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Goethe-Institut zieht Bilanz

Marcel Fürstenau, Berlin11. Dezember 2004

Ständige Neueröffnungen - diese Zeiten sind bei den Goethe-Instituten vorbei. "Dezentrale Stützpunkte" sollen für eine breite Streuung der deutschen Kulturvermittlung im Ausland sorgen. Das Goethe-Institut zieht Bilanz.

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Das Goethe-Institut in Salvador de Bahia (Brasilien)Bild: dpa

144 Institute unterhält das Goethe-Institut weltweit, davon 16 im Inland. Einige werden jetzt wegen mangelnder Nachfrage geschlossen, kündigte Generalsekretär Andreas Schlüter an und verwies darauf, dass sich die Inlandseinrichtungen ausschließlich über eigene Einnahmen finanzieren müssen.

Teil der Außenpolitik

Zu Beginn dieses Jahres waren die Goethe-Institute auf einer Liste von "Subventionsempfängern" aufgetaucht, deren Förderung überprüft werden sollte. Autoren des Papiers waren die Ministerpräsidenten von Hessen und Nordrhein-Westfalen, Roland Koch (CDU) und Peer Steinbrück (SPD). Der Schreck war erst Mal groß, der unerwartete Angriff auf die Goethe-Gelder konnte aber abgewehrt werden. Nach einer breiten Diskussion seien sich schließlich alle Politiker einig gewesen, dass die Arbeit des Goethe-Instituts ein integraler Bestandteil der Außenpolitik sei, erklärte Schlüter auf der Jahrespressekonferenz des Goethe-Instituts in Berlin.

Die Präsidentin der Goethe-Institute, Jutta Limbach, ist froh, dass die Liste der Auslands-Dependancen auch Namen von Städten wie Algier, Teheran und Bagdad enthält, die in der Vergangenheit aus politischen oder Sicherheitsgründen verlassen werden mussten.

Dezentrale Stützpunkte

Die Zeit der ständigen Neueröffnungen sei aber aus finanziellen und aus strategischen Gründen vorbei, sagte Generalsekretär Schlüter. Künftig sollen neben personell gut ausgestatteten Instituten dezentrale Stützpunkte hinzukommen - so, wie es in Russland schon der Fall ist. Zurzeit gibt es dort je ein Institut in St.Petersburg und eins in Moskau. Insgesamt ist das Goethe-Institut in dieser Region aber an hundert Punkten vertreten - zum überwiegenden Teil mit Lesesälen, Sprachkurs-Zentren oder Informationspunkten, die über die Arbeit der Goethe-Institute informieren.

Dialog mit dem Islam

Mit Unterstützung privater und öffentlich-rechtlicher Förderer will das Goethe-Institut sein Kultur- und Sprach-Angebot ausweiten. Ein Schwerpunkt soll dabei der islamische Raum sein, sagte Instituts-Präsidentin Limbach. So plant das Goethe-Institut bald mit einem so genannten "Dialog-Punkt" in den Jemen zu gehen.

Präsenz in Nordkorea

Als einen "absoluten Höhepunkt" bezeichnete Limbach die Eröffnung eines Lesesaals in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang, der vom Goethe-Institut im südkoreanischen Seoul mitverwaltet wird. Um die Präsenz in dem total abgeschirmten kommunistischen Staat zu verstärken, soll so bald wie möglich ein Mitarbeiter des Goethe-Instituts nach Pjöngjang entsandt werden, kündigte Limbach an.

Nachwuchs

Weltweit beschäftigen die Goethe-Institute rund 3200 Mitarbeiter, wobei der Altersdurchschnitt in den Auslandsdependancen bei 54 Jahren liegt. Generalsekretär Schlüter ist deshalb froh, dass er in diesem Jahr 14 so genannte Trainees anstellen konnte. Junge Leute, die mittelfristig in Führungspositionen hineinwachsen sollen. Wie groß das Interesse am Goethe-Institut sei, zeige die Zahl von mehr als 3000 Bewerbungen, sagte Schlüter.

Pläne

Zur strategischen Neuausrichtung der auswärtigen Kulturarbeit gehöre auch die engere Zusammenarbeit mit vergleichbaren Institutionen anderer Länder, beispielsweise dem British Council oder dem Instituto Cervantes in Spanien.

Intensiviert werden soll auch die Pflege der deutschen Sprache, sagte Generalsekretär Schlüter. Die Nachfrage und das Interesse nähme ständig zu. In diesem Jahr belegten 150.000 Menschen Sprachkurse beim Goethe-Institut, das damit Einnahmen in Millionen-Höhe erzielen konnte.