Pfandkredite lindern Geldnot
26. April 2010Goldene Ringe, Ketten und Armbanduhren liegen im Schaufenster von Joachim Struck in der Düsseldorfer Innenstadt. Struck ist aber kein Juwelier, sondern Pfandleiher. Gold ist für ihn und seine Kollegen von besonderer Bedeutung: "Wir gucken täglich auf den Goldpreis, sogar manchmal mehrmals täglich, um die Entwicklung zu sehen, denn Gold wird ja fortlaufend über den Tag notiert, da gibt es durchaus Schwankungen von ein paar Prozent innerhalb eines Arbeitstages."
Mehr Darlehen dank hohem Goldpreis
Als Vorsitzender des Zentralverbands des Deutschen Pfandkreditgewerbes vertritt Joachim Struck rund 200 Firmen. Der zurzeit sehr hohe Goldpreis bescherte den Pfandleihern 2009 ein Rekordjahr: Sie haben Darlehen im Wert von 530 Millionen Euro vergeben. Das ist ein Plus von 3,5 Prozent im Vergleich zu 2008.
Wie der Ring aussieht oder welche Erinnerungen ein Kunde mit seiner Goldkette verbindet, ist den Pfandleihern erst einmal egal. Was zählt ist das Material, denn danach werden die meisten Gegenstände bewertet. "In den seltensten Fällen sind die Gegenstände so modern und so gut erhalten, dass man von einem hohen Zeitwert ausgehen kann, der deutlich über dem Materialwert liegt", erklärt Struck. Je höher der Goldpreis, desto wertvoller sind dementsprechend Ring, Kette oder Armbanduhr. Pfandleiher Struck kann deshalb einen höheren Kredit auf die Gegenstände vergeben - so wird sein Angebot für die Kunden attraktiver.
Migranten, Selbstständige und Freiberufler
Anders als früher werden Elektrogeräte nur noch ganz selten beliehen - und wenn überhaupt, nur mit Garantie. Ein Pfandkredit läuft mindestens vier Monate und kann danach verlängert werden. Deshalb nutzen vor allem Menschen das Angebot, die für einen kurzen Zeitraum und kurzfristig Geld benötigen. "Unsere Kunden sind ganz überwiegend solche Mitbürger, die aus irgendwelchen Gründen von einer Bank keinen Kredit bekommen. Das sind kleinere Selbstständige, freiberuflich Tätige und das ist die ganz große Gruppe der ausländischen Mitbürger, die keinen deutschen Pass haben und per se nicht kreditwürdig bei den meisten Banken sind", erklärt Struck.
Auch weil die Banken in der Wirtschaftskrise nur zögerlich Kredite vergeben, versuchen mehr Menschen ihr Glück in einem Leihhaus. Das einzige Dokument, das der Pfandleiher sehen möchte, ist ein Ausweis. Auf eine Schufa-Auskunft verzichtet er. Für das Darlehen verlangt er ein Prozent Zinsen pro Monat sowie eine Kostenvergütung, die gesetzlich festgelegt ist.
Tragödien im Leihhaus?
Niedergeschlagene Kunden, die traurig sind, weil sie sich von einem lieb gewonnen Gegenstand trennen müssen, erlebt Struck selten. "Der Kunde hat eigentlich wenig Scheu, bei uns ein Erbstück, ein Hochzeitgeschenk oder ein anderes lieb gewonnenes Sammlerstück zu verpfänden". Denn der Kunde bleibt weiterhin der Eigentümer. Der Pfandleiher bewahrt den Gegenstand nur auf - sicher und versichert. Fast alle Kunden holen ihr Schmuckstück wieder ab und zahlen das Geld zurück. Nur rund sieben Prozent der Kunden können das nicht. "Weh tut es den Kunden, wenn sie merken, sie können den Gegenstand nicht wieder einlösen, nicht wieder zurückholen, er muss versteigert werden. Aber das ist eben eine Sache, die im Wirtschaftsleben stattfindet, es geht eben auch mal etwas schief", kommentiert Pfandleiher Struck. Wenn sich auch bei einer Versteigerung kein Käufer findet, bietet der Pfandleiher selbst, und erwirbt den goldenen Ring, die Kette oder Armbanduhr. Das Schmuckstück landet dann im Schaufenster in der Düsseldorfer Innenstadt und wartet auf einen Käufer.
Autorin: Susanne Schäfer
Redaktion: Monika Lohmüller