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'Gelebte Partnerschaft'

Thomas Mösch5. November 2007

Das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen will stärker mit dem westafrikanischen Ghana zusammenarbeiten. Dies ist die Kernbotschaft eines Abkommens, das beide Seiten in Bonn unterzeichnet haben.

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Ghana erwartet eine "dauerhaufte Beziehung", Quelle: dw
Ghana erwartet eine "dauerhaufte Beziehung"Bild: DW-Montage
Armin Laschet, Landesminister für Generationen, Familie, Frauen und Integration, Quelle: DW
Armin Laschet, Landesminister für Generationen, Familie, Frauen und IntegrationBild: dw-tv

Nordrhein-Westfalen ist mit 18 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste der 16 deutschen Bundesländer. Hier haben traditionsreiche Konzerne wie Thyssen oder Bayer ihren Sitz. Universitäten wie Bielefeld, Münster, Dortmund, Köln und Aachen sind wichtige Wissenschaftszentren. Und mit der früheren Bundeshauptstadt Bonn beherbergt das Bundesland auch den deutschen Standort der Vereinten Nationen und viele entwicklungspolitische Organisationen.

"Von den Menschen gelebt"

Für den zuständigen Minister Armin Laschet sind das genügend Gründe für ein intensives entwicklungspolitisches Engagement. Für eine Zusammenarbeit mit Ghana sprächen mehrere Punkte. Zum einen sei Ghana eine Musterdemokratie und eines der Länder in Afrika, das auf "sehr gutem Wege" sei. Mit 18 Millionen Einwohnern sei das Land zudem genauso groß wie Nordrhein-Westfalen. "Wir haben eine große Diaspora-Gemeinde von Ghanaern, die in Nordrhein-Westfalen leben und die an dieser Partnerschaft mitwirken werden", so Laschet weiter. Außerdem gebe es viele Gruppen in Nordrhein-Westfalen, die sich schon seit Jahrzehnten für Ghana engagierten, darunter etwa das Bistum Münster. "Dies wollen wir alles nutzen, damit die Partnerschaft nicht nur am grünen Tisch entsteht, sondern wirklich von den Menschen gelebt wird."

"Dauerhafte Beziehung"

Aus Ghana ist Außenminister Akwasi Osei-Adjei an den Rhein gereist, um den Vertrag zu unterschreiben. Auch er ist überzeugt davon, dass das Abkommen der Zusammenarbeit mit Deutschland neuen Schwung verleihen wird. Ghana trete in dieser Partnerschaft nicht als Bettler auf, so dass beide Völker profitieren könnten, betont Osei-Adjei. "Es geht ja nicht darum, dass eine Seite mit dem einzigen Ziel kommt, am Ende möglichst viel Profit zu machen und dann wieder zu gehen", sagt er. "Ich erwarte, dass das eine dauerhafte Beziehung wird. Ghana und Deutschland sind seit sehr langer Zeit Freunde. Dies ist eine einzigartige Gelegenheit."

Der Außenminister von Ghana, Akwasi Osei-Adjei, Quelle: dpa
Der Außenminister von Ghana, Akwasi Osei-AdjeiBild: picture-alliance/dpa

Landesminister Laschet geht davon aus, dass auch die Ghanaer ihre Erfahrungen einbringen. Sie könnten gut als Botschafter Afrikas in Nordrhein-Westfalen auftreten. Auch in der Wissenschaft gebe es schon Ansätze zur Zusammenarbeit, die weiter ausgebaut werden sollen. Erfreut zeigte sich Ghanas Außenminister darüber, dass Armin Laschet auch die Bedeutung der aus Ghana stammenden Einwanderer in Nordrhein-Westfalen hervorhob. Laschet hatte in seiner Eingangsrede appelliert, Migration nicht immer nur als Problem, sondern auch als Gewinn an Wissen und Erfahrung zu sehen.

Deutscher Paternalismus

Außenminister Osei-Adjei will deshalb auch die ghanaische Diaspora verstärkt in die Entwicklung des Landes einbeziehen. "Ein Ghanaer kann hier zum Beispiel Kapital bei einer der vielen Banken aufnehmen", erklärt er. "Das kann er zu Hause investieren, um dort zu arbeiten, Gewinn zu machen und dann den Kredit zurückzuzahlen. Daran würde dann auch das Land (Nordrhein-Westfalen) verdienen."

Großes Vorbild für die Zusammenarbeit ist die langjährige Partnerschaft zwischen Nordrhein-Westfalens südlichem Nachbarn Rheinland-Pfalz und Ruanda. Dort arbeiten Deutsche und Afrikaner auf vielen Ebenen zusammen. In der Vergangenheit gab es allerdings auch immer wieder Kritik an einer zu paternalistischen Haltung der Deutschen gegenüber den Afrikanern. Das Beispiel zeigt, dass beide Seiten ihre eigene Rolle immer wieder überdenken müssen.