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Gipfeltreffen der besten Feuerwerker

Brigitte Arleff4. September 2006

Ein himmlisches Spektakel fand in Berlin statt: Die 1. Berliner Pyronale - ein Wettbewerb der weltbesten Feuerwerker. Feuerwerkteams aus sechs Ländern zauberten perfekt durchgeplante Lichtchoreographien.

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Foto: Jonathan ArleffBild: DW

Feuerwerksinszenierungen, wie bei der Pyronale, haben nichts mehr zu tun mit Silvesterraketen, die unbeholfen abgeschossen aus Sektflaschen willkürlich an Nachbars Balkon vorbei zischen. Pyrotechniker sind keine bloßen Handwerker, die um die Zusammenhänge von Salpeter, Schwefel und Kohle wissen. Vielmehr verstehen sie sich als Künstler. Sie sind Designer und Choreographen eines Balletts aus Licht und Farben, digital entworfen am Computer und musiksynchron, elektronisch gezündet.

Die zündende Idee zu der erstmalig stattfindenden Veranstaltung in Berlin hatte der künstlerische Leiter Gerhard Kämpfe. Sechs der weltbesten Mannschaften treten im kreativen Wettstreit gegeneinander an. "Diese Konzentration an tollen Teams und grandiosem Feuerwerk ist in der Form einzigartig," schwärmt Kämpfe.

Berlin Pyronale 2006 Feuerwerk
Foto: Jonathan ArleffBild: DW

China, England, Italien, Polen, Portugal und Russland ließen es zwei Abende lang funkeln und glitzern, krachen und zischen, blitzen und leuchten am Himmel über Berlin. Jedes Team verarbeitete zwei bis drei Tonnen explosives Material für eine 15-minütige Show.

Ähnlich wie bei einem Tanzturnier mussten die Pyro-Künstler erst einen Pflichtteil absolvieren, ehe sie sich in der 10-minütigen Kür zu dem Thema "My Country" frei entfalten konnten. In einer Kombination aus Höhen- und Bodenfeuerwerk, also im Stil eines so genannten Barockfeuerwerks, tanzten Lichterkugeln, Kometen und andere Effekte über den Himmel, ergänzt durch Fontänen, Vulkane und Feuertöpfe am Boden.

Drei Meter lange Raketen oder lieber Blumiges?

Doch was macht ein wirklich gutes Feuerwerk aus? Der Pyrodesigner des außer Konkurrenz stehenden Abschluss-Feuerwerkes Hans-Georg Kehse erklärt: "Es ist die Gesamt-Choreographie aus allen pyrotechnischen Elementen, die man zur Verfügung hat. Diese Kreation, dieses Design macht den Reiz eines Feuerwerks aus."

Anhand dieser Kriterien mussten auch die zwölf Jurymitglieder, Fachleute und Prominente des öffentlichen Lebens, ihre Wertung abgeben. Unter ihnen auch der Großfeuerwerker Markus Klatt von feuerwerk.net: "Man sollte eine choreographierte Show haben, man sollte sich wirklich Gedanken gemacht haben, wie es zur Musik passen kann, wie sie am besten ihr Heimatland vertreten können und das Material sollte eine gewisse Qualität haben."

Dabei lässt jede Nation aufgrund der Mentalität und des kulturhistorischen Backgrounds eine eigene Handschrift erkennen. Die Chinesen lieben ein blumiges, bunt-verspieltes Feuerwerk, geschossen aus vielen Feuerwerksbatterien. "Speziell in Spanien, Italien sind besonders die lauten Kracher, ohrenbetäubende Kracher sehr gefragt," erzählt Kehse. "In Portugal gibt es ganz spezielle Raketen, die traditionell verschossen werden, drei Meter lange Raketen, die man hier so gar nicht kennt."

Bedenkenträger und Genussmenschen

Feuerwerksinszenierungen als eigenständige Kunstform werden immer beliebter. Großfeuerwerke "Rhein in Flammen" oder "Die Kölner Lichter" sind Publikumsmagneten. Die Kunst der schönen, vergänglichen Verschwendung lässt da kaum noch kritische Rufe, wie "Brot statt Böller" laut werden. Gerne lässt man sich mitreißen von der Mischung aus Urgewalt und filigranem Himmelszauber.

Berlin Pyronale 2006 Feuerwerk
Foto: Jonathan ArleffBild: DW

Ein Feuerwerk lässt für Momente den Alltag von uns abfallen, erzählt Designerin und Jurymitglied Jette Joop: "Ich finde, das ist wie Juwelen am Himmel, man möchte sie festhalten. Man sitzt da wie ein Kind mit offenem Mund und denkt, kann man das jetzt nicht mit nach Hause nehmen?"

Doch immer auch gibt es Pannen, wie das Team aus Großbritannien schmerzhaft erfahren musste. Ein Computerabsturz beendete ihre Vorführung abrupt. Monatelange Vorbereitungen, tagelange Aufbauarbeiten wurden so zunichte gemacht, wie Nick Kraewen von Pyrovision enttäuscht feststellte.

Den Siegerpokal nahm das Team der Luso Pyrotecnica Group aus Portugal mit nach Hause.