ist der größte Fehler, den ein deutscher Unternehmer bei Investitionen in der Slowakei begehen kann? Zu glauben, dass alles schwerer sei als in Deutschland und dass die Leute hier zu Lande schlecht ausgebildet und unmotiviert seien", lautet die spontane Antwort von Andreas Kranz, kaufmännischer Geschäftsführer von der Siemens Automotive s.r.o. in Michalovce bei Kosice (Ostslowakei). Seit 1994 produziert das deutsche Industrieunternehmen im äußersten Osten der Slowakei mit Erfolg Kabelsätze für Automobilhersteller wie Ford, Mitsubishi und Honda, heißt es in einer am Freitag (29.6.) von der Leipziger Messe veröffentlichten Pressemitteilung.

Der ostdeutsche Veranstalter bereitet zurzeit die Kongressmesse für Investitionen und Gewerbeansiedlungen in Mittel- und Osteuropa "Reallocation" vor, die vom 12. bis 13. September ihre Pforten in der Universitätsstadt öffnen wird. Besucher dieser Informations- und Kontaktbörse haben die Möglichkeit, am Folgetag der Veranstaltung attraktive Gewerbegebiete und Industrieparks in mehreren osteuropäischen EU-Beitrittskandidaten-Staaten zu besichtigen.

Siemens-Engagement

Siemens sei mittlerweile mit 1.900 Mitarbeitern in Michalovce und 2.050 Beschäftigten an drei weiteren Standorten in der näheren Umgebung zum zweitgrößten ausländischen Arbeitgeber der Ostslowakei avanciert. Jährlich verlassen rund 385.000 Kabelsätze die Montagehallen, in der einst der slowakische Elektromotorhersteller MEZ produziert hatte. Für die nächsten Jahre rechne der Konzern mit einer Jahresproduktion von etwa 530.000 Kabelsätzen. (...)

Investitionsbedingungen

Gleich in der Nachbarschaft von Siemens Automotive produziert BSH Drives and Pumps, eine 100-prozentige Tochter von Bosch Siemens, Hausgeräte, Motoren und Pumpen für Waschmaschinen, Geschirrspüler und Wäschetrockner. Seit dem Start der Motorenproduktion 1993 stieg die Jahreskapazität auf 2,5 Millionen Motoren.

Bei den Investitionsbedingungen kommen sowohl die Siemens-Repräsentanten als auch die anderen Unternehmer aus Europa und Übersee nahezu ins Schwärmen. Die Slowakei locke Investoren mit Steuerbefreiungen, günstigen Abschreibungsmodellen, niedrigen Gründstuckkosten und einer 25-prozentigen Gewinnertragssteuer, die in den nächsten zwei Jahren um drei Prozentpunkte gesenkt werde.

Hinzu komme eine Vielzahl erschlossener Gewerbegebiete und Industrieparks, die den Investoren "auf dem goldenen Tablett" serviert werden. EU-Einfuhren und -Ausfuhren seinen abgabefrei, so dass durch den Re-Export veredelter Produkte keine zusätzlichen Zolle entstehen.

"Unsere Kunden haben von uns verlangt, günstiger zu sein. Uns blieb keine andere Wahl, als mit der Produktion ins Ausland zu gehen", erläutert Standortleiter und Geschäftsführer Dieter Hartwich die Beweggründe für das Engagement von Siemens in der Slowakei. Die niedrigen Lohnkosten, die zentrale geographische Lage im Herzen Europas, ein reiches Potential an qualifizierten und praxisnah ausgebildeten Arbeitskräften haben den Ausschlag für die Slowakei gegeben.

"Die Ansiedlung in der Slowakei war eine Frage des Überlebens", sagte Jens-Uwe Niemeyer, Geschäftsführer von Matsushita Audio Video (Panasonic/Technics), bei einem Informationsgespräch mit deutschen Journalisten in Kosice.

"Wir stehen auf dem Weltmarkt in direkter Konkurrenz zu China und Japan. Mit unserer Investition in der Slowakei konnten wir unsere Kosten so weit minimieren, dass wir unsere Produktion von VHS-Videogeräten, DVD-Playern und DVD-VHS Kombigeräten zumindest in Europa halten konnten. Für uns war unter anderem entscheidend, dass wir hier auf ein großes Potential an Ingenieuren und ein umfangreiches Know-how in der Elektronik bauen konnten", fügte er hinzu. Für Matsushita arbeiten heute 1.080 Mitarbeiter. "Wir haben uns immer an die slowakischen Regierungsvertreter gehalten und waren damit gut beraten", schilderte Niemeyer seine Erfahrungen.

Hintergrund Aktuell

Nach einer Untersuchung der Slowakischen Nationalbank nimmt Deutschland mit Investitionen von mehr als einer Milliarde Dollar (2001) die Spitzenposition bei den ausländischen Direktinvestitionen ein. Das entspricht etwa einem Viertel des ausländischen Kapitals, das in die Slowakei fließt. Aber auch aus anderen europäischen Ländern wie den Niederlanden und Österreich strömen Investoren in das osteuropäische Reformland. (...) (ykk)