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Ötzi kommt ins Kino

Klaus Krämer
28. September 2016

Sein rätselhafter Tod vor 5000 Jahren gibt bis heute viel Raum für Spekulationen. Jetzt wird Ötzis fiktive Geschichte verfilmt. Die Hauptrolle in "Iceman" übernimmt Charakterkopf Jürgen Vogel.

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Jürgen Vogel als Ötzi
Bild: picture-alliance/dpa/F.Hörhager

Ein Mann kämpft sich durch die Schneemassen des Hochgebirges. Seine Kräfte schwinden zusehends in der menschenfeindlichen Gletscherwelt. Deshalb beschließt er zu rasten und etwas zu essen. Noch während er dabei ist, ein Stück Fleisch vom Alpensteinbock und etwas Getreide zu verzehren, durchfährt ihn plötzlich ein heftige Schmerz. Ein Pfeil hat sein linkes Schulterblatt durchbohrt und sitzt tief in der Schulter. Doch daran ist er nicht gestorben, stellen Wissenschaftler mehr als 5000 Jahre später fest. Sie diagnostizieren bei "Ötzi", wie alle Welt den Mann bald nennt, ein Schädeltrauma. Ob es von einem Feinde verursacht wurde oder durch einen Sturz nach der Pfeilattacke – wer weiß. So jedenfalls könnte er sich abgespielt haben, einer der ältesten ungeklärten Mordfälle der Menschheitsgeschichte. Jetzt wird die fiktive Geschichte des Mannes, dessen sterbliche Überreste 1991 in den Ötztaler Alpen gefunden wurden, fürs Kino verfilmt.

 

Ötzi bekommt eine Lebensgeschichte 

Es ist eine internationalen Film-Koproduktion mit dem Arbeitstitel "Iceman - die Legende von Ötzi". Autor und Regisseur Felix Randau entwickelt um den legendären Gletschermann, den er "Kelab" nennt, nun eine Lebensgeschichte. "Er ist ein Leader, der Ortsvorsteher. Man denkt, dass er in Richtung Medizinmann geht", sagt Produzent Jan Krüger. "Er ist ein spiritueller und liebender Mensch, dem alles genommen wurde." Kelab verlässt sein Dorf und seine Familie, um auf die Jagd zu gehen. Als er zurückkommt, ist die Siedlung gebrandschatzt, seine Frau und sein Sohn sind tot, das heilige Totem seiner Sippe ist gestohlen. Nur ein Säugling überlebt. Kelab nimmt ihn mit. Und schwört Rache.

Intensive Recherche

Randau hat für das Drehbuch genau recherchiert und so manches gelesen, was Wissenschaftler über den Gletschermann und die Zeit, in der lebte, herausgefunden haben. Das Buch entstand unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Museum in Bozen, wo die verhutzelte schwarze Gletschermumie gut gekühlt und mit Wasser besprüht in einer dunklen Gruft liegt - regelmäßig besucht von Schaulustigen.

Hauptdarsteller im besten Ötzi-Alter

Jürgen Vogel als Ötzi Foto: Felix Hörhager/dpa
Schauspieler Jürgen Vogel bei Dreharbeiten in der Asamklamm bei Eschenlohe (Bayern)Bild: picture-alliance/dpa/F.Hörhager

Dass Schauspieler Jürgen Vogel den Mann aus der späten Jungsteinzeit oder Kupfersteinzeit verkörpert, scheint eine gute Wahl zu sein. Immerhin ist der Charakterkopf mit 48 Jahren im richtigen Ötzi-Alter. Er hat für die Rolle Bogenschießen gelernt, sich mit Kraft- und Ausdauertraining vorbereitet. Er passe physisch gut zu Ötzi, sagt er selbst: Wie er sei er tätowiert und eher klein. Und: "Bei mir passen gut Perücken." Zwei Stunden muss Vogel in die Maske, ehe der Glatzkopf mit Kunsthaar, Lederkluft und einem eigens angefertigten Gebiss als Ötzi dasteht. Produzent Krüger sagt, Vogels ausdrucksstarke Mimik und die physische Leinwandpräsenz seien bei der Besetzung der Rolle ausschlaggebend gewesen.

Archaisches Drama

Wie genau das Leben des Gletschermanns und sein Ende im Film ausgestaltet werden, bleibt natürlich ein Geheimnis. Immerhin gehen Kriminalexperten eher von einem heimtückischen Mord aus. Ob eine Beziehungstat, ein Auftragsmord oder ob gar eine Frau dahinter steckte - der Fall wird vermutlich nie ganz geklärt werden. Viel Spielraum also für Fantasie. Allerdings verrät Krüger, im Film werde nicht viel geredet. Die Szenen in den spektakulären Berg- und Gletscherlandschaften sollen für sich sprechen. So viel ist bisher absehbar: Es verspricht ein archaisches Drama mit großen Bildern und vielen Gefühlen zu werden.

Premiere soll "Iceman - die Legende von Ötzi" im nächsten Jahr auf einem internationalen Festival feiern, der Kinostart folgt dann im Winter 2017/2018.

kk/suc (dpa)