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Glänzende Zeiten für deutsche Exporteure

9. Februar 2011

Der Außenhandel hat 2010 kräftig zugelegt. Aber weder die Exporte noch die Importe haben ihre Vorkrisen-Werte von 2008 erreicht. Allerdings gibt es noch einige Gefahren, meint Anton Börner vom Außenhandelsverband.

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Containerschiff im Hafen
Der Export florierte 2010, im kommenden Jahr wird er wohl nicht so kräftig wachsenBild: AP

Herr Börner, die deutschen Exporte sind 2010 wegen der starken Nachfrage aus boomenden Schwellenländern, wie China, kräftig gestiegen, sie legten um 18,5 Prozent zu auf rund 950 Milliarden Euro. Wie beurteilen Sie diese Zahlen?

Der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V. (BGA), Anton F. Börner Foto: dpa
"Wir sind sehr überrascht über den gewaltigen Anstieg"Bild: picture-alliance/dpa

Wir hatten zwar schon einen zweistelligen Anstieg im Januar prognostiziert, sind aber sehr überrascht durch diesen gewaltigen Anstieg. Ich denke 2011 werden wir auf unser langfristiges Mittel wieder zurückkommen. Es wird zwar immer noch eine Steigerung möglich sein, aber eine deutlich geringere. Wir rechnen für 2011 mit sieben Prozent Steigerung im Schnitt.

Wo liegen denn die größten Gefahren für den deutschen Export?

Es gibt ein ganzes Bündel von Gefahren. Das eine ist die amerikanische Geldpolitik, die wir als sehr inflationär sehen. Das bedeutet, dass die Rohstoffpreise weiter deutlich steigen, das tut uns natürlich als rohstoffarmes Land sehr weh, weil wir auf die Importe angewiesen sind.

Das Zweite, was uns sehr Sorgen macht, ist die Inflation. Gerade in Ländern wie Indien und China, die zweistellige Inflationsraten im Lebensmittelbereich haben, könnten die Regierungen gezwungen sein, das Wachstum künstlich abzubremsen und das würde uns auch treffen, weil diese Länder letztlich die großen Lokomotiven sind, die uns nach oben ziehen.

Die dritte Gefahr ist die europäische Schuldenkrise, weil wir da auch nicht so genau wissen, ob sie die Politik in den Griff bekommt oder nicht. Ich bin da eher skeptisch. Die Schuldenkrise könnte am Ende wiederum eine Inflationsgefahr bedeuten. Der Grund ist: Die Europäische Zentralbank steht vor einem Dilemma. Eigentlich müsste sie wegen der stark wachsenden deutschen Wirtschaft die Zinsen erhöhen. Das kann sie aber nicht, weil sich die südeuropäischen Länder gerade in einer wachstumsschwachen Phase befinden und wegen der drastischen Sparmaßnahmen in die Rezession abgleiten werden. Das ist für unseren Export nicht gut, weil Deutschland einen großen Teil seiner Waren in den Euroraum exportiert.

Könnten denn die Unruhen in Ägypten zu einer Gefahr werden?

Die politischen Unruhen können natürlich eine Gefahr werden. Wenn sie eskalieren und sich dann in erster Linie auf die Rohstoffpreise - in den arabischen Ländern natürlich auf den Ölpreis - schlagen. Im Augenblick sehe ich das noch nicht als so gefährlich an, weil die Weltgemeinschaft doch sehr stark im Hintergrund daran arbeitet, dass diese Konflikte nicht eskalieren und dass es zu friedlichen Übergängen von den autoritären, totalitären Regimen zu einigermaßen demokratisch orientierten Strukturen kommt.

Das Interview führte: Klaus Ulrich

Redaktion: Insa Wrede